Der heißersehnte Brief aus Kanada

So einen Brief erhält die Trierer Polizei nicht alle Tage: Der Kanadier und Ex-Eurener Kurt Schmidt hat über das "Hauptquartier" seinen alten Schulfreund Franz-Josef Lentes (64) gesucht - und ist nach fast 44 Jahren fündig geworden. Damit haben die Beamten geschafft, was selbst das um Hilfe gebetene Fernsehen nicht vermochte.

 Franz-Josef Lentes zeigt ein altes Foto und einen neuen Brief von Schulfreund Kurt Schmidt. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Franz-Josef Lentes zeigt ein altes Foto und einen neuen Brief von Schulfreund Kurt Schmidt. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier-Heiligkreuz. (mehi) "Polizeipräsidium Trier", habe sich der Mann am Telefon gemeldet, "nicht erschrecken." Die Nachricht von der polizeilichen Pressestelle war denn auch eine äußerst gute: Sie suchte im Auftrag eines Kanadiers nach Franz-Josef Lentes, der vor rund 50 Jahren in der Weberbach in Trier gewohnt hat. Viele Infos hatten die Beamten nicht, außer dass sie Kurt Schmidt aus Kingston/Ontario helfen sollten, seinen langjährigen Freund aufzuspüren.

"Die Freude ist groß, dass wir wieder gegenseitig voneinander hören", sagt Lentes, der Schmidt sofort zurückgeschrieben hat. Er selbst habe fast 44 Jahre lang versucht, mit dem Kumpel aus Schultagen in Kontakt zu kommen. "Wir hatten alles getan, um den Kerl zu finden. Und dann kommt auf einmal der Brief."

Vor mehr als 40 Jahren ging der heute 64-Jährige zu Schmidts alter Wohnung. "Wir wussten nicht, dass seine Mutter mit ausgewandert ist. Aber die neuen Mieter hatten keine Adresse." Seine Frau habe dann ihren Bruder bei der Post gebeten, die Telefonnummer in Toronto herauszusuchen - ohne Erfolg. Und 1991 habe sie sogar - als Geburtstagsgeschenk für ihren Mann - an Rudi Carells Sendung "Lass Dich überraschen" im WDR geschrieben. Leider haben auch die ihn nicht finden können.

Der letzte Brief von Schmidt trägt das Datum 1. Februar 1965. Auf dem beigelegten Foto von 1964 reckt ein junger Mann siegessicher den Arm und lacht in die Kamera. Seitdem hat Lentes nichts mehr von seinem Schulkameraden gehört. Schmidt war 1959 mit seiner Mutter von Euren nach Toronto/Kanada ausgewandert. Sechs Jahre lang haben sich die Freunde regelmäßig geschrieben. Dann war Schluss. Beim Umzug - er heiratete ein Jahr später seine Ursula - sei Schmidts Adresse verschwunden. "Wir kennen uns, seit wir zusammen in die Barbara-Schule gingen", erinnert sich Lentes, der heute in Heiligkreuz lebt. Seitdem seien sie die besten Freunde gewesen. "Ich war oft bei ihm, denn er hatte so viele Spielsachen: eine elektrische Eisenbahn, Rollschuhe und ein Fahrrad. Das war für mich wie ein zweites Zuhause." Sie hätten viel gemeinsam unternommen. "Kurt hat mich immer eingeladen." Eingeladen habe er ihn 1959 auch, nach Kanada zu ziehen. "Er hätte die Schiffspassage gezahlt", sagt Lentes, den jedoch damals der Wehrdienst rief.

Sehnsüchtig wartet Lentes auf ein Lebenszeichen



"Kurt hatte einen Onkel in Kanada und erzählte, dass er dessen Frisörladen übernehmen wolle." In seinem letzten Brief schrieb Schmidt, dass er in einer Druckerei lerne. Sehnsüchtig wartet Lentes nun auf einen Brief oder einen Anruf von seinem Freund: "Meine Frau ist aufgeregter als ich." Er ist bekümmert, nicht zu Weihnachten von seinem Freund gehört zu haben - das wäre sein schönstes Geschenk gewesen. Den Brief von 1965 trägt er in seiner Brieftasche, zusammen mit dem Foto des jungen Kurt.

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