Der "Hoehl" kommt aus Pellingen

Hebammen und Pflegedienste machen es seit Jahren vor. Doch freiberuflich arbeitende Kinderkrankenschwestern wie Mechthild Hoehl sind noch die Ausnahme. Deshalb hat die 41-Jährige, die seit mehr als zehn Jahren in Eigenregie Kurse gibt, Eltern berät und Bücher über Kindergesundheit schreibt, einen Berufsverband gegründet.

 Vorreiterin für freiberufliche Kinderkrankenschwestern: Mechthild Hoehl hat sich vor zehn Jahren als Dozentin, Beraterin, Seminarleiterin, Präventionsassistentin und Autorin zweier Standardwerke für die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege selbstständig gemacht. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Vorreiterin für freiberufliche Kinderkrankenschwestern: Mechthild Hoehl hat sich vor zehn Jahren als Dozentin, Beraterin, Seminarleiterin, Präventionsassistentin und Autorin zweier Standardwerke für die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege selbstständig gemacht. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier/Pellingen. Den "Hoehl" kennt fast jede Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin. Denn das 1110 Seiten starke, 2,3 Kilogramm schwere Lehrbuch "Thiemes Gesundheits- und Kinderkrankenpflege" ist seit zehn Jahren das Standardwerk in der Ausbildung.

"Was, Sie sind Mechthild Hoehl?", werde sie daher oft gefragt, wenn sie Unterricht an den Krankenpflegeschulen im Trierer Mutterhaus oder in Lebach gibt, erzählt die Herausgeberin.

Zur Mitarbeit an dem Fachwälzer kam sie, als die Mainzer Uni-Klinik für ein neues Pflegebuch Partner im benachbarten Wiesbaden suchte. Dort war Mechthild Hoehl als Praxisanleiterin für die Auszubildenden in der Kinderstation tätig.

Interessengemeinschaft wurde zu Berufsverband



"Das Schwierigste war, das Team aus 15 Autoren der verschiedenen Fachrichtungen zu koordinieren", sagt die 41-Jährige. In die aktuelle, dritte Auflage sei das neue Krankenpflegegesetz mit den neuen Strukturen in der Ausbildung eingeflossen. Dicker sei er dadurch geworden, "der Hoehl", auch, weil Prävention und Rehabilitation ein stärkeres Gewicht erhielten.

Und damit Eltern und Kinder wissen, was sie im Krankenhaus erwartet, hat Hoehl 2005 das Kinderbuch "Ich werde untersucht, aber wie?" geschrieben. Dieses lesen auch kleine slowenische und polnische Patienten - und demnächst auch Koreaner.

Neben ihrer Autorentätigkeit ist die Kinderkrankenschwester, die seit 2000 in Pellingen lebt, präventiv tätig. In Vorträgen in der ganzen Region informiert sie rund ums Kind, vom Erste-Hilfe-Kurs über Ernährungsberatung bis zum Sauberwerden. Ihre Biss-Kurse (Begegnung - Information - Spiel - Spaß) im Trierer Familienzentrum "Fazit" seien "ein fortlaufendes Fortbildungsprogramm für Eltern", sagt Hoehl. "Das ist einzigartig in Trier. Und das kommt wahnsinnig gut an." Denn die Teilnehmer könnten mit ihren Fragen und Sorgen zu ihr kommen. "Eltern sind beratungsbedürftig", ist sie sich sicher.

Das sieht auch das Land so, welches das Elterntraining innerhalb des Projekts "Viva Familia" unterstützt.

Hoehl geht noch einen Schritt weiter: "Früher gab es die Mutterberatung, die sollte es wieder geben." Deshalb bietet sie Einzelsprechstunden und Säuglingspflegeberatung an - freiberuflich, wie alle ihre Tätigkeiten. Ein Schritt, den sie nach der Geburt ihrer ältesten Tochter Clara vor zehn Jahren wagte. Und den sie nicht bereut, "weil ich drei Töchter habe und das mit Schichtdienst im Krankenhaus nicht in Einklang geht". Wie ihr geht es vielen.

Deshalb hat sich Hoehl 2003 mit anderen freiberuflichen Kolleginnen zusammengetan und vor drei Jahren die Interessengemeinschaft freiberuflich und/oder präventiv tätiger Kinderkrankenschwestern (IG Kikra) gegründet, die inzwischen als Berufsverband anerkannt ist.

Hier erhielten Mitglieder Informationen, Fortbildung, rechtliche Beratung und Absicherung, berichtet Hoehl.

"Pellingen ist der Nabel der Welt, für freiberufliche Kinderkrankenschwestern."

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