Der Kaisersohn landet im Staub der Arena

Commodus, Sohn des Imperators Marc Aurel, will durch blutige Siege im Staub der Arena den Respekt seines Vaters gewinnen und tarnt sich deshalb als Gladiator. Das Stück "Der Kampf des Herkules" findet den Beifall vieler Zuschauer im Amphitheater, zeigt aber auch Schwächen.

Trier. Der Auftritt der Gladiatoren im Amphitheater ist seit der Premiere 2002 klarer Höhepunkt des Römerspektakels Brot und Spiele.

In den ersten Jahren gab es noch keine Rahmenhandlung. Die Kämpfer des Mailänder Instituts Ars Dimicandi demonstrierten die Formen der antiken Gladiatur und wurden vom Publikum begeistert angefeuert.

2005 bot die für Konzept und Organisation zuständige Medienfabrik dem Publikum zum ersten Mal eine zusammenhängende Geschichte an und zeigte das Schicksal des Gladiators Valerius. Brot und Spiele wagte den Sprung von der reinen Demonstration zum Schauspiel. Stammautor Alexander Etzel-Ragusa schrieb die Stücke: Blutiger Lorbeer (2007), Schwert des Todes - Wasser des Lebens (2008) und Schicksal in Flammen (2009) kamen an und etablierten Mimen wie Tim-Olrik Stöneberg (Antigonos) und Christoph Bangerter als beliebten Jubelperser Tinnitus als jährlich wiederkehrende Kultfiguren. In dieser Serie ist die Geschichte des Gladiators Herkules trotz einiger Pluspunkte ein Schritt zurück.

Der deutlichste Pluspunkt ist der neue Hauptdarsteller: Der Schauspieler und Kampfsportler Jan Krüger bringt als Commodus/Herkules jede Menge Action in die Arena und spielt seine Rolle mit Verve und Enthusiasmus. Auch die Geschichte hat einen starken Kern: Der Konflikt des weisen Imperators Marc Aurel mit seinem unmoralischen Filius war bereits Thema im Hollywood-Klassiker "Gladiator" (2000). Joaquin Phoenix erhielt den Oscar für seine Darstellung des Commodus.

Doch so stark "Der Kampf des Herkules" beginnt, so schnell verliert das Stück sich auch in seinem Versuch, alles gleichzeitig zu sein. Drama. Actionfilm. Komödie. Seifenoper. In der einen Sekunde geht es um Menschenleben, in der nächsten wird geflachst, als habe Oliver Kalkofe die Regie übernommen. "Jetzt gibt's Rizinusöl für alle!"

Die Kämpfe der Gladiatoren, einst ausführlich kommentierte Stärke von Brot und Spiele, wirken heute wie inhaltliche Brüche und sind auf etwa 15 Minuten zusammengeschrumpft. Schade, denn die Männer aus Mailand kämpfen gekonnt und real, wie ihre Blessuren beweisen.

Und das Ende - Herkules wird in seiner gesamten Verderbtheit entlarvt, aber dennoch zum Mitregenten erhoben - ist seicht und unlogisch. Stöneberg und seine Gattin Galatea (Isabel Florido) turteln inmitten dieser Wirren wie Cornelia Froboess und Peter Alexander in den 60ern. Wer kam, um Gladiatoren kämpfen zu sehen, der wundert sich. Da reißt auch die Hydra nichts mehr raus und sorgt allenfalls für ein leicht erheitertes Publikum.

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