Der Kampf der Feuerwehr gegen die Zeit
Trier · Die Trierer Feuerwehr kann die gesetzliche Reaktionszeit von acht Minuten oft nicht einhalten, sagt die Feuerwehrgewerkschaft. Es sind keine acht, sondern zehn Minuten, kontert Dezernent Thomas Egger und beruft sich auf eine Absprache mit dem Innenministerium. Aber: Auch innerhalb von zehn Minuten sind zurzeit 25 000 Trierer nicht erreichbar.
Trier. Es brennt in einem Wohnhaus, die Gesundheit und möglicherweise das Leben der Bewohner sind in Gefahr. Die Berufsfeuerwehr Trier und ein Netz freiwilliger Feuerwehren in den Stadtteilen reagieren, so schnell es ihnen möglich ist. Die Feuerwehrverordnung Rheinland-Pfalz gibt vor, wie lange diese Reaktion maximal dauern soll: Nicht mehr als acht Minuten sollen zwischen der Alarmierung und dem Eintreffen am Brandort vergehen.
Dezernent schlägt zurück
Die rheinland-pfälzische Landesgruppe der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft hat in den vergangenen Wochen mehrmals betont, dass diese Reaktionszeit "in vielen Teilen der Stadt Trier" nicht eingehalten werden könne. Der Landesgruppenchef und Trie rer Feuerwehrmann Toni Raskopp hat alle Ortsbeiräte schriftlich alarmiert (der TV berichtete). Bereits im August hatte die Gewerkschaft öffentlich den maroden Zustand der Hauptwache am Barbara-Ufer kritisiert.
Feuerwehrdezernent Thomas Egger schlägt zurück und lässt erkennen, dass ihn diese nicht miteinander, sondern öffentlich geführte Diskussion über ein in Trier wahrhaftig nicht neues Thema sichtlich nervt. Aber auch er muss einräumen, dass die Lage zumindest auf dem Papier bedenklich aussieht.
"Schon die Gefahrenanalyse im Jahr 2008 hat deutlich gemacht, dass 25 Prozent der Trierer Bevölkerung nicht innerhalb der gesetzlich geregelten Einsatzfristen erreichbar waren", sagt Egger. Da die Einwohnerzahl seitdem gestiegen sei, liege der Erreichungsgrad inzwischen noch niedriger. 25 000 Menschen in Trier seien im gesetzlich geregelten Rahmen nicht erreichbar. Da hilft es auch nicht, dass in Trier nicht die Landesregelung von acht Minuten, sondern laut Egger eine Sonderregelung von zehn Minuten gilt.
"Diese veränderte Frist wurde mit dem Innenministerium abgestimmt", betont der Feuerwehrdezernent. Trier verfüge über eine rund um die Uhr besetzte Berufsfeuerwehr, wohingegen die Feuerwehrverordnung "abschwächend den Einsatz freiwilliger Feuerwehren berücksichtigt". Egger betont: Trier habe die Frist nicht zum Nachteil der Bevölkerung einfach verlängert, sondern "die Abfolge der Zeiten den tatsächlichen Verhältnissen angepasst". Das Innenministerium habe diese Betrachtungsweise bestätigt.
Diese Verhältnisse haben direkte Auswirkungen auf die künftigen Standorte der Berufsfeuerwehr - eine der großen Aufgaben der armen Stadt Trier. Die Errichtung einer Nebenwache in Ehrang für 12,4 Millionen Euro hat die Stadt bereits im Visier. Sie soll laut Egger die Anzahl der Trie rer, die innerhalb von zehn Minuten erreicht werden können, um 16 000 erhöhen. So bleiben noch 9000 Einwohner jenseits der Zehnminutengrenze übrig, und dieses Problem soll eine neue Hauptwache in Angriff nehmen. Diese ist allerdings finanziell noch ein reines Luftschloss. Die Gefahrenanalyse der Stadt präsentiert die Theorie, von einer Hauptwache in der Südallee am Standort des alten Polizeipräsidiums (siehe Grafik) alle Stadtteile von Feyen bis nach Trier-Nord und Pallien innerhalb von zehn Minuten erreichen zu können. Zewen und Ruwer-Eitelsbach lägen dann noch jenseits dieser Marke.
Egger betont: "Der Neubau der zweiten Wache und die Verlagerung der Hauptwache an einen neuen Standort haben bei der Stadt Trier oberste Priorität."Meinung
Brandschutz hat höchste Priorität
Die marode und ungünstig liegende Feuerwache ist ein altes und gleichzeitig brandaktuelles Problem. Denn zurzeit bemühen sich alle politischen Kräfte in der Stadt Trier, klare Prioritäten zu finden und die Widerstandskraft aufzubauen, sich konsequent zu diesen zu bekennen. Nachdem sich in den vergangenen Monaten bereits die Jugend- und Sozialarbeit als eine dieser Prioritäten herausgestellt hat, folgt hier die zweite: Der Brand- und Katastrophenschutz muss mit oben stehen, wenn sich die Frage stellt, worin die Stadt ihre immer knapperen Mittel investieren soll. Der große und ohne jeden Zweifel wichtige Bereich Kultur, Sport und Freizeit muss dahinter zurückstehen. Ob es acht oder zehn Minuten dauern darf, bis die Feuerwehr anrückt, ist dabei eine abstrakte und theoretische Diskussion. Die Feuerwehr in Trier braucht Standorte, die eine schnellstmögliche Reaktion für das gesamte Stadtgebiet ermöglichen. Davon ist sie zurzeit noch weit entfernt. j.pistorius@volksfreund.de