Der Kinderkümmerer

Trier · In den bunten Fluren der Kinder-Abteilung im Mutterhaus sieht man ein neues Gesicht. Dr. Wolfgang Thomas betreut als neuer Chefarzt vom extrem frühgeborenen bis zum jugendlichen Patienten im Klinikum.

Eigentlich hätte er selbst diesen Text schreiben können. Dr. Wolfgang Thomas wollte nämlich Journalist werden und hat für eine Kölner Zeitung gearbeitet. Er entschied sich aber gegen eine Ausbildung als Redakteur und für die Medizin. Und so fing die Karriere des 44-Jährigen aus Bergisch Gladbach an.Eine Karriere, die ihn nun nach Trier gebracht hat. Im Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen ist er der neue Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin. Damit hat er die Nachfolge von Doktor Wolfgang Rauh angetreten, der nun im Ruhestand ist (der TV berichtete).Seit Juli in Trier


Als Spezialist für Neugeborene und Kinderintensivmediziner kümmert sich Dr. Thomas vor allem um extrem Frühgeborene, also um Kinder, die zwischen der 24. und 29. Schwangerschaftswoche auf die Welt gekommen sind. Sie werden im Perinatalzentrum versorgt (siehe Extra). Ein weiterer Schwerpunkt von Dr. Thomas ist die Behandlung von Kindern mit Lungen- und Atemwegserkrankungen.
Vor seinem Wechsel im Juli nach Trier war er neuneinhalb Jahre lang Oberarzt in derselben Abteilung in Würzburg.
Die Entscheidung, Kinderarzt zu werden, traf er gegen Ende seines Studiums in Köln. Danach folgte die weitere Spezialisierung in der Neugeborenenmedizin. "Die Kindermedizin lag mir näher als andere Fächer", erzählt er, "es war mir klar, dass ich kein Chirurg bin, dass ich kein schneidendes Fach wählen würde".
Thomas spricht eher bedächtig und ruhig. Er wirkt sehr sorgfältig. Auch beim Foto ist ihm wichtig, dass alles wie eine echte Untersuchung aussieht.
Er mag die Ansprüche der Kindermedizin. "Es geht um eine andere Art der Zuwendung und der Kommunikation zu den Patienten", sagt der Chefarzt. Denn Babys könnten ja nicht beschreiben, was sie fühlen. "Zudem habe ich besonders kritische Ansprechpartner". Damit meint er die Eltern, die in Sorge um ihr krankes Kind sind.
Für Dr. Thomas ist es wichtig, den Kindern gegenüber authentisch und ehrlich zu sein. "Ich sage nie, dass etwas nicht wehtue, wenn es doch wehtut", sagt er. "Ich sage: Es gibt einen Pieks und ich sage auch wo."
Die eigenen Söhne behandeln?


Was die Zukunft der Kindermedizin in Trier betrifft, will Dr. Thomas die Arbeit seines Vorgängers weiterführen. Die Schwerpunkte der Neugeborenenmedizin und der Behandlung von chronisch kranken Kindern will er weiter entwickeln und stärken.
Dr. Thomas hat selbst drei Söhne im Alter von sechs, neun und zwölf Jahren. Nur "teils teils" ist er der Arzt seiner eigenen Kinder: "Wenn ich das Gefühl habe, dass ich nicht objektiv beurteilen könnte, schicke ich meine Kinder zu einem Kollegen." Mitgefühl sei für ihn eine unverzichtbare Eigenschaft für seine Arbeit, doch müsse man eine gewisse Distanz bewahren. "Trotzdem nimmt man oft etwas von den Gedanken mit nach Hause."
Seit zwei Wochen ist die Familie Thomas in Trier vereint. Der Chefarzt war monatelang zwischen Würzburg und Trier gependelt. "Wir haben jetzt ein Haus vor den Toren Triers bezogen". Hier fühlt er sich gut. "Für meine Söhne ist die Geschichte der Stadt unglaublich spannend." Sein Lieblingsort in der neuen Heimat ist zurzeit sein Haus in Hockweiler. "Es ist schön, abends über die Lichter zu schauen und zusammen mit meiner Familie dort zu Hause zu sein."
Extra

Perinatal heißt "um die Geburt herum". Alle Fachdisziplinen, die die Geburt eines Kindes betreffen, arbeiten hier zusammen. Zum Beispiel die Geburtshilfe, die Neugeborenen-Heilkunde und die Kinderchirurgie. Die Spezialisten kümmern sich rund um die Uhr um Mutter und Kind. Das Mutterhaus ist die einzige Einrichtung in der Region Trier mit diesem Angebot. Level 1 bedeutet, dass hier extrem Frühgeborene versorgt werden. In einem Level 2 werden Kinder ab der 29. Schwangerschaftswoche behandelt. bc

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