"Der Laden ist jetzt mein Leben"

TRIER. "Jacobi" ist eine Institution in Trier – und wird es auch weiterhin bleiben. Nach dem Tod ihres Mannes (2003) verschwendet Christa Jacobi keinen Gedanken mehr daran, ihren Laden aufzugeben: "Er ist jetzt mein Leben. So lange der liebe Gott meine Gesundheit erhält, arbeite ich weiter." Die vielen Kunden sind froh darüber.

Bei Christa Jacobi ist alles "gut durchorganisiert". Sechs Tage pro Woche und ohne Mittagspause steht sie in ihrem Laden. Den täglichen Gang zur Post ("Wenn ich Feierabend mache, haben die ja auch schon zu") oder die Gassi-Runden mit Rauhaar-Dackel Gina übernehmen die Freundinnen Jasmin Knauf und Gabi Heimes, die auch "das Publikum bei Laune halten", wenn die Chefin mal das stille Örtlein aufsucht. Der Laden - das ist Christa Jacobi. Und umgekehrt. "Inzwischen bin ich sehr froh darüber", sagt die 63-Jährige. Vor fünf, sechs Jahren schmiedete sie mit ihrem Mann noch Pläne, den Betrieb abzugeben und den wohlverdienten Ruhestand anzupeilen. 2003 starb Manfred Jacobi, der am heutigen Donnerstag 71 würde, nach schwerer Krankheit. "Seitdem ist alles anders. Jetzt aufzuhören, würde mir nicht gut bekommen. Das Arbeiten ist mein Lebensinhalt. Es lenkt mich ab." Bis hin zum Vergessen des Dienstjubiläums. Im vergangenen November war es genau 40 Jahre her, dass Christa, Spross des "Jäger-Clans" (Dental-Labor, Rudergesellschaft Trier), nach ihrer Hochzeit bei den Jacobis einstieg. Deren einstiges Fotohaus, gegründet 1899 an der Ecke Fleisch-/Nagelstraße, entwickelte sich am Standort Ecke Fleischstraße/Jakobsspitälchen zu einer Fotodrogerie. Diese Bezeichnung trifft heute nicht mehr zu. Das Geschäft, das einst über ein Fotolabor verfügte, ist heute eine Anlaufstelle für Pferdesportler, für Kunden, die individuell beschriftete Kerzen suchen, und für Eintrittskarten-Käufer. Und es strahlt einen angenehmen Retro-Charme aus: "Ein Computer kommt mir nicht ins Haus." In diesen Tagen stürmen vor allem Karnevals-Fans den Laden. Christa Jacobi verkauft exklusiv die Karten für die Sitzungen der KG Heuschreck - alle Jahre wieder weit mehr als 2000 Stück - und bezeichnet das als Ehrensache: "Alles, was Trierer auf die Bühne bringen, das liegt mir am Herzen. Besonders das Kleine Volkstheater."Dankschreiben von Howard Carpendale

Dessen Vorstellungen besucht sie selbst sehr gerne, ansonsten ist sie "nicht der Typ, der Remmidemmi braucht" - außer vielleicht einmal ein Guildo-Horn-Konzert: "Aus purem Vorwitz. Es machte mich schon vor zwölf, 13 Jahren neugierig, dass Leute zu uns kamen und Tickets für einen Auftritt vom ‚Meister‘ verlangten. Ich selbst habe noch keinen erlebt." Im Jahr 1973 hatten die Heuschreck-Narren ihr Elferrats-Mitglied Manfred Jacobi und seine Frau für den Kartenverkauf gewonnen. Das Beispiel machte Schule. Schon wenig später deckten die Jacobis das gesamte Spektrum von Eintracht bis Exzellenzhaus und Tuchfabrik (seit 1985) ab, waren lange Zeit neben der Europahalle die einzige Vorverkaufsstelle in Trier und ernteten für ihre gute Arbeit auch vielfaches Veranstalter- und Künstler-Lob. Christa Jacobi ist besonders stolz über einen Brief von Howard Carpendale: "Der hat sich dafür bedankt, dass wir den Kartenverkauf gut abgewickelt haben, und eine Schallplatte mitgeschickt." Auch die KG Heuschreck weiß, was sie an Christa Jocobi hat. "Sie ist ein Goldstück und eine gute Seele des Vereins", sagt Präsident Gustl Thormeyer. "Sie kriegt es immer hin, die Sitzungsgäste so zu platzieren, dass sie zufrieden sind. Das ist eine Kunst für sich. Wir wüssten nicht, was wir ohne sie machen würden." In diesem Punkt kann Christa Jacobi die Heuschreck-Funktionäre und Fans beruhigen: "Ich denke nicht mehr ans Aufhören. Der Laden ist jetzt mein Leben. So lange der liebe Gott meine Gesundheit erhält, arbeite ich weiter."

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