Der lange Weg zum neuen Werk - Whale Vs Elephant sammelt Geld für zweites Album

Trier · Elektronisch, geheimnisvoll, ätherisch - die luftigen elektronisch-akustischen Miniaturen von Whale Vs Elephant haben schon einige Menschen in der Region live begeistert. Auf einem Trip durch Osteuropa und Georgien hat Mastermind Tobias Braun Aufnahmen für ein Album gemacht, das mit Hilfe von Spendenakquise in sozialen Netzwerken fertig werden soll.

Der lange Weg zum neuen Werk - Whale Vs Elephant sammelt Geld für zweites Album
Foto: (h_st )

Trier. Whale Vs Elephant - wenn eine Band so heißt, dann geht es entweder wuchtig zu oder ziemlich getragen. Tobias Braun verströmt mit wechselnden Mitmusikern jedenfalls eher die majestätische Langsamkeit der Großtiere: ihr Schreiten und Gleiten, mit unendlichen Gedächtnissen, durch weite Landschaften und trübe Untiefen. Klangbilder sind das, deren Untergrund zunächst meist aus sanft "gluckernden", langsamen Beats besteht, über die sich nach und nach zarte Schichten aus Synthesizer, Gitarre, Bass und Stimme legen, gerne aber auch Streicher und Bläser.
"In dieser Gesellschaft muss man oft funktionieren, schnell sein und Perfektion vortäuschen", findet Braun. "Darum will ich Musik erschaffen, die die Leute runter bringt und Raum bietet zum Entspannen und einfach so zu sein, wie man ist." Wo so viel Weltflucht draufsteht, ist natürlich auch etwas Fernweh drin: Viele Ideen und eine erste EP ("Modifications") sind in Island und in Berlin entstanden, wobei die grüne Insel, Heimat so offenkundig seelenverwandter Vorbilder wie Sigur Rós und Múm, deutlich besseren Eindruck hinterlassen hat als die trendige deutsche Hauptstadt. "Meine zwei Jahre in Berlin waren eher enttäuschend", gibt Braun zu, der die Stadt als zwar kreativ sehr lebendig, aber auch übersättigt empfand - und heute Trier sehr schätzt: mit einer kleinen, aber regen Szene und einer Überschaubarkeit, die es erleichtert, längerfristig auf sich aufmerksam zu machen. So haben Whale Vs Elephant das Melodica-Fesitval der Kulturkarawane unterstützt oder Konzerte in Zurlauben und beim kurzlebigen "Summer In The City"-Festival im Posthof gespielt hat. Und zur Not verfügt ja auch Trier über Straßen nach draußen: Auf denen hat Braun im vergangenen Jahr einen Campingbus Richtung Georgien gelenkt - nachdem er sich im Netz Musiker und Auftrittsmöglichkeiten gesucht hatte. Bei ersten Konzerten unterwegs, in Karlsruhe, Wien und Bratislava, waren noch der Trierer Gitarrist Dirk und die Genrekollegin Natascha Stern an seiner Seite. Weiter Richtung Osten ging es dann alleine - zunächst mit einigen Zweifeln, wie alles werden wird: "Treffe ich nette Musiker? Und hält mein Bus das überhaupt durch?", habe Braun sich gefragt. Doch nicht nur das Gefährt war auf seiner Seite: Nach musikalischen Zwischenstopps in Budapest, Belgrad, Sofia und Plovdiv ging es schließlich auf einer kleinen Fähre über das Schwarze Meer - die kleine Kabine dient als Atelier mit Seeblick: "Drei Tage mit meinem Musikequipment und einem kleinen Deck zum Luftschnappen - da konnte ich frei von jeglichen Zwängen tüfteln", erzählt Braun.
Im georgischen Tbilisi lernt er einen Gitarristen und eine Sängerin kennen, mit denen er nicht nur vier Konzerte absolviert, sondern auch noch einen Auftritt beim alternativen Fernsehsender "Artarea". "Natürlich musste ich mit diesen Leuten auch aufnehmen!", sagt der musikalische Weltenbummler. Die kurz darauf eingespielten Tracks sollen jetzt Grundlage der zweiten EP "Black Sea" werden. Für deren Produktion sammelt Braun derzeit über Crowdfunding Geld - und hat sich für willige Spender einige Gimmicks ausgedacht: Für sieben Dollar darf man sich später die EP herunterladen, für 30 Dollar gibt's ein Abendessen nach georgischer Art - und für 150 Dollar ein Wohnzimmerkonzert.

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