Der Lehmbach und die neue Freiheit

Schweich · Die Autofahrer müssen noch etwa vier Wochen mit der Ampelbaustelle in der Schweicher Stadtmitte leben. Nach monatelanger Verzögerung sollen die Arbeiten zur Offenlegung des Lehmbachs im Bereich der Oberstiftstraße nun aber Anfang September fertig sein.

Schweich. "Wenn man in die Erde geht, weiß man nie genau, was einen erwartet", sagt Armin Kopp vom Bauamt der Verbandsgemeinde Schweich. In der Tat: Als die Bagger im Herbst vergangenen Jahres den Kreuzungsbereich von Oberstiftstraße und Sägkaul in Beschlag nahmen, um den verrohrten Lehmbach frei zu legen, kam so manche Überraschung zum Vorschein: jede Menge Rohre und Leitungen, die die Planer erst zuordnen mussten, weil keine Pläne existierten, weiterhin massive Betonteile und viel Kies. Alles Umstände, die die Offenlegung des Lehmbachs behinderten und die Arbeiten verzögerten.
Eigentlich sollte das Projekt an Ostern abgeschlossen sein, doch auch heute noch müssen sich die Kraftfahrer an der Baustelle vorbeischlängeln, wenn sie denn an der Ampel Grün haben.
Keine Autos durch Madell


"Anfang September sind wir hier fort", verspricht Hubert Bruch vom Ingenieurbüro igr AG (Bitburg). Er hätte die Arbeiten lieber unter Vollsperrung der Oberstiftstraße durchgezogen. Dann wäre man vermutlich trotz der Widrigkeiten im Frühjahr fertig geworden. Da spielte aber die VG-Verwaltung nicht mit, weil das eine Umleitung des Verkehrs übers Wohngebiet Madell nach sich gezogen hätte. Sie wollte eine Ampelregelung mit einem Schwenk über die Sägkaul. Immerhin befahren täglich rund 10 000 Fahrzeuge die Oberstiftstraße. Wegen der Baustelle sind es derzeit wohl einige Tausend weniger. "Der Ortsentlastungsstraße sei Dank", meint Stadtbürgermeister Otmar Rößler.
Der Lehmbach-Durchlass (siehe Extra) steht im Zusammenhang mit einer anderen großen Maßnahme, die im kommenden Jahr angegangen werden soll: dem Ausbau der Oberstiftstraße. Wie berichtet, wird die wichtige Einfallstraße aus Richtung Wittlich/Autobahn verschmälert und mit einem Fußweg und Parkplätzen versehen. Der jetzt gebaute Durchlass ist bereits auf die künftige Ausbaubreite abgestimmt. Die Oberstiftstraße wird von acht Meter auf rund 6,50 Meter verschmälert. Bis es so weit sei, werde der Kreuzungsbereich des Lehmbachs vom Betrachter als Engstelle empfunden, sagt Planer Bruch. Im Zuge der Straßensanierung werde die Sägkaul zu einem "Erlebnisplatz" umgestaltet, kündigt Stadtbürgermeister Rößler an. Bänke sollen zum Verweilen einladen; an der etwa einen Meter tiefen Bachsohle sollen Kinder spielen dürfen.
Schutz vor Hochwasser


Auch schwebt dem Stadtbürgermeister vor, etwa 100 Meter weiter, an der Mündung des Lehmbachs in den Föhrenbach, einen "Wasserspielplatz" einzurichten. Das werte den Bereich zwischen dem Spielplatz Uhlengartenstraße und drei großen Gebäudekomplexen eines privaten Investors auf dem Gelände der ehemaligen Hackenberger Mühle zusätzlich auf.
Die Freilegung des Lehmbachs bringe nicht nur städtebauliche Vorteile, sagt Planer Bruch, sondern schütze die Stadt auch vor Hochwasser. Gerade die vielen Überschwemmungen mit hohen Schäden in der jüngsten Zeit hätten gezeigt, wie wichtig es sei, große Einzugsgebiete von Bächen zu "entwässern".Extra

Länge: Der Lehmbach wird auf 200 Metern freigelegt(von der Sägkaul über Oberstiftstraße bis Föhrenbach). Kosten: 460 000 Euro (Landesförderung 90 Prozent) Ziel: Das Gewässer soll auf Grundlage der europäischen Wasserrahmenrichtlinie durchgängig gemacht werden für Organismen, Insekten und Fische. Auf der Straßenoberfläche werden drei Roste eingebaut, die lichtdurchlässig sind. Hochwasserschutz: Das neue Gewässerprofil des Lehmbachs ist so bemessen, dass ein Starkregen abgeleitet werden kann, der statistisch gesehen alle fünf Jahre vorkommt. Über ein oberhalb der Stadt an der Bahn neu errichtetes Rückhaltebecken kann die Wassermenge zusätzlich so reguliert werden, dass ein statistisch alle 20 Jahre vorkommendes Unwetter bewältigt werden kann. alf

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