Der Mann mit Hut macht die Piraten noch bekannter

Trier · Vor allem in der Studentenstadt Trier sind die Piraten der Region vergleichsweise stark vertreten. Der Kritik, sie hätten inhaltlich noch wenig zu sagen, setzen sie eine stärkere Einmischung bei kommunalpolitischen Themen entgegen. Nicht immer mit Erfolg.

 Steht seit dem Jahr 2010 an der Spitze der Piratenpartei Trier: Christian Hautmann. Foto: privat

Steht seit dem Jahr 2010 an der Spitze der Piratenpartei Trier: Christian Hautmann. Foto: privat

Trier. Der Hut erinnert an Roger Cicero, das markante Bärtchen an eine Ziege - nein, wie ein Politiker sieht Christian Hautmann nicht aus. Will er auch nicht, denn Hautmann ist Vorsitzender der Piratenpartei Trier - der Anti-Parteien-Partei, die derzeit mit erstaunlichen Wahlergebnissen für Aufsehen sorgt. Und eigentlich stellt die Partei Personen gar nicht gerne in den Vordergrund. Hautmann ist seine zunehmende Bekanntheit daher gar nicht so recht. Ruhig und bedächtig gibt er Antworten auf politische Fragen - weil er immer erst abwägt, was denn tatsächlich schon Beschlusslage der Partei ist und was er als seine persönliche Meinung kennzeichnen muss. Den gebürtigen Rostocker (Jahrgang 1983) hat das Psychologie-Studium nach Trier geführt. Seit 2010 steht er an der Spitze der Piratenpartei Trier, für die er als Direktkandidat in der Stadt bei der Landtagswahl 2011 immerhin 2,4 Prozent der Stimmen bekommen hat.
Die Trierer Piraten haben an die 80 Mitglieder. Nicht in der Stadt, sondern in der ganzen Region Trier. Die meisten von ihnen sitzen in der Stadt Trier, was angesichts des hohen Studentenanteils auch nicht überrascht.
Mediale Aufmerksamkeit


Bei Piratentreffen in der Vulkaneifel oder in Bitburg reichen in der Regel einzelne Tische in einer Kneipe, um die Parteimitglieder zu versammeln. Sowohl die mediale Aufmerksamkeit, die ihnen zuteil wird, als auch die Wählergunst (zurzeit 11 Prozent, siehe Extra rechts) stehen also noch in einem ziemlichen Missverhältnis zur Größe der Piraten-Partei.
Das versuchen Hautmann und seine Vorstandskollegen wettzumachen, indem sie sich in jüngster Zeit vor allem bei stadtpolitischen Themen häufiger zu Wort melden. Bei der Diskussion um die Tankstelle in der Trierer Ostallee war das der Fall - oder jüngst bei den Überwachungskameras zur Heilig-Rock-Wallfahrt. Mitunter zeigt sich dabei, dass etwas mehr kommunalpolitische Erfahrung nicht schaden würde. Als jüngst die Trierer FDP forderte, Stadtratssitzungen als Internet-Radio live zu übertragen, um damit für größere Transparenz zu sorgen, begrüßten die Piraten das prompt. Schließlich ist das auch eines ihrer Kernthemen. "Allerdings sollten auch alle Dokumente, die den Diskussionsinhalt betreffen, zugänglich gemacht werden", forderte Christian Hautmann außerdem. Was den stark internet-affinen Piraten dabei offenbar nicht aufgefallen war: Ein entsprechendes Angebot gibt es in Trier längst - mit dem Rats-Informationssystem im Internet.
Mit einem Experiment werden die Trierer Piraten nun am 6. Mai wohl noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie veranstalten den nach ihren Angaben bundesweit ersten, dezentralen Parteitag zeitgleich in Trier und Baustert (siehe Artikel unten). Sollte das Experiment funktionieren, dürfte Christian Hautmann, der Mann mit Hut, noch um einiges bekannter werden.Extra

Der wochenlange Höhenflug der Piratenpartei ist einer Forsa-Umfrage zufolge vorerst vorbei. In dem am Mittwoch veröffentlichten Wahltrend des Magazins Stern und des Fernsehsenders RTL büßen die Piraten im Vergleich zur Vorwoche zwei Prozentpunkte ein und kommen in der Wählergunst nur noch auf 11 Prozent. Sie liegen damit wieder knapp hinter den Grünen, die unverändert 12 Prozent erreichen. Der Wahltrend wurde allerdings vor dem Parteitag am vergangenen Wochenende erhoben, auf dem sich die Piraten klar von Rechtsextremisten distanzierten. Die Liberalen liegen laut der Umfrage mit 4 Prozent unter der Fünf-Prozent-Marke. CDU/CSU erreichen 36 Prozent, für die SPD würden 25 Prozent der Wähler stimmen, für die Linken 8 Prozent. dpa

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