Der mit den Vögeln spricht

Irgendwie erinnert die Szenerie in der Voliere im Garten an Franz von Assisi, wie er inmitten einer bunten Vogelschar steht und mit seinen gefiederten Freunden spricht. Karl-Heinz Lequen kommentiert schmunzelnd: "Mit dem Bild kann ich gut leben. Ich verehre den heiligen Franziskus und liebe meine Vögel!"

 Karl-Heinz Lequen in der Voliere mit seinen Schau-Wellensittichen: Zu jedem Vogel hat er eine Beziehung, einen Namen hat aber nur einer. TV-Foto: Sandra Blass-Naisar

Karl-Heinz Lequen in der Voliere mit seinen Schau-Wellensittichen: Zu jedem Vogel hat er eine Beziehung, einen Namen hat aber nur einer. TV-Foto: Sandra Blass-Naisar

Schweich. Der Wittlicher, der seit einem Jahr als Diakon in der Pfarrgemeinde St. Martin Schweich arbeitet, züchtet mit Liebe und Leidenschaft Schau-Wellensittiche und freut sich, selbst wenn die Natur den Mendel'schen Gesetzen - und seinen eigenen Farb-Vorstellungen vom Nachwuchs - ein Schnippchen schlägt. 150 quirlige Piepmätze tummeln sich derzeit in Haus und Garten, davon 60 Jungvögel.

Nur einem von ihnen haben Karl-Heinz Lequen und seine Frau Helga einen Namen gegeben, einen durch und durch typischen für Wellensittiche: Uli.

Und nur Uli samt Gefährtin darf denn auch im Wohnzimmer zusammen mit der Familie zwitschern. Der kleine drollige Kerl plappert nach Herzenslust und wehrt sich, wenn er sich vermeintlich vernachlässigt fühlt.

"Uli böse", ruft er uns an diesem Nachmittag entgegen, als wir in den Keller kommen, wo der Nachwuchs in 17 Zuchtboxen schlüpft.

Festgelegte Kriterien für Schönheit



"Nach dreieinhalb Wochen verlassen die Jungen das Nest", erklärt der Diakon, während er die hungrigen Elternvögel füttert. "Jetzt muss der Züchter die Jungvögel von den Eltern trennen, sonst würden sie ihre eigene Brut töten."

Gerade mal zwei Wochen reicht ein Futtersack von 22,5 Kilogramm. In aller Gemütsruhe, die dem Diakon von Natur aus zu eigen ist, kümmert er sich um die lebhaften Geschöpfe um ihn herum; Prachtexemplare nach Schausittich-Kriterien: Der Kopf sollte 26 bis 27 Zentimeter breit sein, die Gefieder-Maske und Zeichnung klar und tief, die Kehltupfen gleichmäßig verteilt. Zur Schau werden sie gezupft, sechs dürfen stehen bleiben.

Im Wettbewerb entscheidet vor allem die Statur. "Schön müssen sie sitzen und sich zeigen", weiß der Vogelfreund, der auch Vorsitzender der Trierer Ortsgruppe des Deutschen Schauwellensittich-Zuchtverbandes ist und im regen Austausch mit anderen Züchtern steht.

Lequens Traum ist es, einmal bei einer Bundesschau dabei zu sein und mit einem Tier prämiert zu werden. "Nicht um der Auszeichnung wegen", bekennt er gelassen-heiter, "sondern, weil man dann als Züchter weiß, auf dem richtigen Weg zu sein." Und den tritt er pünktlich zum Glockengeläut im richtigen Leben jetzt in Richtung Schweicher Kirche an.

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