Der Neue ist wieder da

Trier · Mönch und Pfarrer, Kirchenmusik und Tote Hosen: Bruder Gregor Eschenbach beherrscht privat wie beruflich den Spagat. Der neue Priester der Pfarrei Sankt Matthias, der schon einmal in Trier tätig war, sieht sich nicht als "großer Reformator". Er kündigt aber an, unkonventionelle Wege zu beschreiten.

Trier. Er ist kein Unbekannter im Trierer Süden: Schon von 1996 bis 2006 war Gregor Eschenbacher hier Pfarrer. Zuvor hatte der Benediktiner-Mönch einige Jahre den Klosterladen geleitet.
"Nach zehn Jahren als Seelsorger in Trier nahm ich die Möglichkeit zum Wechsel in unsere ,Filiale\' Huysburg in Sachsen-Anhalt wahr", sagt der 1967 bei Würzburg geborene und im Südhessischen Seligenstadt aufgewachsene Mönch.
Studium in Mainz und Trier


Über die vorbildliche Jugendarbeit in seiner damaligen Heimatgemeinde fand er Gefallen an der Kirche. Er entschied sich, Theologie zu studieren. Nach zwei Semestern in Mainz schloss er in Trier sein Studium ab.
Sein Faible ist die Kinder- und Jugendarbeit: "Ich biete Glauben an, denn der Glaube trägt."
Als Pfarrer ist er Seelsorgerischer Leiter der Gemeinde. Ihm zur Seite stehen zwei Kooperatoren, Priester, auch als Vikare bezeichnet.
Dass das Laien verwirrt, weil die Bezeichnungen im evangelischen Bereich eine teilweise völlig andere Bedeutung haben, nimmt Bruder Gregor gelassen: "Ich bin in einem evangelisch-katholischen Elternhaus aufgewachsen."
Der neue Pfarrer sieht seine Wirkungsstätte als lebendige Gemeinschaft, die vor allem als Team arbeitet. Als "großer Reformator" tritt Gregor nicht an, aber: "Ich stelle mich allen Herausforderungen. Und wenn es um das Wohl der Gemeindemitglieder geht, kann ich auch unkonventionelle Wege beschreiten. Festgefahrene Gewohnheiten erschweren jeden Versuch der Neugestaltung."
Schon bei seiner Antrittsrede Mitte Februar hatte er gewarnt: "Stures Beharren verhindert eine Weiterentwicklung." Er beruft sich dabei auf keinen Geringeren als Jesus Christus: "Wenn das kein Querdenker war ...!"
Die Verbindung von Mönchsein in einem geregelten Ordensleben und den doch auch recht weltlichen Herausforderungen als Pfarrer einer Gemeinde sind nicht selten ein Spagat. Doch den beherrscht der Bruder auch privat beeindruckend: Er steht auf Brettspiele, Independent-Filme und die Musik der Toten Hosen.
Extra

 Bruder Gregor Eschenbacher ist seit Februar Pastor in der Pfarreiengemeinschaft St. Matthias, zu der die Herz-Jesu-Kirche, die Kirche St. Valerius sowie die Abtei St. Matthias gehören (von links). Das Bild der Kirche St. Valerius ist eine historische Aufnahme. TV-Foto:s (4): TV-Archiv, Roland Morgen (2), Heinz Kreil

Bruder Gregor Eschenbacher ist seit Februar Pastor in der Pfarreiengemeinschaft St. Matthias, zu der die Herz-Jesu-Kirche, die Kirche St. Valerius sowie die Abtei St. Matthias gehören (von links). Das Bild der Kirche St. Valerius ist eine historische Aufnahme. TV-Foto:s (4): TV-Archiv, Roland Morgen (2), Heinz Kreil

Die mit der Abtei St. Matthias verbundene Huysburg in Sachsen-Anhalt, auf der Pfarrer Gregor Eschenabcher zehn Jahre lang tätig war, hat eine bewegte Geschichte. Ihre Wurzeln reichen bis in das Jahr 780 zurück. Zunächst diente sie als Trutzburg zur Sicherung der Grenze. Vor rund 970 Jahren wurde dort ein Kloster gegründet. Es folgten Zerstörung, Wiederaufbau und verschiedene Nutzungen, je nach Regime, Regiment und Religion. 1972 gelingt es DDR-Pfarrern mit Hilfe der Benediktinerabtei von Tynic bei Krakau in Polen, eine "Enklave" auf der Burg zu gründen. Mit dem Aufkommen der Freiheitsbewegung Solidarnosc im Sommer 1980 machte jedoch die DDR die Grenzen nach Polen quasi dicht. Die Abtei begann, sich Richtung Westen zu orientieren. Die Wiedervereinigung schließlich ebnete den Weg zur Verbundfusion mit den Trierer Benediktinern endgültig. hek

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort