Der Power-Schorsch geht

Er war eine Institution, nach fast 30 Jahren an der Stadtspitze. Nun wird man sich an ein Rathaus ohne Georg Bernarding gewöhnen müssen. Gestern hat der 55-Jährige sein Büro an seine Nachfolgerin übergeben.

Trier. (DiL) Seine Emotionen hat er ganz gut im Griff in diesen Tagen, jedenfalls unter den Augen der Öffentlichkeit. So manches Magengrummeln unter Parteikollegen dürfte sich langsam wieder legen, nachdem die große Abrechnung offenbar ausbleibt. Zugetraut hätten es ihm schon manche, dem "Power-Schorsch", wie sein - unterschiedlich deutbarer - Spitzname bei Freund und Feind lautete. Ein Diplomat im städtischen Dienst war er nie, und einbinden in parteipolitische Rücksichten ließ er sich ebenso wenig. Und dass ihm in den letzten Jahren manches nicht passte, war unübersehbar. "Bremser und Bedenkenträger" mahnte er öffentlich ab und meinte damit nicht nur den politischen Gegner.

Bernarding und die CDU - ein Kapitel für sich. Schon als ihn der damalige OB Felix Zimmermann 1982 als persönlichen Referenten nach Trier holte, gab es bei den Christdemokraten reichlich Misstrauen gegenüber dem jungen Wilden. 1987 setzte ihn Zimmermann handstreichartig als Sozialdezernenten durch, und selbst bei seiner Wahl zum Bürgermeister 2002 musste die CDU zum Jagen getragen werden.

Aber als er 2006 auch noch mit dem OB-Sessel liebäugelte, meierten ihn die Partei-Granden ab und setzten ihm ausgerechnet seinen behäbigen Stadtvorstands-Kollegen Ulrich Holkenbrink vor die Nase. Bernarding ließ es nicht auf den großen Knall ankommen, schwieg zum folgenden Debakel in ebenso eiserner wie eisiger Solidarität - und mimte im Stadtvorstand noch mehr den Einzelkämpfer als vorher, was zu heftigen Konflikten mit seiner Dezernenten-Kollegin und Parteifreundin Simone Kaes- Torchiani führte.

So umstritten der gebürtige Saarländer im Rathaus war, so geradezu kulthaft beliebt war er in der Sport- und Feuerwehr-Szene - zwei seiner Haupt-Aufgabengebiete. Da flossen sogar manche Tränen bei den großen Abschiedsfeiern der letzten Wochen, die - durchaus symbolträchtig - fernab vom Augustinerhof in der Sport-Akademie und der Feuerwache stattfanden.

Dass die CDU, anders als bei Holkenbrink, seine Wiederwahl bis zuletzt unterstützt hat, dürfte ihm eine Genugtuung gewesen sein. Dass er nach der herben Kommunalwahl-Niederlage seiner Partei dennoch keine Chance hatte, war ihm wohl klar. Aber dass SPD-Chefin Malu Dreyer ihm die Befähigung zum Amt des Sozialdezernenten nach 23 Jahren wegen "mangelnder Empathie fürs Soziale" absprach, dürfte ebenso wenig in den Kleidern hängen geblieben sein wie das peinliche Wahl-Spektakel im Stadtrat, bei dem er nicht einmal sein Konzept vorstellen durfte.

Was er künftig beruflich macht, hat er immer noch nicht verraten - jedenfalls nicht ganz (siehe Interview). Aber so viel ist sicher: Mit Politik wird es nicht mehr zu tun haben.

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