Der Psychologe am Plattenteller

Kann ein Arbeitsplatz ein Lieblingspatz sein? Er kann. Wenn DJ Andy B. Jones (Andreas Berg) hinterm Mischpult steht, dann ist er in seinem Element. Aber der 36-Jährige, er ist auch Betreiber der Funky L.A. Sky-Lounge auf dem Karstadt-Dach und einer Agentur, braucht ebenso die Natur: Im Grünen - mal oben, mal unten - lässt er die Seele baumeln.

 DJ Andy B. Jones (Andreas Berg) in seinem Tonstudio in Gusterath. TV-Foto: Friedemann Vetter

DJ Andy B. Jones (Andreas Berg) in seinem Tonstudio in Gusterath. TV-Foto: Friedemann Vetter

Ich liebe es, wenn die Menschen feiern, tanzen, lachen und ich es beim Auflegen schaffe, sie für ein paar Stunden aus dem Alltag zu reißen. Entscheidend ist dabei, dass ich ein Gespür für die Tausenden von Tanzenden entwickle. Wer ist da? Sind es mehr Männer oder mehr Frauen? Wie sind sie drauf? Ich beobachte genau, bin sozusagen ein Psychologe am Plattenteller.

Aus rund 80 Liedern entwerfe ich drei Stunden lang eine Endlosschleife aus Musik. Es ist ein Kunstwerk, das entsteht. Bewusst baue ich Spannungsbögen auf, indem ich etwa nur ein Wort eines Hits anspiele, auf den die Gäste stehen.

Nach einer halben Stunde setze ich meist den ersten Höhepunkt - ein ersehnter Hit wird gespielt. Richtig glücklich bin ich, wenn die Leute am Ende sagen: Heute hat es gerockt. Und es ist ein Geben und Nehmen: In meinen Sommer-Song "Set me free" ist viel von dem, was sich auf den Tanzflächen abspielt, eingeflossen.

Am Mischpult an der Tanzfläche und im Tonstudio von Volker Gebhardt in Gusterath kann ich unbegrenzt kreativ sein. Aber ich habe noch andere Lieblingsplätze. Als technoider Mensch, ich bin bei der Arbeit und zu Hause von Technik umgeben, brauche ich einen Ausgleich. Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an, und man braucht sie zum Leben. Deshalb kaufe ich mir manchmal was beim Chinesen und fahre dann auf den Petrisberg, setze mich auf eine Mauer, esse und genieße den Blick über Trier. Wenn Geräusche und Gerüche aufsteigen und ich die großen Bauten entdeckt habe, dann weicht jegliche Hektik.

Trier bietet unterschiedliche Perspektiven



Ich kenne die Stadt von oben und von unten: Trete ich aus der Haustür, stehe ich mitten im Getümmel. Auf der Sky Lounge habe ich wiederum einen fantastischen Blick auf den Dom. Ich mag die unterschiedlichen Perspektiven - das hat nicht jede Stadt zu bieten.

Gerne bin ich auch im Palastgarten, in der grünen Lunge Triers. Der Blick von einer Parkbank aus auf das Kurfürstliche Palais bietet ein tolles Ambiente. Der beste Beweis, dass Trier viel mehr zu bieten hat als das, was aus der Römerzeit stammt.

Es ist schade, dass Trier so sehr mit antik verbunden wird. Es gibt auch ein jüngeres Trier: Unger-Vitrine - egal wie man sie findet, die Arena, das Moselstadion, um nur einiges zu nennen. Und die hübschen Häuser in der Bruchhausenstraße aus jüngeren Jahrhunderten werden kaum wahrgenommen.

Hin und wieder zieht es mich im Alltag auch weiter raus: Mein Geheimtipp ist eine Parkbank bei Liersberg. Dort schaue ich dann wieder von oben auf die Mosel Richtung Wasserbillig. Das Besondere: Neben mir stehen Bergziegen. Die Natur bietet mir dort einen schönen Ausgleich zu den House-Partys in Trier, Köln, Bonn, Aachen oder auf Ibiza.

Aufgezeichnet von Katja Bernardy

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