Der Reiz des Verbotenen

Der Rapper Bushido mit seinen pubertären Songs wurde ausgeladen. "Pubertät? Das ist doch das Alter, in dem die Eltern so schwierig werden!", witzeln wir Erziehenden, wenn sich die 13- bis 16-Jährigen auf die Suche nach sich selbst begeben.

Rigoros fragen sie dabei nach tragenden Werten: gelingender Partnerschaft, Wahrhaftigkeit, Schönheit. Um die eigene Standfähigkeit zu erproben, wird in Frage gestellt, was die Eltern für bewährt und anständig halten. Von dieser Suche leben Flair, Sido und B!Tight. Es geht ihnen weniger um Darstellung als um Selbstdarstellung. Mit ihrer Zielgruppe haben sie die Sehnsucht nach "ungeplatzten Träumen" gemein; damit unverträglich verbirgt sich Sido als Mensch hinter einer Maske, die in ihrer Trostlosigkeit einem bekannten Weltraumbösewicht entlehnt scheint. Leider steht sehr spärlicher Originalität zum Beispiel über das Heimatgefühl im 17. Stock einer Berliner "Wohnvollzugsanstalt" schlicht Unappetitliches gegenüber. Männliche Potenzfantasien sind platt in ihrer Obszönität dargestellt; sich daneben zu benehmen, wird schlicht als "in" apostrophiert. Auch beim jüngst in Trier unwillkommenen Bushido viel Verbalmüll, der von nichts anderem lebt als dem Reiz des Verbotenen. Genau das verstehe ich als christlich erziehender Vater als Herausforderung zum Gespräch. Eine Verteufelung schlägt nur Türen zu. Dialog ist angesagt: zum Beispiel darüber, dass Partnerschaft zu meiner Frau mit dem Frauenbild von Aggro nicht möglich wäre, dass Wahrhaftigkeit kein Rechenergebnis, sondern eine Lebensform ist, wie sie insbesondere in Jesu Vorbild als weiterführend und für gelingendes Miteinander geeignet vorgelebt wurde. Pfarrer Matthias Jens, Trier-Ehrang, jens.ehrang@ekkt.de

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