Der rote Fingernagel zeigt an, wo Backbord ist

Trier · Konzentration und Kraft, Geschick und Ausdauer: Wer diese Eigenschaften besitzt, kann den Jüngstenschein beim Segeln machen. Die Kinder der Segelabteilung des Postsportvereins (PST) sind dazu auf der Mosel geschippert.

 Drei Kinder in einem Boot: Oskar, Milla und Carl macht es sichtlich Spaß, auf der Mosel zu segeln. Im Hintergrund schippert Emma-Lotte. TV-Foto: Karin Pütz

Drei Kinder in einem Boot: Oskar, Milla und Carl macht es sichtlich Spaß, auf der Mosel zu segeln. Im Hintergrund schippert Emma-Lotte. TV-Foto: Karin Pütz

Foto: (h_st )

Trier. Die Temperatur der Mosel beträgt etwa 9 Grad. Ein kleines Segelboot treibt mit der Unterseite nach oben im Wasser. Der 15-jährige Felix ist gerade damit gekentert und schwimmt neben der Jolle. Vom Wasser aus muss er sie wieder aufrichten und an Bord klettern, danach mit einem Behälter leer schöpfen. Aus einiger Entfernung beobachten mehrere Kinder und Erwachsene in zwei motorisierten Schlauchbooten das Geschehen, doch niemand eilt zu Hilfe. Denn zum Glück ist das scheinbar dramatische Ereignis nur eine Übung und soll Kindern im Alter von sieben bis zehn Jahren demonstrieren, wie man sich nach dem Kentern verhält. Co-Trainer Felix segelt seit neun Jahren bei den Segelkids des PST. Ingo Köper leitet die Ausbildung zur Absolvierung des sogenannten Jüngstenscheins.
Wie fährt man eine Halse, wo sind Luv und Lee, und was ist eine Q-Wende? Bevor die Kids in ein Segelboot steigen, müssen sie theoretisches Wissen erwerben. Milla ist sieben und merkt sich auf eine besondere Weise, dass Backbord (links) mit einem roten Positionslicht gekennzeichnet wird, während Grün die Farbe der Steuerbordseite (rechts) ist: Stolz zeigt sie die Nägel ihres Zeigefingers, die jeweils rot und grün lackiert sind. "Das war die Mama", verrät sie verschmitzt.
An vier Wochenenden hat sie zusammen mit fünf anderen Kindern in den sogenannten Optimistenjollen, die nur 2,30 Meter lang und 1,13 Meter breit sind, auf der Mosel am Jachthafen Monaise das Segeln gelernt.
Vorfahrtsregeln lernen


Emma-Lotte ist acht und macht gerade eine Wende um die Boje. Ingo Köper fährt im motorisierten Sicherungsboot neben ihr her und lässt sie nicht aus den Augen. Dabei gibt er Anweisungen. Geschickt duckt sich das Mädchen, damit ihr beim Wenden der horizontale Mast des Segels, der sogenannte "Baum", nicht an den Kopf schlägt. Von weitem nähert sich ein riesiges Frachtschiff. Vor diesem muss die kleine Seglerin ausweichen, Vorfahrtsregeln gehören zum Erwerb des Jüngstenscheins unbedingt dazu. Dass segeln Konzentration und Kraft erfordern, kann man ihrem Gesicht ablesen.
Daher geht Ingo Köper mit seiner Mannschaft nach dem Bootsvergnügen zum wesentlich angenehmeren Teil des Ansegelns über: Im Clubhaus Kajüte warten duftender Kuchen, Muffins und Gummibärchen, die von den ebenfalls segelbegeisterten Eltern bereitgestellt werden. Die kleinen Nachwuchssegler schälen sich aus Schwimmwesten, Jacken, Mützen, Handschuhen sowie wasserdichten Hosen und langen zu. Auch Felix hat seinen nassen Neoprenanzug mit Jeans und Pulli getauscht und stößt dazu. Grinsend sagt er: "Schlechtes Wetter gibt es nicht, nur schlechte Kleidung."

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