"Der schönste Arbeitsplatz in Trier"
TRIER. "Der schönste Arbeitsplatz in Trier" sei die Wetterstation Petrisberg, sagt deren Leiter Werner Mergens. Davon überzeugten er und seine Kollegen am Tag der offenen Tür zahlreiche Besucher. Diese erhielten zudem Einblick in Geschichte, Vielgestaltigkeit und Nutzen der Wetterbeobachtung.
Die Schönheit des Arbeitsplatzes Wetterstation resultiert aus seiner Lage, 265 Meter über dem Meeresspiegel, mit freier Sicht in alle Richtungen. Doch weniger ästhetische als funktionale Überlegungen, wie die einer Entkoppelung vom Stadtklima, führten 1937 zur Errichtung einer Station an diesem Standort. Zu diesem Zeitpunkt hatte Wetterbeobachtung bereits Tradition in Trier. Seit 1780 existieren nahezu lückenlose Aufzeichnungen, festgehalten von Lehrern und Professoren. Erst im Sommer 1929 entstand ein eigenes Institut, das sich wegen vorausgegangener Frostschäden im Weinbau mit Klimaforschung befassen sollte.Jean Paul Sartre prominenter Beobachter
Es wurde auf halber Höhe des Petrisberges angesiedelt, 1934 zur "Agrarmeteorologischen Forschungsstelle" des Reichswetterdienstes umbenannt und 1937 an den jetzigen Standort verlegt. Der wohl prominenteste Wetterbeobachter dort war Jean Paul Sartre während seiner Gefangenschaft auf dem Petrisberg. Nach dem Krieg übernahm der Deutsche Wetterdienst die Station. Von 1959 bis 1995 gab es einen Wettervorhersagedienst für Rheinland-Pfalz und das Saarland. Als unmittelbare Folge des Reaktorunfalls in Tschernobyl wurde das Amt um eine Spurenmessstelle zur Überwachung von Radioaktivität erweitert. "Wir messen nicht nur radioaktive Gesamtbelastung, sondern können auch den Gehalt einzelner Nuklide nachweisen", berichtet Werner Mergens. Trier ist als Teil nicht nur des deutschen, sondern auch des weltweiten Basisnetzes nach WMO-Vorgaben (Weltorganisation für Meteorologie) mit dem optimalen Messfeld ausgestattet. "Grundlage aber ist die Beobachtung durch den Menschen", betont Mergens. Im Routinebetrieb werden rund um die Uhr Luft- und Erdbodentemperatur, Luftdruck, Sonnenscheindauer, Art und Umfang von Wolken, Sichtweite, Globalstrahlung, Niederschlagsart und -menge, Schneehöhe sowie Windrichtung und -geschwindigkeit gemessen und beobachtet. Ehrenamtliche Helfer aus der Region liefern zusätzliche Daten. Das Material wird an die Zentrale des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach weitergeleitet. "Die Daten kommen nicht nur der Wettervorhersage zugute, sie dienen auch der Landwirtschaft, der Versicherungswirtschaft zur Beurteilung von Schadensfällen sowie Wissenschaft und Forschung", sagte Mergens. Bei der Bevölkerung stoßen die Aktivitäten des Amtes auf großes Interesse. Seit Beginn der LGS informierten sich 3000 Besucher. Auch am Tag der offenen Tür kamen sie zahlreich und stellten Fragen zu Klimaveränderung, Bauernregeln oder Wetterphänomenen. Wer Fragen zu Besichtigungsterminen hat, oder das Amt als ehrenamtlicher Helfer unterstützen möchte (gesucht werden Stationen im Stadtgebiet) kann sich unter 0651/97072-0 informieren.