Der tägliche Stress der Trierer Radfahrer

Trier · Die Situation der Radfahrer in Trier gehört zu den Fundamenten des Mobilitätskonzepts 2025. Dessen Basis wiederum ist das zwischen 2008 und 2010 erarbeitete Radverkehrskonzept. Viele Konzepte, aber keine Bewegung, kritisieren die Radfahrer. Es könne kaum schlechter und müsse viel besser werden.

Neun Prozent aller Wege in Trier werden mit dem Fahrrad zurückgelegt - eine Zahl aus dem Radverkehrskonzept, das von einem Bonner Fachbüro und einem Trierer Arbeitskreis erstellt worden ist. Kaum zu glauben, werden viele sagen - verständlicherweise, denn der Radfahrer ist keine derart deutlich sichtbare Konstante im täglichen Trierer Verkehrsgewühl.
Wie könnte er das auch sein? Die Straßen im Stadtgebiet lassen ihm kaum Platz, ebenso wenig wie die meisten Autofahrer. Radwege, wenn überhaupt vorhanden, enden plötzlich im Nichts. Das Mobilitätskonzept 2025 hat das hohe Ziel, all das zu ändern. Das Konzept umfasst konkrete Projekte, die allerdings noch nicht in Stein gemeißelt sind, in den nächsten Jahren von den jeweils aktuellen Stadträten noch diskutiert und beschlossen werden müssen. Der TV stellt fünf der wichtigsten Projekte vor.

Nord-Süd-Querung der Innenstadt: Die Pläne für eine Radtrasse, auf der man die City entweder westlich oder östlich von Nord nach Süd durchradeln kann, beschäftigt die Gremien der Stadt seit Jahren. Das Konzept sieht hier hohen Handlungsbedarf im Westen. Der Radverkehr soll gemeinsam mit dem Busverkehr auf Umweltspuren entlang der Trevirispassage über eine Innenstadt-Westtrasse geführt werden.

Alleenring und Kaiserthermen: Radfahrer sollen Südallee und Kaiserstraße sicher queren können und auch komfortabel entlang des Alleenrings unterwegs sein. Eine Anbindung an den Moselradweg ist für den Alltags- und Freizeitverkehr gleichermaßen wichtig. Aus dem Verteilerkreis an den Kaiserthermen will das Konzept die Radfahrer heraushalten. Eine Querung als Verlängerung der Hermesstraße soll die Verbindung zur Innenstadt herstellen.

Hauptbahnhof - Porta Nigra - Moselradweg: Kurzfristig soll eine Führung des Radverkehrs vom Bahnhof Richtung Porta Nigra über die Bussonderspur umgesetzt werden. Im Rahmen der Umgestaltung des Bahnhofsumfelds soll eine entsprechende Verkehrsführung optimiert werden.

Kaiser-Wilhelm-Brücke - Pferdemarkt: Ein großer Teil des touristischen Radverkehrs erreicht und verlässt die Innenstadt über die Kaiser-Wilhelm-Brücke. Diese Route soll mit einem Bündel an Einzelprojekten sicherer und komfortabler werden.

Moselradeweg: Anstelle der unattraktiven Führung durch das Hafengelände soll eine neue Trasse am Moselufer gebaut werden. Langfristig soll ein ufernaher Weg zwischen der Stadtgrenze nach Schweich und Pfalzel angelegt werden. Hierfür soll bis 2025 eine neue Brücke über die Zufahrt zum Hafen und nach 2025 eine zusätzliche Brücke über die Kyll gebaut werden.
Das Mobilitätskonzept umfasst auf mehr als 600 Seiten Optimierungen für jede Art der Fortbewegung. Der TV stellt die Schwerpunkte vor. Nach den bereits erschienenen Fußgängern und Radfahrern folgt in den nächsten Tagen der Protagonist des Trierer Verkehrs: der Autofahrer.Meinung

Dafür braucht die Stadt Millionen
Wer in Trier Auto, Fahrrad oder Bus fährt und auch gelegentlich zu Fuß unterwegs ist, könnte nach der Lektüre des 600 Seiten starken Mobilitätskonzepts tief durchatmen und sich freuen. Das Werk zählt alle Schwachpunkte auf und hat auch gute Ansätze für deren Behebung. Aber bedauerlicherweise ist das Konzept kein Katalog beschlossener Projekte, die jetzt nach und nach umgesetzt werden, sondern nur ein Rahmenplan, an dem sich die Trierer Verkehrspolitik der kommenden Jahre orientieren soll. Das heißt: Noch ist gar nichts beschlossen, noch sind alle schönen Pläne lediglich Wünsche. Ob sie jemals Realität werden, hängt von den politischen Prioritäten ab, die der amtierende und die kommenden Stadträte setzen werden. Trier braucht Millionen an Investitionen, um den Ruf einer der radfahrerunfreundlichsten Städte Deutschlands loszuwerden. Noch ist völlig offen, ob das jemals möglich sein wird. j.pistorius@volksfreund.de

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