"Der Test ist keine Hexerei"

Alkohol am Steuer oder notorische Tempo-Sünden: Der Führerschein kann aus verschiedenen Gründen entzogen werden. Um ihn wieder zu bekommen, absolvieren jährlich mehr als 200 Fahrer aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU). Wir haben den mitunter gefürchteten "Idiotentest" teilweise selbst ausprobiert.

 Wiederholt mit Alkohol am Steuer erwischt? Dann droht eine MPU. TV-Foto: Marcus Hormes

Wiederholt mit Alkohol am Steuer erwischt? Dann droht eine MPU. TV-Foto: Marcus Hormes

Trier/Wittlich. Wie fühlen sich Versuchskaninchen? Schwer zu sagen, aber ich bin jedenfalls nervös. "Begutachtungsstelle für Fahreignung" steht an der Tür des Tüv Rheinland am Trierer Hauptbahnhof. Diplom-Psychologin Monika Eschmann führt mich in einen kleinen Raum. Bei einem leistungspsychologischen Test will ich "ausreichende Fähigkeit zur Reaktion, Konzentration und Orientierung für die Teilnahme am Straßenverkehr" nachweisen. Auf einem Computer-Bildschirm erscheint jeweils ein Pfeil, immer an unterschiedlicher Stelle. Auf einer Tastatur muss ich möglichst schnell die Richtung angeben. 128 Bilder, null Fehler: Das lässt sich doch gut an. "Nur etwa fünf von 100 Testpersonen fallen dabei durch", bestärkt Monika Eschmann meinen Eindruck. Auch der zweite Test scheint machbar. Ich soll jeweils zuerst die Pfeilrichtung angeben und dann die Lage des Kreuzes, das immer gleichzeitig mit dem Pfeil erscheint. Beim Probedurchgang liege ich vier von zehn Mal gnadenlos daneben - Schock! Es kann eben gefährlich sein, sich in Sicherheit zu wiegen. Man wird schnell nachlässig.

Das will ich nicht auf mir sitzen lassen und konzentriere mich: 128 Bilder, null Fehler. Die Reaktionszeit könnte allerdings deutlich besser sein. "Sie wollten es zu perfekt machen", urteilt die Psychologin.

Solche Tests am Computer sind nur ein kleiner Teil der medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU). Etwa eine Stunde dauert allein das Gespräch des Gutachters mit dem Teilnehmer. Dabei haben viele Angst, mit der ganzen Wahrheit etwa über ihre Trinkgewohnheiten herauszurücken. Sie befürchten, den Führerschein nie wieder zu bekommen. Andere verharmlosen ihren Konsum, spielen ihn herunter. Doch wer mit 1,6 Promille (nach rund 20 Gläsern Bier) noch gezielt ins Auto steigen und fahren kann, ist an große Mengen Alkohol gewöhnt.

"Entscheidend ist die Erkenntnis des Betroffenen, warum er getrunken hat", erklärt Eschmann. Der Teilnehmer muss plausibel und nachvollziehbar erklären, warum und wie er sich geändert hat. Wer sich intensiv mit seinem Problem auseinandergesetzt hat und spontan schlüssige Antworten gibt, kann auf eine positive Bewertung hoffen. Dazu müssen allerdings auch die Ergebnisse der ärztlichen Untersuchung passen. Blutproben, bei Drogen-Auffälligkeiten auch Urinproben oder Haar-Analysen entlarven Lügner. Eschmann: "Die MPU zu bestehen, ist keine Hexerei. Gute Vorbereitung hilft dabei." EXTRA MPU: Im Jahr 2008 mussten 220 Kraftfahrer aus dem Kreis Bernkastel Wittlich zur MPU (2007: 236 Fälle). Etwa 70 Prozent waren Männer. Meist ging es um Fahrten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss. Auch wer mehr als 18 Punkte in der Flensburger Verkehrssünder-Datei hat, bekommt seinen Führerschein erst bei positivem MPU-Gutachten zurück. Adressen von Anbietern gibt es bei der Führerscheinstelle der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich. Die Höhe der Gebühr hängt von der konkreten Fragestellung ab (zum Beispiel 422 Euro bei Alkohol). Der Tüv Rheinland bietet auch in Wittlich kostenlose Informationsabende sowie auf Wunsch individuelle Beratungsgespräche an. Kontakt: Telefon 0651/146219-6. (cus)

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