Corona-Krise Ihr habt es euch verdient!

Trier/Prüm · Der „Corona-Jahrgang“ bleibt am Tag seiner Abiturfeier zu Hause. Der Trierische Volksfreund würdigt die Leistungen der Jugendlichen dennoch öffentlich und ruft daher dazu auf, Fotos im Abiball-Outfit einzusenden.

 Die ersten Abiturienten aus Trier, Saarburg, Bitburg und Wittlich sind dem Aufruf des Trierischen Volksfreunds, ihre Fotos im Abiball-Outfit einzusenden, bereits gefolgt. Zum Teil wurden die Bilder gerade erst, zum Teil aber auch schon vor einigen Wochen gemacht.

Die ersten Abiturienten aus Trier, Saarburg, Bitburg und Wittlich sind dem Aufruf des Trierischen Volksfreunds, ihre Fotos im Abiball-Outfit einzusenden, bereits gefolgt. Zum Teil wurden die Bilder gerade erst, zum Teil aber auch schon vor einigen Wochen gemacht.

Foto: TV/Collage: Franziska Wonnebauer

Ein letzter sehnsüchtiger Blick in den Spiegel. Ja, dieses Ballkleid, dieses Make-up, diese Frisur – genau so hatte sie es sich vorgestellt. Ihr Abitur hätte die Würdigung erhalten, die es verdient. Hätte. Was übrig bleibt, ist ein schönes Selfie und ein Haufen benutzter Abschminktücher. Keine Zeugnisübergabe, keine Bigband, kein Abifilm, kein Bufett, kein Glücksrausch.

Selfie zu Hause aufgenommen Jaleesa Antony sitzt allein in ihrem Zimmer. Sie stylt sich, um sich gleich darauf wieder abzuschminken. „Ein seltsames Gefühl“, erzählt die 19-Jährige.

Auf den feierlichen Abschied von Schule, Lehrerkollegium und Freunden hatte sie sich seit Ewigkeiten gefreut. Diesen Moment kann auch das Selfie nicht ersetzen, das sie zu Hause aufnimmt. Darauf, das Bild in einer Collage in der Zeitung zu sehen, freut sie sich trotzdem. „Ich bin dankbar für diese Form der Anerkennung“, sagt die Abiturientin des Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums.

Regino-Gymnasium setzt Idee um In diesem Jahr ist die Abiturentlassfeier eines ganzen Jahrgangs dem Coronavirus zum Opfer gefallen. Doch die Leistungen des „Corona-Jahrgangs“, wie viele Jugendliche ihn inzwischen getauft haben, sollen dennoch öffentliche Anerkennung finden. Den Start machte das Regino-Gymnasium in Prüm: „Als klar wurde, dass es in diesem Jahr kein Gruppenbild von der Abiturientia geben würde, entwickelte sich in einem Telefonat mit der Schulleitung der Gedanke, eine Collage zu erstellen“, erzählt die Prümer Abiturientin Anínja Fischer. Über die WhatsApp-Stufengruppe rief sie die Absolventen dazu auf, Selfies zu machen, Dresscode „Abiball“. Abiturient Hannes Keller konstruierte daraus dann eine Collage für die Internetseite der Schule. So kam das Abschlussbild doch noch zustande.

Aktion des Trierischen Volksfreunds Inspiriert von dieser Idee lädt der Trierische Volksfreund Abiturienten in der Region ein, ihre Abiballoutfit-Fotos zu schicken. Die ersten Abiturienten aus Trier, Saarburg, Bitburg und Wittlich sind dem Aufruf bereits gefolgt.

„Vielen Dank für Ihre Bemühung, unser Abitur trotz Corona öffentlich zu würdigen“, schreibt Florian Hüser dem Volksfreund. Sein Foto hat er vor einigen Tagen bei einer kleinen Abifeier im engsten Familienkreis aufgenommen. „Die ‚Feier‘ bestand aus einem Abendessen bei uns daheim“, erzählt er, „ein Glas Sekt gab es auch.“ Das Wort „Feier“ setzt er in Anführungszeichen. Denn das gemeinsame Essen mit der Familie hatte eher symbolischen Charakter und kommt für ihn nicht im Ansatz an seine Vorstellungen von einem Abiball heran. Das Foto habe er vorher aufgenommen und den Anzug daraufhin gleich wieder ausgezogen, um den Stoff zu schonen. Die Anerkennung für seine Leistung durch die Schulgemeinschaft kann das Foto natürlich nicht ersetzen. Aber das Bild steht symbolisch für seinen Erfolg und hält die Erinnerung an die besondere Situation fest.

Andere Abiturienten suchen die öffentliche Anerkennung in den Sozialen Netzwerken. Jennifer Held hat ihr Ballkleid-Foto bei Instagram und Facebook gepostet und viele Glückwunsch-Kommentare erhalten.  Sie wäre zu traurig gewesen, wenn sie das rosafarbene Kleid nicht wenigstens ein Mal hätte tragen können. Mit ihrem Post möchte sie zeigen, dass sie stolz auf sich ist. Dieses Gefühl kann ihr auch das Coronavirus nicht nehmen. „Jeder Einzelne von uns kann so stolz auf sich sein“, sagt die diesjährige Preisträgerin des Kunst-Abipreises am Angela-Merici-Gymnasium. Durch das Foto und das feierliche Anstoßen mit ihren Eltern hatte sie den Eindruck, dass sie für ihr Abitur trotz allem die verdiente Anerkennung erhalten hat. „Das Ballkleid zu tragen mit dem Abiturzeugnis in der Hand, war auch ohne Abiball schön.“

Auch andere Abiturienten lassen sich nicht entmutigen und halten den Traum vom Abiball in einem Foto fest, auf dem sie in ihrer Ballgarderobe zu sehen sind. Längst haben Abiturienten die Fotos zu ihrem Profilbild gemacht oder über soziale Netzwerke geteilt. Die Bilder sprechen für sich. Sie sagen: „Wir haben die Anerkennung trotz allem verdient.“ Und: „Wir sind bereit für das, was kommt.“

Jaleesa Antony, die Abiturientin am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, hat ihr Bild nicht über Social Media geteilt. Dafür gefalle ihr das Selfie nicht gut genug; sie sei sehr selbstkritisch, sagt die 19-Jährige. Ein bisschen Anerkennung hat sie trotzdem erhalten: Am 27. März, dem Tag, an dem die Abiturfeier hätte stattfinden sollen, hat ihre Mutter sie mit einem großen Heliumballon mit dem Schriftzug „Abi 2020“ überrascht. Den hat Jaleesa mit einer Karte steigen lassen und darauf eine Nachricht für den Finder hinterlassen. „Ich habe geschrieben, dass wir der Corona-Abi-Jahrgang sind und den Hashtag ‚Coronabi’ vermerkt“, erzählt sie. Das sei der Moment gewesen, in dem auch sie für ihre Leistung gefeiert wurde.

Wenn du dein Abiball-Outfit-Foto mit uns teilen möchtest, dann sende uns dein Bild per E-Mail an: echo@volksfreund.de. Bitte gib Namen, Wohnort und Schule auch in der Betreffzeile der E-Mail an. Teilnehmer an der Aktion müssen volljährig sein und stimmen mit der Einsendung ihres Fotos einer Veröffentlichung in der Zeitung und auf volksfreund.de zu. Online sind alle Fotos unter volksfreund.de/fotos zu sehen. Eine Auswahl wird auch in der Zeitung veröffentlicht.

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