Der Verkehrsminister und die Problemstraße

Vom Besuch Hendrik Herings im Sommer 2010 erhoffte man sich in Igel Verbesserungen für die Problemstraße B 49. Von mehreren Zusagen des Verkehrsministers ist bis heute nur eine Messanlage für Fahrzeuge realisiert worden. Nach TV-Informationen soll auch eine Fußgängerampel getestet werden.

 Sie ist schon wieder defekt: Ratsmitglied Reinhold Kiemen vor der Messanlage an der B 49 in Igel. TV-Foto: Albert Follmann

Sie ist schon wieder defekt: Ratsmitglied Reinhold Kiemen vor der Messanlage an der B 49 in Igel. TV-Foto: Albert Follmann

Igel. Ein zweistündiger Besuch von Verkehrsminister Hendrik Hering (SPD) am 12. August 2010 sollte die Wende in Igel bringen. Endlich, so glaubten die vom Verkehr gestressten Bürger, würde sich die Situation an der stark befahrenen Ortsdurchfahrt (2005: rund 14 000 Fahrzeuge täglich) verbessern. Im Dorf verbreitete sich schnell die frohe Kunde, der Minister habe sich mehreren Forderungen der Kommunalpolitiker angeschlossen - nur einen Zebrastreifen habe er abgelehnt.

Laut SPD-Gemeinderatsfraktion - die unverdächtig ist, dem Minister gleicher Couleur anderslautende Aussagen aus der nichtöffentlichen Zusammenkunft in den Mund zu legen - hat Hering damals folgende Zusagen gemacht: Aufstellen einer digitalen Verkehrsüberwachungsanlage, Aufstellen einer Fußgängerampel (probeweise), Prüfung einer innerörtlichen Geschwindigkeitsreduzierung, Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit vor dem Ortseingang aus Richtung Feilenkreuz.

Außer einer KFZ-Messanlage, die zeitweise nicht richtig funktionierte, wurde bis heute nichts davon umgesetzt. Die Gemeinderäte sind enttäuscht, auch Reinhold Kiemen (SPD). Nachdem er in seiner Funktion als Polizeibeamter einen tödlichen Verkehrsunfall in der Igeler Ortsdurchfahrt zu bearbeiten hatte, berichtet Kiemen, habe er wegen der defekten Messanlage mehrfach mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) Kontakt aufgenommen und bestätigt bekommen, dass die Anlage nicht funktioniere. Daraufhin habe er den Verkehrsminister um Aufklärung gebeten. Das Ministerium habe dann bestätigt, so Kiemen, dass die Anlage defekt sei, und für Anfang Januar die Montage einer neuen Apparatur angekündigt. Bezüglich der anderen Forderungen aus Igel zur B 49 habe sich Mainz auf Aussagen und Schriftstücke des LBM und der Kreis- und VG-Verwaltung berufen, wonach weder Zebrastreifen noch Ampel noch Tempolimit "nützlich" seien. Dennoch soll nach der Verlegung der Bushaltestellen von der Secundinierstraße in die B 49 eine Fußgängerampel getestet werden, wie der LBM auf TV-Anfrage mitteilt (siehe Extra).

Die neue Messanlage habe Wunder gewirkt, sagt Reinhold Kiemen. Autofahrer hätten auf das optisch angezeigte "böse Männchen" und das freundliche "Danke" reagiert und ihre Geschwindigkeit angepasst. Das bestätigen auch Messungen des LBM.

Kürzlich einigte sich der Gemeinderat Igel darauf, seinen Forderungen zur Entschärfung der Ortsdurchfahrt in einem Brief an das Verkehrsministerium Nachdruck zu verleihen. Über die genaue Ausformulierung des Schreibens, das auch an den LBM und die Verwaltungen von Kreis und Verbandsgemeinde gehen soll, wird noch beraten.

Meinung

Tempo 30 ist keine Lösung

Wahrscheinlich gibt es für Igel kein Patentrezept, wie das Nebeneinander von Fahrzeugen und Fußgängern vernünftig geregelt werden kann. Zebrastreifen und Tempolimits sind zweischneidige Schwerter. Ein Fußgängerüberweg ist nach Expertenmeinung nicht so sicher wie die Überquerungshilfen, weil die Fußgänger sich in Sicherheit wähnen und deshalb nicht mehr so gut auf den Verkehr achten. Tempo 30 in der Ortslage würde den Effekt der Kolonnenbildung, die die Ampel in Zewen hervorruft, noch verstärken. Sinnvoll ist sicherlich die Anbringung einer Fußgängerampel, sobald die Bushaltestellen an die B 49 verlegt werden. Die Igeler müssen sie aber annehmen, wenn sie über den Probebetrieb hinaus Bestand haben soll. a.follmann@volksfreund.deFünf Fragen an …den Landesbetrieb Mobilität Was hat die jüngste Tempomessung in Igel ergeben? Die Ergebnisse zeigen stabile Werte. 85 Prozent der gemessenen 80 000 Fahrzeuge sind 52 Stundenkilometer oder langsamer gefahren. 50 Prozent fuhren weniger als 45 Stundenkilometer. Was war mit der Messanlage los? Das kombinierte Mess-Anzeige-Gerät war im Bereich des LBM Trier zum ersten Mal im Einsatz. Es gab anfangs wegen Abstimmungsproblemen in der Software Schwierigkeiten bei der Datenübertragung, so dass die Messergebnisse nicht verlässlich ausgewertet werden konnten … In der Zwischenzeit läuft die Anlage zuverlässig und problemlos. Kommt eine Fußgängerampel? Wegen Straßenbauarbeiten soll die Buslinie aus der Secundinierstraße in die B 49 verlegt werden. An den dann einzurichtenden Bushaltestellen werden verstärkt Fußgänger die Straße überqueren. In diesen Bereichen wird dann der Einsatz einer Fußgängerampel getestet. Kommt ein Fußgängerüberweg? Untersuchungen in den letzten Jahren haben immer wieder bestätigt, dass es in der Ortslage Igel keine Bündelungsstellen gibt. Aus Gründen der Verkehrssicherheit haben deshalb auch alle Fachbehörden von der Einrichtung von Fußgängerüberwegen abgeraten. Kommt ein Tempolimit für die Ortsdurchfahrt? Die Messergebnisse bestätigen, dass das Geschwindigkeitsverhalten in Igel objektiv nicht zu beanstanden ist. Bei einer Verringerung der Geschwindigkeit auf 30 km/h geht die Leistungsfähigkeit der Straße zurück, es sind tägliche Rückstaus zu befürchten. Rückschlüsse hierauf werden wir aus dem probeweisen Ampelbetrieb ziehen können. (alf)

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