Der Weinberg ersetzt den Winzer

Ein Weinberg, der sich selbst bewirtschaftet: Diese Vision hat Professor Hans Czap von der Universität Trier - fast - umgesetzt.

Trier. Er trinkt gern Wein und lehrt an der Universität Trier. Da liegt es nahe, dass Professor Hans Czap auch an die Winzer der Region denkt. Als Wirtschaftsinformatiker kam er auf die Idee, ein System zur optimalen Betreuung von Weinbergen zu entwickeln. "Mit im Weinberg ausgebrachten Sensoren werden Klima- und Bodendaten sowie Daten zur Pflanzenbeschaffenheit gemessen", erklärt Czap. Die Sensoren sammeln Informationen wie Temperatur oder Luftfeuchtigkeit und senden sie beispielsweise an eine Wetterstation. Die Wetterstation leitet die Daten an den Computer des Winzers weiter. Dieser Datenaustausch funktioniert über ein drahtloses Netzwerk. Auf dem Computer des Winzers werden die Daten in einer Datenbank gespeichert und mit einer Software ausgewertet. So kann der Winzer frühzeitig auf Veränderungen im Weinberg reagieren. Das System gibt zum Beispiel Warnmeldungen aus, wenn die Wetterlage den Schimmelpilz-Befall begünstigt. "Durch die Ansammlung von ausgewerteten Daten, also quasi gemachten Erfahrungen, kann das System zudem Empfehlungen wie den Einsatz von Spritzmitteln geben", erklärt Czap. Realisiert hat der Professor das Projekt gemeinsam mit Studenten der Universität Trier und dem Forschungszentrum für Weinbau in Bernkastel-Kues. Zukunftsmusik ist noch die Vision von dem System, dass sich selbst helfen kann und bei mangelnder Bodenfeuchtigkeit den Weinberg bewässert. Derartige, sich selbst organisierende Systeme könnten für andere Aufgaben verwendet werden - etwa für die Überwachung einer Mülldeponie. Extra Innovationen an der Uni: Der sich selbst bewirtschaftende Weinberg ist nur ein innovatives Projekt. So hat Professor Ralph Bergmann ein System entwickelt, mit dem Feuerwehrleute über ein Headset Informationen abrufen können. Professor Peter Sturm hat vernetzte mobile Systeme entwickelt. Weitere Innovationen kommen vom Competence-Center E-Business: Professor Ralf Weiber hat Marktspielregeln neu entdeckt, und Professor Michael Jäckel entwirft Strategien zur Bewältigung des demografischen Wandels. (ksc) ik

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