Der Wert eines gut gefüllten Koffers

Wie können Erzieherinnen mit Kindern und Familien umgehen, die aus einer anderen Kultur stammen, oft kaum Deutsch sprechen? Konflikte sind programmiert. "Die Heimat im Gepäck" hieß der Info- und Diskussionsabend im Bürgerhaus, an dem Elemente der russischen und der türkischen Kultur vorgestellt wurden.

 Beim Diskussionsabend auf dem Podium: (von links) Moderator Nhat Tran, die Referenten Selma und Salah El Din Aydinoglu, Olga Jacobi und Co-Moderator Thomas Zuche. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Beim Diskussionsabend auf dem Podium: (von links) Moderator Nhat Tran, die Referenten Selma und Salah El Din Aydinoglu, Olga Jacobi und Co-Moderator Thomas Zuche. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Trier-Nord. "Migranten leiden oft unter zweisprachiger Sprachlosigkeit'", sagte Olga Jacobi. "Sie können sich mit niemandem in ihrer Sprache unterhalten und sprechen noch kein Deutsch." Da die Erwachsenen oft selbst unter der fremden Umgebung litten, könnten sie ihre Kinder nur wenig unterstützen. Den Pädagogen im Publikum schilderte die aus Kasachstan stammende Mitarbeiterin des Saarburger Kindergartens St. Laurentius, welche Werte und Erziehungsmaßstäbe russische Aussiedler vertreten. "Der Wunsch zur Integration ist da", betonte sie.Der Vortrag "Die Heimat im Gepäck" im Bürgerhaus Trier-Nord wurde organisiert vom Jugendmitgrationsdienst der Caritas, der Kita-Abteilung des Verbandes in der Diözese und der Kita gGmbH. Er ist ein Projekt im Rahmen von LOS ("Lokales Kapital für soziale Zwecke"). Der Jugendmigrationsdienst hatte zahlreiche Betriebe in Trier-Nord zum Umgang mit Migranten befragt. "Viele Einrichtungen haben sich mehr Informationen gewünscht", berichtete Mitarbeiterin Christiane Nels. Selma Aydinoglu arbeitet seit 23 Jahren im Kindergarten St. Nikolaus in Konz. Mit ihrem Mann Salah El Din gab sie einen Einblick in die türkische Kultur. Ihr Rat an Deutsche, die professionell mit Familien aus anderen Kulturen zu tun haben: mehr Gelassenheit. "Denken Sie nicht an unsere Kultur, sondern an Ihre Arbeit!" Migranten sollten auf jeden Fall motiviert werden, Deutschkurse zu besuchen. Für Jugendliche sei es andernfalls schwierig, eine gute Schulbildung und einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Gleichzeitig sei es verständlich, wenn junge Migranten sich zurückzögen. "Meine Muttersprache ist all' meine Gefühle", zitierte sie eine junge Frau. Eines der Ergebnisse des Abends: "Je schöner und inhaltsreicher das Gepäck im Koffer ist, desto leichter haben es die jungen Leute hier."

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