Der Wolfsberg macht das Rennen

Trier wird ab Sommer 2010 eine Gesamtschule auf dem Wolfsberg erhalten - wenn genügend Eltern Interesse an dieser Schulform anmelden. Das zeichnet sich nach einer Standort-Empfehlung der Verwaltung ab. Über die inhaltliche Gestaltung des Angebots dürfte noch es noch größere Diskussionen geben.

Trier. Nach vergeblichen Anläufen in den 70er, 80er und 90er Jahren scheint Trier nun die Rolle als einziger weißer Fleck auf der Rheinland-Pfälzischen Gesamtschul-Landkarte loszuwerden. Stadtrat und Runder Tisch hatten die Verwaltung im November beauftragt, einen Standort-Vorschlag zu machen, und die Reaktion kam schneller als erwartet: Auf dem Wolfsberg, wo Ludwig-Simon-Realschule und Cusanus-Hauptschule frühzeitig Interesse angemeldet hatten, soll die neue Schulform etabliert werden.

Eine Mehrheit im Rat scheint sicher. "Wir stimmen zu", sagt CDU-Schulpolitiker Ignaz Bender unter Verweis auf die "vernünftige Verteilung von Schulstandorten in der Stadt". Dafür soll am Standort der Pestalozzi-Hauptschule in Trier-Süd Triers erste "Realschule plus" entstehen. Am Mäusheckerweg habe man, so Bender, mit dem G8-Gymnasium bereits einen starken Akzent gesetzt.

SPD-Schulexpertin Regina Bux betont die "guten räumlichen Voraussetzungen am Wolfsberg". Zwar werde man investieren müssen, aber das wäre "an anderen Standorten viel problematischer". Im übrigen müsse es ja nicht bei einer IGS für Trier bleiben. Nicht überall ist man von der Verwaltungsentscheidung begeistert. Die Gesamtschul-Initiative "Eine Schule für alle" fühlt sich überrannt. Sie hatte am Runden Tisch dafür plädiert, die Eltern der Grundschul-Kinder in die Standort-Frage einzubeziehen. Eine solche Umfrage - sie ist vom Land als Auflage vorgeschrieben - wird es zwar geben, aber die Stadt will bei den Eltern lediglich das potenzielle Interesse an einem Gesamtschul-Platz für ihr Kind abfragen. Den Standort soll der Stadtrat unabhängig davon schon in seiner Januar-Sitzung beschließen.

Das liegt am Zeitdruck: Will die IGS ihre Arbeit, wie gewünscht, im Sommer 2010 aufnehmen, muss ein entsprechender Vorschlag beim Land bis Ende März eingereicht sein - mit allen vorgegebenen Formalitäten. Soll das funktionieren, müssen im Grunde alle notwendigen Prozesse parallel auf die Schiene gesetzt werden.

Initiativler wollen ein weites Integrationsmodell



Im Hintergrund der Kontroverse steht aber auch eine inhaltliche Frage. Die IGS-Initiativler wollen ein möglichst weitgehendes Integrationsmodell, das eine hohe Identifikation des Kollegiums mit den Ideen der Gesamtschule voraussetzt. Sprecherin Theresia Görgen macht keinen Hehl daraus, dass sie vor diesem Hintergrund die Haupt- und Realschulen am Mäusheckerweg, die sich ebenfalls beworben hatten, als Träger bevorzugt hätte. Nun fürchtet sie, dass mit der Standort-Entscheidung die konzeptionell-inhaltliche Diskussion "schon beendet ist, bevor sie richtig anfängt". Diese Sorge teilt SPD-Politikerin Bux nicht. Man könne die Argumente der Initiative nachvollziehen, sehe aber "noch absolut ausreichend Zeit für die Diskussion der Inhalte". Wie die IGS gestaltet werde, wer sie Leitung übernehme, mit welchem Personal sie arbeite, "das bleibt erst einmal offen".

Aber auch die Frage, ob es sie überhaupt gibt, ist noch nicht endgültig beantwortet. Denn neben dem Stadtrats-Plazet sind zur Genehmigung auch mindestens 91 Anmeldungen erforderlich. Deshalb kommt der Eltern-Befragung bei allen Grundschul-Drittklässlern eine hohe Bedeutung zu.

So sieht das auch die Initiative "Eine Schule für alle". Deshalb will man trotz aller Kritik für die Schulform IGS werben. Am 9. Januar gibt es um 20 Uhr in der Aula der Berufsbildenden Schulen eine Info-Veranstaltung mit fachkundiger Besetzung. Die Einladungen werden nächste Woche in den Grundschulen verteilt. Aber anders als die Stadt gibt man den Eltern per "Rückmeldebogen" die Option, ihren Wunsch-Standort zu benennen.

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