"Der Zeit immer eine Nasenlänge voraus"

Trier · Mit Aloys Adler geht ein Wegbereiter der modernen Pflege in den Ruhestand. Im Brüderkrankenhaus beginnt eine neue Ära.

 Nahtloser Übergang im Brüderkrankenhaus Trier: Pflegedirektor Aloys Adler (rechts) übergibt gut gelaunt sein Amt an Nachfolger Jörg Mogendorf. Foto: BKT

Nahtloser Übergang im Brüderkrankenhaus Trier: Pflegedirektor Aloys Adler (rechts) übergibt gut gelaunt sein Amt an Nachfolger Jörg Mogendorf. Foto: BKT

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Trier Lobende Worte gibt es bei der Verabschiedung von Menschen häufig, die sich lange Jahre in ihrem Beruf verdient gemacht haben. Selten sind die Worte des Abschieds aber so von Anerkennung, Hochachtung und Freundschaft geprägt wie bei Aloys Adler. Insgesamt 46 Jahre lang war der geborene Saarländer für das Brüderkrankenhaus tätig. 37 Jahre davon gehörte er dem Direktorium der Klinik an, 33 Jahre als Pflegedirektor.
"Wenn nur ein Teil des Lobes auf mich zutrifft, ist das überwältigend", zeigte sich der 63-Jährige dann auch berührt von den Laudationen.
Gut gelaunt und mit einem strahlenden Lächeln hatte er im Albertus-Magnus-Saal des Krankenhauses all jene per Handschlag begrüßt, die bei seinem letzten offiziellen Auftritt dabei sein wollten. Es ging um den Abschied von dem Mann, der in Trier und in ganz Rheinland-Pfalz das Thema Pflege in den vergangenen Jahren maßgeblich vorangebracht hat.
Adler war nicht ein forscher Redner wie Markus Mai, Präsident der noch jungen Landespflegekammer. Ihn, der zuletzt sein Stellvertreter als Pflegedirektor war, hatte Adler aber gefördert und Mai für die berufspolitische Arbeit den Rücken frei gehalten. "Danke für Dich", war Mais Gruß nach 20 gemeinsamen Jahren.
Auch BKT-Hausoberer Markus Leineweber erlebte 20 Berufsjahre mit Aloys Adler, dem Vater dreier Kinder und Großvater von ebenfalls an diesem Nachmittag strahlenden Enkeln. Mehrere Tausend Pflegekräfte habe er eingestellt, sehr früh die Fünf-Tage-Woche am Brüderkrankenhaus eingeführt, innovative Pflegethemen auf die Tagesordnung gesetzt und das Patienten-Informations-Zentrum ins Leben gerufen. "Aloys Adler war nicht aufdringlich, aber immer präsent."
Wie lange der Rückblick reicht, den Bruder Peter Berg (Vorsitzender des Aufsichtrates der BBT-Gruppe) und Bruder Alfons Maria Michels (Sprecher Geschäftsführung BBT-Gruppe) in einen amüsanten Vortrag packten, lässt sich anhand interessanter Zahlen dokumentieren: 1971 begann Alois Adler seine berufliche Karriere als Pflegehelfer im Brüderkrankenhaus. Damals kostete ein Taschenrechner noch 2000 D-Mark, fast so viel wie ein Gebrauchtwagen. In seiner Zeit im Direktorium erlebte er acht Hausobere, fünf kaufmännische und sechs ärztliche Direktoren. Für Jörg Mogendorf, seinen Nachfolger, hinterlässt er große Fußspuren. Angst davor hat der 52-Jährige angesichts seiner großen Berufserfahrung (siehe Extra) nicht. Ob er allerdings wie Adler fast täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen wird, ist eher ungewiss.
"Ich habe gegeben, was ich konnte, nach 46 Berufsjahren ist es gut", hat sich der 63-Jährige in den selbst gewählten früheren Ruhestand in seiner für ihn typischen leisen Art von seinen Gästen verabschiedet. Stolz sei er darauf, dass im Brüderkrankenhaus die Pflege auf Augenhöhe mit den medizinischen und diagnostischen Bereichen agiere. Mit seiner Ehefrau Gudrun hat er sich am Sonntag auf den Weg nach Santiago de Compostela gemacht, als Jakobs pilger mit Fahrrädern, um sich "neu zu sortieren". Im Brüderkrankenhaus sei man der Zeit immer eine Nasenlänge voraus. Dieser Anspruch für 46 Berufsjahre hat für die Fahrradpilger keine Gültigkeit.Extra: ZUR PERSON: JÖRG MOGENDORF


Neuer Pflegedirektor im Brüderkrankenhaus Trier ist Jörg Mogendorf (52), der einen großen Teil seines beruflichen Lebens in Koblenz verbracht hat. Nach der Ausbildung zum Krankenpfleger im Krankenhaus Marienhof arbeitete er dort auf der Intensivstation. Nach Fachweiterbildungen wurde er Abteilungsleiter Pflege in der Abteilung für Innere Medizin. 1994 wechselte Mogendorf zum St. Elisabeth-Krankenhaus in Mayen. Von 1997 bis 2008 war er Pflegedirektor und Mitglied des Direktoriums im Krankenhaus der Augustinerinnen in Köln. Es folgte ein Studium mit Abschluss Bachelor of Business Administration. Seit 2008 war er Pflegedirektor am Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein Kemperhof in Koblenz.

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