Derby Trier gegen Saarbrücken: Polizei will friedliches Fußballfest - Liveticker ab 14 Uhr

Trier · Nicht nur für Eintracht Trier ist es das Spiel des Jahres. Das Derby gegen den Erzrivalen Saarbrücken (Samstag, 14 Uhr) ist auch die Polizei eine besondere Herausforderung. Triers neuer Direktionschef Norbert Hausen beschreitet einen neuen Weg im Umgang mit Fans: „Wir wollen durch ein gutes Miteinander ein friedliches Fußballfest ermöglichen.“ Wir berichten vom Spiel live auf volksfreund.de

 Deeskalation durch Dialog: Polizeidirektions-Chef Norbert Hausen und seine Inspektions-Kollegen Harald Lahr und Jörg Sieren (von links) bereiten sich auf das brisante Fußball-Derby vor. TV-Foto: Roland Morgen

Deeskalation durch Dialog: Polizeidirektions-Chef Norbert Hausen und seine Inspektions-Kollegen Harald Lahr und Jörg Sieren (von links) bereiten sich auf das brisante Fußball-Derby vor. TV-Foto: Roland Morgen

Seit 44 Jahren ist Norbert Hausen (60) im Polizeidienst. In dieser Zeit habe er "viel erlebt und gelernt", aber eines verstehe er immer noch nicht: "Wieso muss es bei Fußballspielen so oft zu Konfrontation zwischen Fans und Polizei kommen?"

Eine Zwangsläufigkeit bestehe doch gar nicht: "Echte Anhänger wollen ihren Verein auf positive Weise unterstützen und nicht, indem sie Zoff machen." Ebenso wenig aber wolle es ihm "in den Kopf, dass man mit Fans nicht ins Gespräch kommen können soll." Aber vielleicht, so sinniert der neue Chef der Polizeidirektion Trier, begünstige geballte Uniformiertenpräsenz, die als generelles Misstrauen interpretiert werden könnten, Unvernunft und Aggressionsausbrüche bei so genannten Risikospielen.

Heute ist wieder ein solches Derby. Eintracht Trier gegen den 1. FC Saarbrücken, das Rivalenduell schlechthin ( Liveticker auf Fupa.net ). Auf und neben dem Platz. Doch heute soll jenseits des Rasens vieles anders laufen als bei der gleichen Konstellation in der vergangenen Saison: Am 3. Oktober 2014 fielen nach dem Spiel vor allem Trierer "Fans" aus der Rolle, in dem sie Gäste auf der Terrasse des Café Täglich in der Simeonstraße attackierten.

Dabei gingen auch Teile des Gaststätten-Mobilars zu Bruch. Hausen propagiert die "Polizei der ausgestreckten Hand. Wir suchen das Gespräch." Am Freitag sprachen szenekundige Beamte mit Fan-Gruppierungen, heute stehen Polizisten in den Blocks - wohlgemerkt in zivil. Ihr Job: "Aufschaukelungsprozesse vermeiden."

Rund 7000 Besucher werden erwartet. Beamte von Schutz-, Bereitschaft- und Bundespolizei und benachbarten Präsidien sind heute im Einsatz. Dazu kommen rund hundert von der Eintracht aufgebotene Ordner. Besondere Aufmerksamkeit gilt gewaltbereiten Anhängern der französischen Zweitligisten Metz und Nancy, die angeblich zum Randalemachen nach Trier kommen wollen. Hausen: "Wir beobachten das und sprechen gegebenenfalls Betretungsverbote fürs Stadtgebiet aus.

Wissenwertes rund ums Spiel:

Alkohol: "Wir lassen den Verkauf von Bier im Stadion grundsätzlich zu", sagt Norbert Hausen. "Die Leute sollen ihr Bierchen trinken können. Das ist ja auch ein Teil von Fußballkultur." Allerdings: "Wenn in großem Stil über die Stränge geschlagen wird, gibt es ab dem nächsten Risikospiel wieder Nullprozentiges".

Verkehr: Die Ampelanlage in Höhe des Stadions wird ausgeschaltet. Damit entfallen unnötigen Rotphasen, weil Zeughausstraße (Stadion Haupteingang) ohnehin für Kraftfahrzeuge gesperrt ist. "Vier Kollegen regeln den Verkehr in der Zurmaiener Straße manuell", kündigt Harald Lahr (44) von der Polizeiinspektion an. Die Stadtbus-Linie 85 fährt zwischen 11 und 18 Uhr nicht durch die Zeughausstraße, sondern die übliche Fußballspiel-Umleitung.

Fan-Blöcke: Neue Raumaufteilung auf den Stehrängen. Nach dem Einbau zweier neuer Zaunanlangen haben sowohl die Gäste als auch die Trierer Fans mehr Platz. Die Vergrößerung der Blocks und die damit gegebene Nutzbarkeit beider Eingänge an der Zurmaiener Straße wurde möglich, weil die Polizei ihren Standort verlagert hat.

Luftaufklärung: Erstmals ist bei einem Eintracht-Heimspiels ein Helikopter im Einsatz. "Wir wollen Verkehrsströme beobachten, aber auch eventuelle Zusammenrottungen", erklärt Jörg Sieren (49) von der Polizeiinspektion, der den Gesamteinsatz koordiniert. Kommentar

Von Roland Morgen

Wahre Anhänger eines Clubs kommen ins Fremdschämen, wenn selbst ernannte Fans Hassgesänge gegen den gegnerischen Verein und dessen Anhang und/oder die Polizei anstimmen. Und erst recht, wenn Rivalität in Gewalt ausartet. Derbystimmung ist nicht gleich vergiftete Atmosphäre. Wer Rituale wie Bengalos zünden, Beleidigungen aus der untersten Schublade skandieren und Rudelgekloppe abseits des Stadions satt hat, der dürfte begrüßen, dass die Trierer Polizei neue Wege versucht, Eskalationen gar nicht erst entstehen zu lassen. Die Polizei zeigt gibt Vertrauensvorschuss. Ob die Botschaft der "ausgestreckten Hand" bei jedem Adressaten ankommt, ist zu bezweifeln. Aber im Interesse der großen Mehrheit derer, die ein spannendes Spitzenspiel sehen und sich dabei wohl fühlen wollen, ist es allemale einen Versuch wert.

r.morgen@volksfreund.de

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