"Derhamm" in der kleinen Kneipe

Er ist seit einem Vierteljahrhundert ein bekannter Trierer Straßenmusiker: Kurt Oster. Der 69-jährige Akkordeonspieler mit Hut und im Cowboy-Dress ist berufsmäßig gerne in der Innenstadt, aber noch lieber verbringt er seine Freizeit in der Kneipe "Zur Biertonne". Sein Lieblingsplatz dort an der Theke ist mehr als nur ein Fleck zum Bierchen-Trinken und Klönen.

 Wenn er nicht seine Stammkneipe mit seiner Gegenwart beehrt, dann erfreut Kurt Oster die Passanten in der Trierer Innenstadt mit seinem Akkordeonspiel. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Wenn er nicht seine Stammkneipe mit seiner Gegenwart beehrt, dann erfreut Kurt Oster die Passanten in der Trierer Innenstadt mit seinem Akkordeonspiel. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Eich sinn en echten Trierer Jong!

In der Markusstraße, in der Haukaserne in Trier-West, bin ich großgeworden. Meine Eltern waren ganz arme Leut', aber bei uns war immer alles tipptopp sauber, und jeder hat dem anderen geholfen.

Zu Weihnachten und zum Geburtstag wurden Wünsche erfüllt. Als ich acht Jahre alt war, habe ich eine Mundharmonika geschenkt bekommen. Seitdem mache ich Musik. Mit zwölf habe ich mit der "Quetschkommod'" gespielt und mit sechzehn Tanzmusik gemacht. Die Harmonielehre, das Zusammensetzen von Akkorden, habe ich mir selbst beigebracht.

Die älteren Trierer können sich bestimmt noch an die "Rocky-Band" und "Blue Band" erinnern. Da habe ich mitgespielt, neben meiner Arbeit bei Bobinet.

Im "Astoria", im "Mikado" und im "Alaska" haben wir damals Musik gemacht. Und seit ungefähr 25 Jahren bin ich fast jeden Tag in der Innenstadt unterwegs und spiele auf meinem Akkordeon.

Man braucht heute eine Straßenmusikerlaubnis. Und das Ordnungsamt plant genau, wann wer wo spielen darf. Der Schein kostet jeden Monat 15 Euro plus drei Euro Gebühren. Vor zehn Jahren hat man so etwas noch nicht gebraucht.

Am liebsten spiele ich auf dem Hauptmarkt, weil die Gäste dort großzügiger sind. Wenn es regnet und die Leut' haben einen Schirm in der Hand und in der anderen die Einkaufstasche, dann ist der Job hart. Aber ich mache es gerne!

Meine Markenzeichen sind mein Hut und die Cowboy-Kleider. Aber zu Hause habe ich auch sehr schicke Anzüge, aus richtig feinem Stoff und einen Smoking. Die feinen Klamotten ziehe ich nur zu ganz besonderen Anlässen an.

ZuHause, das ist mein Apartment im Lokal "Zur Biertonne" in Trier-West. Der Hausbesitzer hat es mir zur Verfügung gestellt. Und jeden Abend, wenn ich vom Spielen komm', gehe ich in mein Stammlokal. Die Leute dort sind wie eine Familie. Jeder hilft dem anderen, es ist genauso wie in dem Milieu, in dem ich aufgewachsen bin. Ein sehr guter Zusammenhalt! In meinem Stammlokal gibt es keinen Herrn Sowieso, alle sprechen sich mit Vornamen an. Alles ist ganz leger, so richtig locker vom Hocker. Da bin ich "derhamm"! (zu Hause).

Früher, als kleiner Junge war mein Lieblingsplatz der Domstein. In der Lederhose bin ich immer und immer wieder den glatten Stein runtergerutscht. Weil eich en echten Trierer Jong sinn, dafür hann eich Trier gären!

(Übersetzt: Ich bin ein echter Triere Junge, und dafür habe ich Trier gern.)

Aufgezeichnet von Katja Bernardy no/cdr

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