Desdemona auf der Bowlingbahn

Ein bisschen wie Shakespeare - und doch ganz anders. "Othello.Therapie" heißt das Theaterstück von John von Düffel, das die Situation der drei Frauen Emilia, Bianca und Desdemona beschreibt. Am Samstag, 12. Juni, ist die Premiere in der Trierer Tuchfabrik

Trier. Bianca (Tanja Finnemann, Wittlich) lacht. Lacht laut, lacht hysterisch. Sie kommt soeben von ihrem Treffen mit Lodovico (Andreas Scherf, Waldrach) zurück, berichtet ihren Gefährtinnen Desdemona und Emilia davon. Es gab Streit - sie hat überlebt, Lodovico liegt im Sterben. Was zunächst verdächtig nach der blutigen Tragödie von Shakespeare klingt, stammt in Wahrheit aus der Feder des deutschen Dramaturgen John von Düffel. Wir befinden uns nicht im frühneuzeitlichen Venedig, sondern auf einer Bowlingbahn im 20. Jahrhundert.

Moderne Stücke von unbekannten Autoren



"Othello.Therapie" heißt das Stück, das am kommenden Wochenende Premiere im kleinen Saal der Trierer Tuchfabrik feiert. Die Akteure sind Darsteller der jungen Truppe Neue Theaterwerkstatt, die im September 2009 aus der Taufe gehoben wurde.

"Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, moderne Stücke von unbekannten Autoren zu spielen", erklärt Claudia Stephen aus Wittlich, Vorsitzende des Vereins. Sie befasst sich bereits seit vielen Jahren mit dem Schauspielen. "Das darf auch gerne mal etwas provokanter werden", betont sie. Trotzdem wolle man nicht politisieren oder moralisieren. "Wir wollen für einen hohen Unterhaltungswert sorgen." Stephen selbst spielt die Desdemona, eine in Rosa gekleidete Verrückte, die mit der Realität nicht zurechtkommt.

Tanja Wolf kommt aus Butz weiler und arbeitet normalerweise als Lehrerin. Auf der kleinen Bühne in der Tuchfabrik wird sie zur Emilia, einer desillusionierten Person, die von ihrer Freundin Desdemona sehr genervt ist. "Für mich ist das Theaterspielen eine gute Abwechslung zu meinem Beruf." Und wenn Tanja Wolf an die Premiere am kommenden Wochenende denkt, wird sie schon ein bisschen nervös.

Kerstin Maass aus Trier, im wirklichen Leben Klavierlehrerin, ist hingegen nicht nervös, auch wenn sie zum ersten Mal bei einer Theaterproduktion dabei ist. Sie möchte den anderen Darstellern helfen, sie ist die Souffleuse. "Nicht nur das Schauspielern ist interessant, sondern auch die Arbeit hinter dem Vorhang", sagt sie, auch wenn man als Souffleuse nicht wirklich hinter dem Vorhang stehe.

Auch die anderen Darsteller haben sich intensiv mit der Theaterarbeit außerhalb der Scheinwerferkegel auseinandergesetzt. Was ist das treffende Bühnenbild, was die passende Requisite? Und wie realistisch muss ein sterbender Mensch dargestellt werden? "Wie wir das gelöst haben, kann man am Samstag sehen", sagt Claudia Stephen. Extra Die Vorstellung von "Othello.Therapie" am Samstag, 12. Juni, beginnt um 20 Uhr im kleinen Saal der Tufa. Am 19. Juni, ist, ebenfalls um 20 Uhr, eine weitere Vorstellung. Der Eintritt kostet 10 Euro im Vorverkauf, 12 Euro an der Abendkasse. Neben Theaterstücken beschäftigen sich die insgesamt zehn Laiendarsteller vor allem auch mit Filmen. Noch in diesem Herbst wollen sie wieder vor der Kamera stehen. Weitere Informationen zum Ensemble der Neuen Theaterwerkstatt gibt es im Internet unter www.neuetheaterwerkstatt.de

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