Deserteur der Lüfte

Im Prümer Stadtgebiet sind am Donnerstag bei Baggerarbeiten die Reste einer deutschen "V1"-Rakete aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Die Sprengkörper fehlten allerdings, so dass keine Gefahr für die Bürger bestand.

 Verdächtig, aber nicht gefährlich: Ein Element der „V1“-Rakete, deren Reste im Prümer Stadtgebiet ausgebaggert wurden. Foto: Polizei Prüm

Verdächtig, aber nicht gefährlich: Ein Element der „V1“-Rakete, deren Reste im Prümer Stadtgebiet ausgebaggert wurden. Foto: Polizei Prüm

Prüm. (fpl) "Das war Gott sei Dank harmlos, sonst wäre es problematisch geworden", sagt Hauptkommissar Richard Schleder von der Polizei-Inspektion (PI) Prüm. Die Raketenreste waren am Donnerstag gegen 18.15 Uhr bei Ausschachtungen hinter der Bahnhofstraße aufgetaucht: Maler Joachim Benzrath will dort für seinen Betrieb neue Stellflächen einrichten. "Wir haben da gestern ausgehoben und dann die Metallstücke gefunden", sagt er. "Da wir nicht wussten, was das ist, haben wir noch ein bisschen mit dem Bagger dran gezogen, und dann kamen zwei große Kugeln mit einem Durchmesser von einem halben Meter zum Vorschein." Benzrath stoppte die Arbeiten und schaltete die Polizei und den Kampfmittelräumdienst (KMRD) des Landes ein. In der Dämmerung war jedoch nicht mehr festzustellen, ob von den Resten -neben den Kugeln weitere Metallteile - eine Gefahr ausging; deshalb rückten Polizei und KMRD am Freitagmorgen noch einmal an.

Bei Tageslicht stellte sich heraus, dass es sich um Teile einer "V1"-Rakete aus dem Zweiten Weltkrieg handelt. Diese Flugbomben (Typ Fieseler FI 3) wurden damals zu Tausenden von Deutschland aus in Richtung der westlichen Nachbarländer und nach England abgeschossen. Viele der technisch anfälligen Raketen erreichten ihre Ziele jedoch nicht, sie stürzten von selbst ab oder wurden abgefangen.

Ähnlich muss es mit der "Prümer" Rakete gewesen sein. Allerdings sei sie nicht in Nähe der Stadt aufgeschlagen, lediglich die Reste habe jemand dort vor Jahrzehnten vergraben, vermuten Polizei und KMRD. Bei den beiden kugelförmigen Elementen, sagt Richard Schleder, habe es sich um Druckluftbehälter gehandelt. Sprengkörper - die Raketen waren mit TNT bestückt - wurden nicht mehr gefunden. "Das war auch gut so", sagt Schleder. "Sonst hätte das eine größere Evakuierungsmaßnahme zur Folge gehabt." Die harmlosen Reste nahm der KMRD zur Entsorgung mit. Das freut auch Joachim Benzrath. "Wir können jetzt in Ruhe weiterarbeiten, Prüm ist gesichert, was wollen wir mehr? Es hätte schlimmer kommen können."

Zuletzt waren weite Teile des Prümer Stadtgebiets im April 2008 evakuiert worden. Damals hatte der KMRD im Waldgebiet Tettenbusch eine zehn Zentner schwere Weltkriegsbombe aufgespürt. Da sich die Bombe nicht an Ort und Stelle entschärfen ließ, wurde sie in ein Waldstück bei Wascheid transportiert und dort zur Detonation gebracht.

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