Dezernent nimmt Händler in die Pflicht

Trier · Die Trierer Einzelhändler müssen finanziell selbst Verantwortung für eine attraktive Innenstadt übernehmen - so lautet ein Appell von Wirtschaftsdezernent Thomas Egger im Steuerungsausschuss am Donnerstagabend.

 Volle Innenstadt: Trier zieht viele Kunden aus Luxemburg und der Region an. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Volle Innenstadt: Trier zieht viele Kunden aus Luxemburg und der Region an. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Trier. Die Aussage ist klar und deutlich. "Ich kann kein Qualifizierungsprogramm für den Trie rer Einzelhandel starten und bezahlen", sagt Thomas Egger. Der Trierer Wirtschaftsdezernent unterstreicht: "Das muss er selbst tun. Doch sobald es um Geld geht, steigen die meisten Händler aus." Die Stadt könne lediglich die Rahmenbedingungen schaffen, "und auch ein professioneller City-Manager kann letztendlich nichts konkret beeinflussen".
Egger hat sich eine Sitzung des Steuerungsausschusses ausgesucht, um Bälle zurückzuspielen, den zwei große Interessenvertreter des Trierer Handels in den vergangenen Wochen mit Schwung in seine Richtung gekickt haben. Die Interessengemeinschaft Trierer Einzelhandel - bestehend aus den großen Häusern Kaufhof, Karstadt, Sinn Leffers, Media Markt und Saturn - hat mit Nachdruck die Einstellung eines professionellen City-Managers gefordert (der TV berichtete mehrmals). Die City-Initiative - sie vertritt 174 Unternehmen, darunter viele inhabergeführte Geschäfte - hat betont, die Förderpolitik der Stadt Trier werde der Bedeutung des Handels nicht gerecht. Zwei Ansagen, die offenbar Wirkung hatten.
Konkurrenz in Luxemburg


Dabei ist das Thema Einzelhandel zunächst nicht mehr als reine Routine auf der Tagesordnung des Steuerungsausschusses am Donnerstagabend. Johannes Weinand, Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Statistik, referiert über die drohende Konkurrenz durch große Einzelhandelsprojekte in Luxemburg, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Entwicklungen, die den aus Luxemburg nach Trier fließenden Käuferstrom beeinflussen könnten. Daraus wird eine Grundsatzdebatte der Fraktionen über den Handel in Trier, in die auch Oberbürgermeister Klaus Jensen eingreift: "Wir müssen vor allem die Trittbrettfahrer überzeugen, mitzumachen. Sie profitieren von den Leistungen und Aktionen anderer."
Ulrich Dempfle (CDU) räumt ein, dass ein Profi-City-Manager in Trier bisher keine Erfolgsgeschichte war, drei Versuche sind gescheitert. "Dennoch ist das eine richtige Geschichte. Wir sollten noch einmal ernsthaft mit der City-Initiative darüber diskutieren." Auch Sven Teuber (SPD) betont: "Wir reagieren zu oft, statt zu agieren. Wir müssen die Strukturen des Einzelhandels gemeinsam mit der City-Initiative professionalisieren."
Richard Leuckefeld (Die Grünen) warnt: "Wir sollten die City-Initiative nicht zum City-Manager drängen." Für Christiane Probst (FWG) sind die "Erreichbarkeit und das Parkangebot der Stadt" zentrale Punkte. Udo Köhler (CDU) unterstützt ihr Argument: "Wir brauchen eine bessere Zufahrt nach Trier."Meinung

Es gibt keinen Zuschusssegen
Wer den Trierer Einzelhandel für ein zerstrittenes Gewirr verschiedener Interessengruppen hält, der irrt sich, auch wenn die hitzige Diskussion diesen Eindruck erweckt. Wenn es darauf ankommt, funktioniert die Zusammenarbeit hervorragend, der jüngste offene Sonntag hat das in Kombination mit dem Ostermarkt sehr eindrucksvoll bewiesen. Es ist dennoch wichtig und notwendig, sich Gedanken über die vor allem in Luxemburg drohende Konkurrenz zu machen. Die Hauptverantwortung trägt der Handel selbst, das sollte jetzt klar sein. Öffentliche Zuschusssegen wird es ebenso wenig geben wie einen von der Stadt finanzierten City-Manager. j.pistorius@volksfreund.de

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