Dezernentin kapituliert auf dem Hauptmarkt
Ausschließlich unter freiem Himmel geht am morgigen Donnerstag der offizielle Start in die heiße Karnevals-Phase über die Bühne. Die Erstürmung des Rathauses fällt aus. Den Stadtschlüssel übergibt Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani auf dem Hauptmarkt an Prinz Ralf.
Trier. Klar, dass OB Klaus Jensen nicht nach Karneval feiern zumute ist. Er hat wegen eines Trauerfalls (Vater seiner verstorbenen ersten Frau und Großvater der drei Kinder) die Erstürmung des Rathauses abgeblasen. Zudem mangelt es an adäquatem Hausherren-Ersatz, der sich in die Gewalt von Stadtprinz Ralf I. vom Heuschreck begeben könnte. Bürgermeister Georg Bernarding und Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink, deren Amtszeit am 14. Februar endet, sind bereits offiziell in Urlaub. Bleibt noch Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani. Doch die wird dem närrischen Brauchtum nur auf Sparflamme frönen: Sie hat an Weiberfastnacht unaufschiebbare dienstliche Termine und kann sich lediglich ein Stündchen freimachen für den allerdings wichtigsten karnevalistischen Akt an Weiberfastnacht: die Prinzenproklamation auf dem Hauptmarkt.
Die beginnt morgen gegen 10.30 Uhr mit geselligem Einschunkeln zu Musik aus der Konserve. Ab 10.50 Uhr wird es dann ernst mit dem Spaß.
Blumenstrauß und Orden für Stadtpatron Petrus
Weil im Rathaus am Augustinerhof ja nichts für sie zu holen ist, treffen sich Prinz Ralf, sein Hofsstaat und die Stadtgarde Augusta Treverorum auf dem Domfreihof und ziehen dann mit Pauken und Trompeten auf den Hauptmarkt.
Was dort folgt, hat eine bereits langjährige Tradition. Die Stadtverwaltungs-Spitze - diesmal repräsentiert von Baudezernentin Kaes-Torchiani - kapituliert und übergibt den symbolischen Stadtschlüssel an den Narren-Herrscher, der dann pünktlich um 11.11 Uhr seine närrischen Gesetze verkündet. Ebenfalls nicht fehlen darf der obligatorische Ausflug des Prinzen per Feuerwehr-Drehleiter zu Stadtpatron Petrus (in Gestalt der Hauptmarkt-Brunnenfigur). Sinn der Übung: Petrus mit Blumenstrauß und Prinzenorden schmücken und damit um schönes Fastnachts-Wetter - vor allem zum Rosenmontagszug - bitten.
In den vergangenen Jahren erlebten jeweils rund 2000 Karnevals-Freunde die närrische Machtübernahme auf dem Hauptmarkt. Nach dem offiziellen Teil wird bis gegen 16 Uhr weitergefeiert.
Im Gegensatz zu früheren Jahren geht die Proklamation inzwischen weitgehend störungsfrei über die Bühne. Die Vorverlegung des Veranstaltungsbeginns von 15.11 auf 11.11 Uhr (seit 2006) und die Einführung eines Glas-Verbots (2008) haben die Randale-Anfälligkeit deutlich reduziert. Polizei und Jugendämter wollen auch morgen dafür sorgen, dass niemand über die Stränge schlägt.
