Dickes Ding zum 50. Geburtstag

Trier · Seit 1963 ist Triers Schleuse in Betrieb. 50 Jahre später wird nun das Realität, was die Planer der Moselkanalisierung schon damals vorbereitet hatten: eine zweite Schleusenkammer wird gebaut. Beim Spatenstich sorgte eine Ankündigung zunächst trotzdem für Erstaunen.

Trier. Es ist eine kleine Bemerkung des Berliner Verkehrs-Staatssekretärs Enak Ferlemann, die bei den Spatenstich-Gästen eine Reaktionen-Bandbreite von Schockstarre bis Erheiterung hervorruft. Vor allem die Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WAS) Trier zucken zusammen, als der CDU-Mann jovial meint, "in zwei Jahren" werde man sich ja wiedersehen, um dann die Inbetriebnahme der zweiten Kammer der Trierer Schleuse feierlich in Betrieb zu nehmen. Hoppla?! Erst ein langer Eiertanz um Planung und Finanzierung, und dann soll plötzlich alles blitzschnell gehen?
Ferlemann, der weitgehend frei spricht, spürt die kollektive Verwunderung wohl: "Auf jeden Fall noch in dieser Legislaturperiode", rudert er zurück. Doch auch daraus wird nach Lage der Dinge nichts. Der nächste Bundestag wird 2017 gewählt, und - mit viel Glück - im darauf folgenden Jahr Triers zweite Schleusenkammer in Probebetrieb gehen. Die Einschränkung ist angebracht, wenn man die Vorgeschichte in Betracht zieht. Als die Mosel ab 1958 per Kanalisierung zur Großschifffahrtsstraße ausgebaut wurde, bezogen die Planer bereits Erweiterungsoptionen für die zehn deutschen Schleusen ein.
Schon lange überlastet


Am 26. Mai 1964 eröffneten Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle, Bundespräsident Heinrich Lübke und Luxemburgs Großherzogin Charlotte eine Verkehrsader, die tatsächlich bald völlig überlastet war. Statt der prognostizierten zehn Millionen Tonnen Güter wurden 1974 rund 12,2 Millionen auf der Mosel befördert; heutzutage sind es rund 15 Millionen.
Bis 2025 könnten es fast 18 Millionen werden, prognostiziert Ferlemann. Aktuell sind jährlich mehr als 10 000 Frachtschiffe auf der Mosel unterwegs, die in der Tourismussaison mit Hunderten Fahrgastschiffen um die begehrten Plätze in den Schleusen konkurrieren. Deren Ertüchtigung allerdings lässt seit vielen Jahren auf sich warten. Nun, quasi zum 50. Geburtstag der Großschifffahrtsstraße, sei "Land in Sicht", erklärt Hans-Heinrich Witte, Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (Bonn).
Der Ausbau in Zeltingen und Fankel habe den Schiffsverkehr bereits deutlich entlastet. Um auch den Bau der restlichen sieben Kammern mit Gesamtkosten von knapp einer halben Milliarde Euro "zügig umzusetzen", habe das Bundesverkehrsministerium vor einem Jahr den "Investitions- und Maßnahmenplan Mosel" aufgestellt.
Die Mainzer Infrastruktur-Staatssekretärin Heike Raab (SPD) und Oberbürgermeister Klaus Jensen nennen den Ausbau in Trier einen wichtigen Beitrag zur Zukunftssicherung des Wirtschaftsstandorts. Heike Raab nutzt die Spatenstich-Feier als Anlass, ein Angebot zu erneuern. Rheinland-Pfalz könne Personalkosten für Ingenieure und Juristen (die Planfeststellungsverfahren begleiten) übernehmen, um die Realisierung der zweiten Kammern zu beschleunigen. Bislang hat der Bund aus haushaltstechnischen und -rechtlichen Gründen stets abgelehnt.Extra

Triers zweite Schleusenkammer wird mit einer Länge von 210 Metern und 12,5 Metern Breite als Stahlbetonbauwerk fugenlos hergestellt. Es werden 60 000 Kubikmeter Beton und 7000 Tonnen Stahl verbaut. Gesamtkosten: 70 Millionen Euro (3,5 Millionen EU-Förderung) einschließlich Grunderwerb, Elektrotechnik, Bau der 225 m langen Vorhäfen (begonnen 2011) und Öko-Maßnahmen. Als Ausgleich für den Eingriff entsteht ein Fluss-Nebenarm. Auf dem Gelände dieser "Ökologischen Ausgleichsmaßnahme Monaise" hat das Landesmuseum bei archäologischen Grabungen bis zu 3000 Jahre alte Siedlungsspuren und einen Friedhof aus der Römerzeit entdeckt. Generalunternehmer des Schleusenprojekts ist die Frankfurter Firma Hochtief; Aufträge im Volumen von 5,5 Millionen Euro hat sie an die Konzer Baufirma Joh. Wacht vergeben. rm.Extra

Per Ausbau der Staustufen mit je einer zweiten Schleusenkammer will der Bund die Mosel als Verkehrsweg zukunftsfähig machen. Trier ist nach Zeltingen (Inbetriebnahme 2009) und Fankel (2013) der dritte von insgesamt zehn deutschen Moselschleusen-Standorten, der eine zweite Kammer erhält. Es folgen Lehmen (Planverfahren läuft, Baubeschluss wird noch für 2014 erwartet), Wintrich, Müden, Detzem, Enkirch, St. Aldegund und Koblenz. Frühestens 2036 werden alle Schleusen über ein Zweikammer-System verfügen, der dem aktuellen Verkehrsaufkommen gerecht wird. rm.

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