Die 31 Euro-Falle: Erster kostenpflichtiger Parkplatz in Schweich sorgt für Unmut

Schweich · Der erste gebührenpflichtige Parkplatz in Schweich sorgt für viel Ärger. Bei Verstößen kassiert der Betreiber bis zu 31 Euro. Die frühere Besitzerfamilie schreibt wegen „Anfeindungen“ einen offenen Brief; auch Stadt und Gewerbeverband reagieren. Jetzt ist ein Rückvergütungssystem für Kunden geplant.

Die 31 Euro-Falle: Erster kostenpflichtiger Parkplatz in Schweich sorgt für Unmut
Foto: Albert Follmann

So wie Christa Krewer aus Trier ging es in den vergangenen Tagen vielen Autofahrern in Schweich. Am Parkplatz des ehemaligen Wiedemann-Geschäftes an der Ecke Brückenstraße/Bernhard-Becker-Straße wurde ihr ein Knöllchen über 31 Euro aufgebrummt. Bisher konnte der Parkplatz - wie alle anderen in Schweich auch - zwei Stunden kostenlos mit Parkscheibe genutzt werden. Seit einigen Wochen ist das Parken dort gebührenpflichtig.
Christa Krewer erzählt, wie sie um 31 Euro erleichtert wurde: "Ich habe meinen Chef dorthin gefahren, er musste kurz was bei der Verbandsgemeindeverwaltung erledigen. Schon bald ist ein Kontrolleur mit Luxemburger Nummernschild vorgefahren und hat mir das Knöllchen verpasst." Ihrer Tochter sei es ähnlich gegangen. Sie sei im Schweicher Hof essen gewesen und habe danach den Strafzettel vorgefunden.
31 Euro - so viel kassiert die Betreiberin des Parkplatzes, die "MPG-Immobilien-Management GmbH" mit Sitz im Gewerbegebiet Longuich, wenn kein Parkschein gezogen wird oder die Parkzeit abgelaufen ist. Der Betrag setzt sich zusammen aus der "Vertragsstrafe" von 23 Euro und dem Tageshöchstsatz von acht Euro. Je angefangene Stunde kostet das Parken einen Euro.
Die Bauträgergesellschaft "MPG" ist Eigentümerin des Grundstücks Bernhard-Becker-Straße 1 und auch zuständig für die Planung eines Wohn- und Geschäftshauses an dieser Stelle. Projektinvestor ist die "Projekt 1 GbR". Miteigentümer dieser Gesellschaft ist die Familie Wiedemann, die dort vor dem Umzug in den Bereich Schlimmfuhren ihr Tapeten- und Farbengeschäft hatte. In einem Brief an die Gewerbetreibenden in Schweich und den Stadtrat teilen die Wiedemanns mit, sie seien nicht "für die Bewirtschaftung des Grundstücks verantwortlich und setzten sich gegen "falsche Behauptungen und persönliche Anfeindungen" zur Wehr. MPG wolle die jährlich für den Platz anfallenden Kosten von 6000 Euro durch eine Bewirtschaftung kompensieren.
Irritiert und verärgert
Ihren Vermittlungen sei es zu verdanken, so schreibt die Familie weiter, dass die Parkplatzmieten deutlich verringert worden seien; auch sei ein Rückvergütungssystem für die Kunden in Planung. Dass Käufer ihr Parkticket wieder raus haben, das wollen auch die Stadt Schweich und der Gewerbeverband. Stadtbürgermeister Otmar Rößler und Gewerbeverbandschef Johannes Heinz hoffen auf eine "für alle zufriedenstellende Lösung". Dass das Prinzip des kostenlosen Parkens in Schweich durchbrochen worden sei, bedauern sie: "Die kundenunfreundlichen Regelungen haben zu Anfragen, Irritationen und Verärgerung geführt."
Andere sprechen von Abzocke. "Schweich macht Werbung mit kostenlosen Parkplätzen, und dann erwartet einen das", sagt ein verärgerter Autofahrer. Auch Eva Bombarding vom Ordnungsamt der VG Schweich ist sauer: "Die Leute sind stinkig, kommen zu uns in die Verwaltung rüber und machen uns Frechheiten. Dabei haben wir nichts damit zu tun. Wir erheben ja auch nur zehn Euro Strafgebühr."
Auch Farhoud Farahani vom benachbarten Schweicher Hof bekommt den Unmut der Knöllchenbezieher ab. "Viele denken, es wären meine Parkplätze, das ist ja nicht der Fall. Ich kann mich nur für die Unannehmlichkeiten entschuldigen." Farahani hat das Restaurant gepachtet, die Besitzer sind zwei Geschäftsleute aus der Region, die zugleich Mitinvestoren des geplanten Wohn- und Geschäftshauses sind.
Farahani begrüßt das geplante Rückvergütungssystem für Kunden. Er hat bereits seine eigene Strategie entwickelt: Erregte Parkplatz-Opfer bekommen schon mal einen Verzehrgutschein als Entschädigung.

Meinung: Dicke Luft im Parkparadies


Schweich ist ein Parkparadies. Mit Parkscheibe kann man im Innenstadtbereich an vielen Stellen kostenlos sein Auto abstellen. Zwei Stunden Zeit, um mal eben zum Arzt, zur Verwaltung oder zum Einkaufen zu gehen. Dieses Privileg, das die Stadt Schweich, aber auch private Grundstückseigentümer ermöglichen, wird nun auf einem Platz durchbrochen.
Parkgebühren zu kassieren, das kann man ja keinem verübeln. Schließlich zahlt der Betreiber selber Steuern und Gebühren für den Platz. Was in Schweich jedoch übel aufstößt, sind die hohen Strafgebühren und Kontrolleure, die offenbar nur darauf lauern, Parksünder abzuzocken. Solche Praktiken sprechen sich in Windeseile herum und schaden nicht nur den Betroffenen, sondern der ganzen Einkaufstadt Schweich.
a.follmann@volksfreund.de

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