Die Altenhof-Loks ziehen auf den Berg

Kordel · Mit dem Ende des traditionsreichen Ausflugslokals in Trier-Biewer schien auch das Schicksal der beliebten Gartenbahn besiegelt zu sein. Doch die hat eine neue Heimat gefunden und bietet jetzt sogar mehr als zuvor.

Kordel Bis vor wenigen Jahren noch fuhr die massige Diesellok der Baureihe 215 im Original auf der Eifelstrecke Trier-Köln durch Kordel. Ab diesem Sommer wird eine Nachbildung im Maßstab 1:11,3 oberhalb von Kordel auf der Hochmark ihre Runden drehen. Es handelt sich dabei um das beliebte Altenhof-Bähnchen, das jetzt Hochmarkbahn heißt. Doch wie ist es dazu gekommen?
Ende 2015 stand überraschend fest: Das Eisenbähnchen wird keine Rundreise mehr auf dem Altenhof in Trier-Biewer machen (der TV berichtete, siehe Info). Stefan Ludwig, der mit Martin Hostert und Alexander Busch die Bahn betreibt, sagt: "Wir hatten sogar aus Luxemburg Interessenten für die Anlage mit insgesamt drei Triebwagen und sechs Sitzwagen für Kinder." Letztendlich wählte das Trio die Hochmark als neuen Heimatbahnhof für die akkubetriebenen Loks der Baureihe 215 und V-300 sowie für den dreiteiligen Schienenbus VT 98.
Den Eigentümern des Gasthauses zur Hochmark, Michael und Stefanie Maier, auf deren Grund die Gleise verlegt werden, ist der Coup gelungen. Michael Maier hat das Schicksal der Bähnchen-Anlage schon länger verfolgt. Seit 15 Jahren betreiben seine Frau und er das Gasthaus zur Hochmark. Gleich daneben liegt eine Ackerfläche, wie geschaffen für eine große kleine Bahnstrecke.
Als der Betrieb am Altenhof offiziell eingestellt wurde, nahm er Kontakt zu den Hobby-Bastlern auf, die seit 2002 an der Bahn tüfteln. Und der Gastwirt, der die bekannte Bahn vom Tal auf den Berg holen wollte, hatte gute Argumente.
Ludwig, Hostert und Maier stammen aus Kordel und kennen sich schon lange. "Ich dachte, das wäre super da oben", sagt Ludwig, der in der Kylltalgemeinde wohnt. Denn mit seinem VW Bus könnte er schnell Ersatzteile wie etwa Schrauben oder Schienen transportieren. Das Technikinteresse der Hochmarker Kinder und Jugendlichen sprach zudem für die Schiene auf dem Berg. Schließlich muss auf den nachgebildeten Mini-Loks immer ein Zugführer mitfahren. "Wir haben hier Nachwuchs, der uns in Zukunft entlasten kann, damit wir nicht jeden Sonntag in unserer Freizeit auf der Lok sitzen", beschreibt der 35-jährige Energieelektroniker Stefan Ludwig die Vorteile.
Für den neuen Standort haben sich die Bahn-Bastler und Gasthaus-Eigentümer etwas Neues überlegt, unter anderem wird dazu ein Bagger zum Einsatz kommen. Anders als beim Altenhof wird am neuen Standort ein richtiges Gleisbett ausgehoben und mit Schotter gefüllt.
Auf dem ehemaligen Feld für Mais und Kartoffeln soll die Strecke auf eine Länge von 400 Metern ausgebaut werden. Dagegen lagen im Tal am Altenhof 330 Meter handverschweißte Gleise aus. Und wer ein Ticket für die Hochmarkbahn kaufen will, steht künftig nicht mehr an einem Tisch, sondern in einem überdachten Bahnhof am Fahrkartenhäuschen.
Wenn alles gut geht, rollt die Miniaturlok der Baureihe 215 im Sommer 2017 wieder durch Kordel. Dann soll es so sein wie in alten Zeiten: Während die Eltern die Ruhe genießen, drehen die Kinder auf der Eisenbahn ihre Runden.DER ALTENHOF IN TRIER-BIEWER

Extra

(r.m.) Von Beginn an war der 1874 erbaute und heute unter Denkmalschutz stehende Altenhof nicht nur Forstamtssitz und Wohnhaus der Försterfamilie. Er beherbergte auch eine Gaststätte. Die Zeiten in dem bis zu 1000 Gäste fassenden Biergarten, an die sich viele Trierer gerne erinnern, begannen 1962, als das Land das idyllisch gelegene Anwesen an einen Privatmann verkauft hatte. Das Ehepaar Marita und Klaus Kufs betrieb den Altenhof 32 Jahre lang bis 2010. Es folgten mehrere Pächterwechsel. Die Gaststätte schloss zum 31. Oktober 2015 endgültig. Das Gebäude soll nun zu Wohnzwecken dienen.

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