Die Anfänge Triers

TRIER. Auf dem Petrisberg erforschen Experten die Anfänge des römischen Trier. Hobby-Archäologen können sich im Begleitprogramm der Landesgartenschau (LGS) aktiv an den Ausgrabungen eines weit und breit einzigartigen Militärlagers beteiligen.

Anno 30 v. Chr: Mit dem Selbstmord von Mark Anton und Cleopatra in Alexandria endet der römische Bürgerkrieg - und im fernen Gallien bauen römische Besatzungstruppen auf dem Trierer Petrisberg ein Militärlager. Ereignis Nummer 1 hat weltgeschichtliche Bedeutung; es macht Ägypten zu einer Provinz Roms. Ereignis Nummer 2 ist aber auch nicht ganz ohne, denn es stellt indirekt die Weichen für die Gründung der ältesten Stadt Deutschlands 17 v. Chr. am Fuße des Petrisbergs.Hobby-Archäologen dürfen aktiv mitgraben

Die seit Herbst 2002 laufenden Grabungen des Rheinischen Landesmuseums auf dem Gartenschau-Areal bringen nach und nach die unmittelbare Vorgeschichte Triers ans Tageslicht. Gallien an der Schnittstelle zwischen spätkeltischer und frührömischer Epoche - davon hat nicht allzu viel die Jahrtausende überdauert. Das Grabungsgelände zwischen Wasser- und Fernsehturm aber erweist sich als ergiebige Fundgrube. Ans Tageslicht kamen bisher Befestigungsgräben, Spuren einer Straße mit beidseitiger Pferdestall-Bebauung und zentraler Gosse (siehe 3D-Rekonstruktion); außerdem Mannschafts-Baracken mit Keller-, Zisternen- und Latrinengruben. Die gefundenen Scherben von Weinamphoren, Kochtöpfen, Tellern und Öllämpchen sowie Sandalennägel und Kleingeld sind für den Treverer-Raum ganz fremd und damit typisch römisch und militärisch. Das Dendrochronologie-Labor des Landesmuseums hat die Fällungszeit verkohlter Hölzer bestimmt: Frühjahr 30 v. Chr. "Wir haben es hier mit dem bislang einzigen bekannten Militärlager dieser Zeit in Nordwesteuropa zu tun", frohlockt Grabungsleiter Hartwig Löhr (56). Nach bisherigen Erkenntnissen erstreckte sich das Lager auf einer Fläche von mindestens 250 mal 600 Metern. Platz für mehr als 1000 Soldaten - und möglicherweise auch für Treverer-Clans, die mit den neuen Machthabern zusammen arbeiteten und in der Zeit zwischen der Eroberung Galliens (58 bis 50 v. Chr.) durch Caesar und der Gründung Triers 17 v. Chr. durch Augustus die im Auftrag Roms die Herrschaft ausübten. 30/29 v. Chr. aber gab es einen Treverer-Aufstand - und da dürften die Kollaborateure Schutz bei den Römern gesucht haben. Feldherr Nonius Gallus und seine Truppen schlugen den Aufstand nieder. Damit könnte das Petrisberg-Lager überflüssig geworden sein.Löhrs Vermutung: "Möglicherweise wurde das Militär in die Stammeshauptstadt der Treverer auf dem Luxemburger Titelberg einquartiert und plante von dort aus die Gründung eines neuen Verwaltungszentrums, nämlich der Stadt Trier."Aber noch hat der Petrisberg längst nicht alle Geheimnisse preisgegeben. Die Untersuchungen gehen weiter. Sehr zur Freude von Jeannot Metzler (Staatsmuseum Luxemburg), der auf dem Titelberg gräbt: "Was die Trierer Kollegen herausfinden, ist für die Wissenschaft ungeheuer wichtig." LGS-Geschäftsführer Roman Schleimer spricht von einem "Glücksfall": "Von den Grabungen erhoffen wir uns zusätzliches Publikum." LGS-Besucher können den Archäologen bei der Arbeit über die Schulter schauen, an Führungen teilnehmen und die Ausstellung "Der Petrisberg - Triers Ursprung und Zukunft" besuchen. Zur aktiven Mitarbeit gibt es drei Möglichkeiten:zweitägige Seminare "Archäologie live" ( www.trier.de/tourismus)mindestens einwöchige Grabungs-Mitarbeit (Info: Landesmuseum, Telefon 0651/97740). Angebot für Schulklassen: klassenzimmer@lgs-trier.de

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