Die Ausbildung kostet bald zehn Prozent mehr

Trier-Saarburg · Die Eltern von bis zu 700 Musikschülern müssen ab Januar mehr für die Ausbildung durch Lehrer der Kreismusikschule Trier-Saarburg zahlen. Grund dafür ist das Defizit der kreiseigenen Ausbildungseinrichtung.

Trier-Saarburg. Der Landkreis Trier-Saarburg dreht wieder einmal an der Gebührenschraube. Es trifft erneut vor allem Eltern. Nach der vom Kreis beschlossenen Einführung von neuen Beitragsstufen für die Kinderbetreuung (der TV berichtete) trifft es nun die Eltern, deren Kinder ein Instrument lernen und von einem Lehrer der Kreismusikschule unterrichtet werden. Zum 1. Januar 2016 steigen die Gebühren um zehn Prozent. Der Landesrechnungshof hatte sogar eine Erhöhung um 20 Prozent gefordert.Ohne Aussprache zugestimmt

Der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung nicht lange gefackelt. Während sich Redner von Parteien und Gruppierungen durchaus ausführlich und erschöpfend wieder einmal über den Sinn oder Unsinn von Nord- und Westumfahrung Trier austauschten, ging die Erhöhung der Gebühren für die musikalische Ausbildung ohne Aussprache über die Bühne. Die Kosten für die musikalische Früherziehung und den 30-minütigen Einzelunterricht liegen künftig monatlich mit 25 Euro und 54 Euro auf dem Niveau der städtischen Musikschule. Der 45 Minuten dauernde Einzelunterricht ist mit künftig 81 Euro monatlich sogar drei Euro teurer als in der Stadt und damit der Spitzenwert in der Region. Ganz so einfach ist das mit der Höhe der Gebühren dann doch nicht. Denn es gibt einen 30-Prozent-Nachlass, wenn der Schüler auch in einem Musikverein aktiv ist. Wäre es nach dem Willen des Landesrechnungshofs gegangen, müssten die Eltern der bis zu 700 Schüler noch tiefer in die Tasche greifen. Denn die Kreismusikschule ist ein Zuschussgeschäft. Für 2014 wird das Defizit mit rund 270 000 Euro angegeben. Die Finanzkontrolleure haben aufgrund der Zahlen für 2014 festgestellt, dass weniger als die Hälfte der Kosten durch Gebühren gedeckt sind. Den Rest muss der Kreis zuschießen. In den benachbarten Kreisen Bernkastel-Wittlich und Eifelkreis Bitburg-Prüm hilft die Dividende von RWE-Aktien in Kreisbesitz, die auch dort notwendigen Zuschüsse zu senken. Trier-Saarburg hat einen Großteil seiner Aktien anders angelegt. Ende 2011 waren die Gebühren zum bisher letzten Mal erhöht worden. Damals waren steigende Personal- und Sachkosten als Gründe für das Drehen an der Gebührenschraube genannt worden. Als Reaktion darauf hatte der Kreismusikverband Trier-Saarburg mit eigenem Geld dafür gesorgt, dass Eltern und Musikvereine ein Jahr lang nicht mehr als gewohnt für die musikalische Ausbildung des Nachwuchses zahlen mussten. Kreismusikverbandsvorsitzender Erwin Berens sagt: "Das werden wir nicht erneut leisten können." Die finanziellen Mittel seien zu begrenzt, um erneut in die Bresche zu springen. "Wir werden die Erhöhung eins zu eins weitergeben müssen." Bei den Musikvereinen selbst gibt es unterschiedliche Reaktionen auf die neue Erhöhung. Vereinsvorsitzender Gerhard Feltes (MV Sirzenich) sagt, dass die Ausbildung in seinem Verein ohne Lehrer der Kreismusikschule vonstattengeht. Grund sei unter anderem das Problem, Lehrer zu finden, die in die Orte kämen. Verena Neufing vom Musikverein Schillingen verweist auf eine Tatsache, die viele Musikvereine betrifft. Egal ob sie selbst ausbilden oder ausbilden lassen: Die Zeit der Ausbildung sei begrenzt auf ein paar Jahre. "Viele Eltern sehen nur die monatlichen Gebühren in dieser Zeit." Dass anschließend die Gebühren nicht mehr fällig werden, werde oft vergessen. Meinung

Kehrseite der MedailleEs war eine bewusste Entscheidung der Bitburg-Prümer Kreistags, RWE-Aktien bei der dortigen Kreismusikschule zu deponieren, damit das Defizit dieser Bildungseinrichtung gemindert werden kann. Die Trier-Saarburger haben die Aktien verkauft, um unter anderem eine Stiftung zu begründen. Die verteilt finanzielle Wohltaten an viele sinnvolle Projekte. Das ist lobenswert. Doch diese Entscheidung hat auch eine Kehrseite. Für die Eltern der Musikschüler. Denn sie trifft das Defizit der Trier-Saarburger Kreismusikschule immer mehr. Das zeigt die zweite Gebührenerhöhung innerhalb von kurzer Zeit. Man kann sagen, dass daran nichts zu ändern ist. Dann muss man jedoch auch so ehrlich sein und zugeben, dass die Kreismusikschule nicht mehr tragbar ist und die musikalische Ausbildung junger Menschen komplett den Vereinen und privaten Musikschulen überlassen. Wenn man das will, sollte man das dann auch umsetzen, anstatt scheibchenweise die öffentliche Einrichtung für die Auszubildenden unbezahlbar werden zu lassen. h.jansen@volksfreund.de

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