Die "Außenministerin vom Altenheim"

Schweich · Sie ist ein Unikum. Immer gut gelaunt und hat stets einen flotten Spruch auf den Lippen. Für jeden Topf hat sie ein Deckelchen. Sie ist eine Ordensfrau (Franziskanerinnen vom heiligen Josef) aus ganzem Herzen und in Schweich kennt sie beinahe jeder: Schwester Gabriela.

 An ihr kommt niemand vorbei: Schwester Gabriela ist der gute Geist an der Pforte im Schweicher Altenheim St. Josef. TV-Foto: Sandra Blass-Naisar

An ihr kommt niemand vorbei: Schwester Gabriela ist der gute Geist an der Pforte im Schweicher Altenheim St. Josef. TV-Foto: Sandra Blass-Naisar

Schweich. Seit 28 Jahren führt Schwester Gabriela im Altenheim das Regiment an der Pforte. Beim Blick zurück auf die Zeit, da sie nach Schweich kam, muss sie schmunzeln. "Der Konvent war völlig überaltert und der Orden schickte mich und eine Mitschwester, um etwas frischen Wind an die Mosel zu bringen."
Menschen ganz nah


In den Orden habe sie anfangs gar nicht gehen wollen. Als Jüngste von acht Kindern in Münster in Westfalen auf einem Bauernhof aufgewachsen, wollte sie mit Kindern arbeiten. Nach der Haushaltsschule (die sie nur auf ausdrücklichen Wunsch ihres Vaters besuchte) habe sie dann eine Ausbildung zur Kinderpflegerin gemacht und so in Bad Honnef Aegidienberg ihre erste Stelle in einem Kinderheim angetreten. "Dieses Haus wurde geleitet von der Schwesterngemeinschaft der Franziskanerinnen vom heiligen Josef", erzählt sie. "In den fünf Jahren reifte in mir der Wunsch, zur Schwesterngemeinschaft gehören zu wollen."
"Wir brauchen hier zur Verstärkung ein paar junge, dynamische Schwestern." Das Wort der Oberin hat sie überzeugt. Und so entschied sich Gerda Nünning (das ist ihr weltlicher Name) vor 50 Jahren, ins Noviziat (Ausbildungszeit) in Valkenburg in Holland einzutreten.
25 Jahre blieb sie in Bad Honnef-Aegidienberg und arbeitete im Kinderheim des Ordens. 1972 machte sie zusätzlich eine Ausbildung zur Erzieherin und Heilpädagogin. "Ich habe diese Arbeit geliebt. Vor allem das Zusammensein mit Kindern!" Für viele sei sie immer noch "die Oma", viele ihrer "Heimkinder" besuchen sie noch heute in Schweich.
Als die Provinzoberin sie 1985 an die Mosel zum Einsatz berief, ist ihr der Wechsel zunächst sehr schwergefallen. "Nur Altenheim" - das konnte sie sich nicht vorstellen. Und so suchte sie sich bei ihrer alltäglichen Arbeit auch eine Aufgabe, in der Pfarrei mit Jugendlichen zu arbeiten. "Auf Wunsch von Pastor Josef Koch habe ich zusammen mit Pastoralreferent Matthias Schmitz die Jugendarbeit aufgebaut, Ferienfreizeiten und Besinnungen organisiert." Auch bei Kommunion- und Firmvorbereitungen half sie mit und animierte viele der damals Jungen, sich in ihrer Kirche zu engagieren.
Im Altenheim begleitete und kümmerte sie sich um die Auszubildenden, rief den Seniorentanz für die Heimbewohner ins Leben und bestückte (und bestückt bis zur Stunde) alljährlich den Missionsbasar mit ihren Handarbeiten.
Im Hintergrund die Fäden ziehen


"Ich bin der Fadenzieher im Hintergrund", bekennt sie, mit ihren gerade 70 Jahren so vital wie eh und je. "Wie ein Motor kurbele ich die Dinge an, die ich dann gemeinsam mit anderen ausführe." Ohne Schwester Gabriela und ihre Ideen geht bei ganz vielen Dingen nichts. Vor allem auch im Karneval.
Die kommunikative, immer gut gelaunte "Außenministerin" vom Altenheim ist immer "on tour". "Ich kann eben nicht so in der Spur laufen wie andere." Sagt\'s, lacht und gibt gleich den neuesten Seniorenwitz zum Besten.

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