Die Bahn kommt - wohl doch nicht nach Trier

Trier · Die von Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) angekündigte Offensive im Fernverkehr findet nicht statt. Nach zwei Tagen Bedenkzeit dementiert die Bahn Leibes Botschaft so vorsichtig wie möglich. Doch der OB gibt nicht nach.

Trier Die Bahn denkt um und will wieder Intercitys zum Trierer Hauptbahnhof rollen lassen - mit dieser Botschaft sorgte Triers Rathauschef Wolfram Leibe vergangene Woche für Aufsehen und ungläubiges Staunen. Schließlich ist seit mehr als zwei Jahren kein Fernzug mehr an einen Trierer Bahnsteig gerollt. OB Leibe berief sich auf ein Gespräch "mit der mittleren Ebene der Bahn" und betonte, man habe Grund zum Optimismus (der TV berichtete am 4. April).
Hinter den Kulissen glühten sofort die Drähte. Vor allem bei der Bahn, die offenbar von Leibes guter Nachricht ebenso überrascht war wie der Rest der Welt. Woher hat der Trierer OB seine Informationen, mit wem hat er gesprochen?
Diese Fragen stellte sich nach TV-Informationen auch Jürgen Konz. Er müsste als Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für das Saarland und Rheinland-Pfalz doch wissen, ob, wenn und wie der Trierer Hauptbahnhof wieder an das Intercitynetzwerk angeschlossen wird.
Einigermaßen verwundert griff Konz zum Telefon und wählte die Nummer des OB-Vorzimmers. Es folgte ein kurzes Gespräch. "Schlauer war Herr Konz hinterher nicht", verrät ein Insider dem TV.
Offen bleibt auch, warum Triers Oberbürgermeister sich auf Gespräche mit der Bahn-Tochter DB Netz AG bezieht. Denn diese Gesellschaft stellt zwar Strecken zur Verfügung, entscheidet aber nicht, welche Züge darauf fahren.
Die Deutsche Bahn AG bestätigt Konz' Intervention und sein Gespräch mit dem OB nicht. Stattdessen arbeitet sie zwei Tage an einer Antwort auf eine entsprechende Anfrage des Trierischen Volksfreunds.
Als diese dann schließlich in der Redaktion eintrifft, geht sie mit keinem Wort darauf ein, mit wem Wolfram Leibe gesprochen hat. Stattdessen wiederholt der Konzern, was die Bahnkunden in der Region Trier längst wissen.
"Nach der im Dezember 2014 erfolgten Ausweitung des Regionalexpress-Verkehrs auf einen Stundentakt zwischen Luxemburg, Trier und Koblenz mit modernen Fahrzeugen war das Nachfragepotenzial für ein hierzu paralleles Fernverkehrsangebot nicht mehr gegeben", sendet eine Sprecherin aus der Pressestelle der Bahn in Frankfurt/Main. "Auf dieser Strecke sind Fernzüge nicht schneller als der RE im Nahverkehr, die Fahrpreise für ICE/IC-Verbindungen wären aber wegen der höheren Kosten und der Eigenwirtschaftlichkeit von Fernverkehrsangebot höher als im Nahverkehr."
Die Einführung des Rheinland-Pfalz-Taktes 2015 sei der Hauptgrund für die Einstellung des IC-Verkehrs nach Trier und Luxemburg gewesen, sagt die Sprecherin und betont: "Insgesamt hat sich die Zahl der Fernreisenden zum Beispiel von Trier nach Dortmund und Hamburg infolge der gut abgestimmten Verbindungen via Koblenz sogar erhöht."
Okay. Kommen die Intercitys trotzdem wieder? Die Bahn bedauert: "Der Verkehrsvertrag des Landes Rheinland-Pfalz auf der Moselstrecke für das stündliche RE-Angebot hat eine Laufzeit von 15 Jahren und gilt bis Dezember 2029. Für zusätzliche IC-Züge ist das Nachfragepotenzial auf dieser Achse zu gering."
Nun darf auch ein Oberbürgermeister, vor allem einer mit so vielen Baustellen wie Wolfram Leibe, mal etwas falsch verstehen. Ist die Intercity-Offensive ein Missverständnis? Doch der OB hält an seiner guten Nachricht fest.
"Wir können aus Trierer Sicht mit der aktuellen Anbindung der Stadt an den Bahn-Fernverkehr nicht zufrieden sein", sagt Leibe. "Und ich hatte bei meinen letzten diesbezüglichen Gesprächen und Verhandlungen in Berlin mit Verantwortlichen der Bahn durchaus den Eindruck, dass man unsere Probleme ernst nimmt und auch wirklich bereit ist, nach Wegen zu suchen, Trier wieder besser anzubinden." Der OB will dranbleiben.

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