Streit Gutachter kritisiert Fällung der Kastanien vor dem Central-Hotel in Trier

Trier · Die beiden alten Bäume in der Rindertanzstraße beim Central-Hotel waren keine Gefahr – das sagt der Trierer Experte Karl-Josef Prüm, der die Bäume im Sommer 2018 untersucht hat. Doch Bauherr Markus Friedrich hält dagegen.

 Nur noch die Stümpfe der beiden alten  Kastanien sind auf dem Baugelände beim ehemaligen Central-Hotel Faßbender in der Rindertanzstraße zu sehen.

Nur noch die Stümpfe der beiden alten  Kastanien sind auf dem Baugelände beim ehemaligen Central-Hotel Faßbender in der Rindertanzstraße zu sehen.

Foto: Friedemann Vetter

Zwei imposante Bäume erregen die Gemüter. Die Kastanien sollten dem neuen Biergarten Schatten und Atmosphäre spenden, den die Hoteliers Artur und Markus Friedrich im Sommer 2020 an der Ecke Rindertanzstraße und Sichelstraße eröffnen wollen. Beide Bäume waren Bestandteile des Plans, der mit der Stadtverwaltung abgesprochen war.

Doch Ende März ließen die Bauherren beide Bäume überraschend fällen, ohne die Stadt vorher zu informieren. Baudezernent Andreas Ludwig (CDU) reagierte extrem verärgert – doch die Stadt Trier hat keine Baumschutzsatzung, die festlegt, unter welchen Bedingungen und Auflagen ein privater Grundbesitzer Bäume auf seinem Areal fällen darf. Deshalb kann Ludwig nicht eingreifen.

Bauherr Markus Friedrich erklärte die plötzliche Fällung mit dem Argument, die Bäume seien faul, krank und eine Gefahr für die Arbeiter auf der Baustelle und später auch die Gäste des Biergartens gewesen (der TV berichtete). Doch nach TV-Informationen hat Friedrich bereits im Sommer 2018 den Trierer Gutachter Karl-Josef Prüm damit beauftragt, die Kastanien zu untersuchen. Das hat Prüm, ein Forstingenieur mit 25 Jahren Berufserfahrung, auch getan und kam dabei offenbar zu einem völlig anderen Ergebnis – was er auf Anfrage des TV auch bestätigt.

„Ich kann nicht bestätigen, dass die Bäume eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellten“, sagt Prüm. „Das Gegenteil ist der Fall.“ Prüm bittet um Verständnis: Details und genaue Ergebnisse seines Gutachtens könne er ohne das Einverständnis seines Auftraggebers nicht nennen.

Der TV konfrontiert Markus Friedrich mit Prüms Aussagen. Friedrich räumt ein: „Wir hatten im Rahmen der Planungen ein Baumgutachten in Auftrag gegeben, was im Ergebnis keine unmittelbare Gefahr durch die Bäume ergab.“

Doch danach sei der beauftragten Gartenbaufirma aufgefallen, „dass die Bäume starke Schädigungen aufweisen, was zu einer großen Gefahr werden könnte“. Die Stämme beider Kastanien seien faul gewesen, ebenso viele Astlöcher. „Aus diesem Grund entschieden wir uns für eine Neuanpflanzung.“ Mehrere bereits ausgewachsene Bäume sollen im Biergarten eingepflanzt werden und die Kastanien ersetzen.

Das bei Karl-Josef Prüm in Auftrag gegebene Gutachten kommentiert Friedrich mit diesen Worten: „Leider stimmten die Angaben des Gutachtens nicht mit der Realität überein, weswegen wir trotz des Verlustes dankbar waren, dass wir auf die erheblichen Schäden der Bäume hingewiesen wurden und so größeres Unheil vermeiden konnten.“

Was sagt die Stadt Trier zur neuen Lage der Dinge? „Wir können nur noch einmal betonen, dass die Stadt über das Entfernen der Bäume nicht informiert worden ist und wir es nach wie vor sehr bedauern, dass die schönen alten Bäume nicht erhalten wurden“, sagt Stadt-Sprecher Michael Schmitz. „Da es keine Baumschutzsatzung gibt, gibt es aber auch keine rechtliche Möglichkeit, irgendjemanden hier in Regress zu nehmen.“

Doch genau das könnte sich bald ändern. Die Fraktion der Grünen hat die Baumschutzsatzung schon auf dem Schirm und will das Thema auf die Tagesordnung bringen. „Wir haben bereits einen Antrag für die Stadtratssitzung am 17. April angemeldet“, sagt Christiane Wendler im Namen der Fraktionsgeschäftsführung.

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