Trier. Die ersten Schüler an der IGS haben ihr Abitur

Trier. · An der Integrierten Gesamtschule (IGS) auf dem Trierer Wolfsberg gibt es etliche Baustellen, von denen eine richtig nervt. Doch heute wird erst einmal ordentlich gefeiert: Denn die ersten Abiturienten erhalten ihre Zeugnisse.

 Beim ersten Abistreich an der Integrierten Gesamtschule Trier gab es einen Wettbewerb: Schüler gegen Lehrer.

Beim ersten Abistreich an der Integrierten Gesamtschule Trier gab es einen Wettbewerb: Schüler gegen Lehrer.

Foto: Clemens Sarholz

Seit 2016 gibt es an der Integrierten Gesamtschule (IGS) Trier eine Oberstufe und damit die Möglichkeit, das Abitur zu machen. Jetzt hat der erste Jahrgang diesen großen Lebensabschnitt hinter sich. Der Weg war wohl etwas holpriger als an herkömmlichen Gymnasien: Schüler und Lehrer an der IGS sehen sich mit besonderen Herausforderungen konfrontiert.

Beispielsweise eilten der Schule Vorurteile voraus, erzählt Schülervertreter Joshua Forster: „Das ist ja total einfach da oben“, heiße es häufig. Doch das sei ein großer Irrtum. Forster weiß, wovon er spricht, denn bevor er auf die IGS gekommen ist, besuchte er das Auguste-Viktoria-Gymnasium. Die Leistung, die er an der IGS erbringen müsse, sei keine andere als am AVG, aber die Arbeitsatmosphäre sei „bei weitem entspannter“.

Die Lehrer gingen stärker auf die Schüler ein, so dass jeder sein bestmögliches Ziel erreiche, sagt der Schülervertreter.

Die Schule habe das Gefühl, sich beweisen zu müssen, sagt Schönhofen. „Wir wollen klarmachen, dass wir eine gute Schule sind.“ Von dem Mittvierziger geht Coolness aus. Vielleicht braucht es die – als Lehrer und Schulleiter habe er mit „multiplen Herausforderungen“ zu tun, sagt Schönhofen.

Schülervertreter Forster erzählt exemplarisch von einem Mitschüler, der eine spastische Lähmung hat und auf einen Rollstuhl angewiesen ist. „Der war überall dabei.“ Und Lehrerin Susanne Groß bestätigt: „Es war sehr rührend, wie die Schüler ihn am Sportfest beim Staffellauf vor sich her geschoben haben.“

Inklusion und Integration seien wichtige Themen an der IGS, erzählt Groß. „Wir haben hier auch viele Kinder aus geflüchteten Familien.“  Es treffen viele aufeinander.

Für Joshua Forster ist das eine der großen Stärken der IGS. Man erkenne früh, dass alle Menschen gleich seien und Abgrenzungen keinen Sinn machten. Lerne, sich gegenseitig zu akzeptieren und auf Augenhöhe zu begegnen. Doch er verschweigt auch die Kehrseite der Medaille nicht: „Dadurch, dass Lehrer ihre Aufmerksamkeit oft auf einzelne Schüler richten müssen, kommen andere ein bisschen zu kurz.“ Doch mit Verständnis lasse sich das Problem lösen, meint Forster. Viele gute Schüler böten sogar Nachhilfe an für die Schwächeren. Das sei in Form von Arbeitsgemeinschaften organisiert. „Wir setzen uns dann in der Mittagspause eine Dreiviertelstunde mit denen hin und lernen zusammen.“

Der Schulleiter wünscht sich eine Anpassung des Lehrerschlüssels: „Optimal wäre es, wenn wir zwei Lehrer in der Klasse hätten – einen Förderlehrer und den Fachlehrer.“ In einer Klasse sollten nicht mehr als 20 Schüler sein, und Lehrer sollten insgesamt weniger unterrichten müssen, damit sie auch Zeit für das hätten, was es sonst noch zu tun gebe. Die Arbeit eines Lehrers ende schließlich nicht nach der letzten Stunde. Nicht nur die Bildung liege in ihrer Hand, sie müssten häufig auch Erziehungsaufgaben übernehmen.

Neben all den Widrigkeiten, denen sich Schönhofen und sein Kollegium stellen, gibt es ein Problem, das richtig nervt: die nicht enden wollenden Bauarbeiten an der Schule (der TV berichtete mehrfach).„Wir haben schon rumgewitzelt, man könne die Schule auch Willy-Brandt-Schule nennen, in Anlehnung an den Berliner Flughafen“, sagt Schönhofen. „Seit sechs Jahren haben wir im wahrsten Sinne eine Baustelle.“

Darüber regen sich Lehrer, Schulleiter und Schülervertreter gleichermaßen auf: „Es nervt. Es ist unheimlich wichtig, dass der Bau fertig wird. Hier kann man sich so nicht wohlfühlen“, schimpft der Schulleiter. Joshua Forster ärgert sich über die Dauer-Baustelle aus einem anderen Grund: „Sie gibt ein schlechtes Bild für Schüler und Lehrer ab.“ Und das werde der Schule einfach nicht gerecht.

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