Die fast Hundertjährige und der Schatz

Im Rahmen des Ausbaus der Kreisstraße 80, die durch Longuich führt, wird auch das Brückenzollhäuschen an der Moselbrücke im Laufe dieses Jahres aufwendig saniert. Katharina Reis war zwei Jahre alt, als das Mini-Bauwerk 1912 errichtet wurde.

Longuich. Wer die Longuicher Moselbrücke überquert, wird am Ortseingang von dem Brückenzollhäuschen begrüßt. Das kleine Bauwerk mit dem Schieferdach wurde vor 97 Jahren mit dem Bau der ersten Moselbrücke in Longuich zur Erhebung des Brückenzolls errichtet. Katharina Reis wird im Juni 99 Jahre alt und war noch im Kleinkindalter, als das Häuschen gebaut wurde. "Daran kann ich mich natürlich nicht mehr erinnern", scherzt die rüstige Seniorin. Aber, dass jemand im Zollhäuschen saß und Brückengeld erhob, weiß sie noch genau. Für ein Pferd oder Maultier mussten die Passanten vor fast hundert Jahren 0,15 Reichsmark zahlen. Federvieh, das getrieben wurde, kostete bis zu zehn Stück 0,03 Reichsmark. Richtig teuer war die Überquerung mit einer Dampfwalze. Zehn Reichsmark mussten hingeblättert werden. Könige oder die "ordentliche Post und Kuriere" mussten kein Brückengeld zahlen. So steht es in der Longuich-Kirscher Ortschronik. Nie vergessen wird die Seniorin das Jahr 1945. "Die Brücke wurde gesprengt", erzählt Katharina Reis. "Nur noch die Pfeiler standen." Und das Häuschen. Der Fährbetrieb lebte eine kurze Zeit wieder auf und die 220 Meter lange Brücke wurde neu gebaut. "Ich musste 6000 Mark zahlen", erzählt die alte Frau. "Das war viel Geld", sagt sie. Und sie weiß noch, dass nur noch Fremde zur Kasse gebeten wurden, um von Moselseite zu Moselseite zu gehen oder zu fahren. Seit der Brückeneinweihung im Jahr 1949 sind genau 60 Jahre vergangen. In diesem Jahr wird das Brückenzollhäuschen, das längst keine Funktion mehr hat, im Zuge des Kreisstraßenausbaus aufwendig saniert. So hat es der Longuicher Gemeinderat beschlossen. "18 600 Euro sind dafür veranschlagt", sagt Kathrin Schlöder, Ortsbürgermeisterin von Longuich. Das ist umgerechnet etwa ein Zehntel dessen, was der komplette Brückenbau Ende der 1940er Jahre kostete.

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