Die Feuerwehr und das Eis: Vor fünf Wochen gegessen, in dieser Woche genehmigt

Die hatten sich richtig gefreut, die Trierer Feuerwehrmänner. Am 20. Juli, in einer der besonders heißen Sommerwochen in diesem Jahr, brachte ihnen Eismann Giovanni Cala-Lesina im Auftrag des TV als Abkühlung ein Eis vorbei.

Die Feuerwehrmänner hatten sich, wie zahlreiche andere Gruppen, bei einem Gewinnspiel darum beworben. Das Eis ließen sie sich gerne schmecken. Was sie damals gar nicht wussten: Sie durften das Eis auch essen. Das hat in dieser Woche, also gut fünf Wochen später, der Steuerungsausschuss der Stadt Trier einstimmig beschlossen - und damit zugleich eine gute Portion Humor gezeigt. Das Eis vom TV taucht nämlich beim Tagesordnungspunkt 3 der Sitzung vom vergangenen Dienstag auf, bei der "Annahme von Zuwendungen im Wert von bis zu 50 000 Euro". Die müssen laut Paragraf 94, Absatz 3 der Gemeindeordnung von der Stadt der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion angezeigt und vom Stadtrat, in diesem Fall vertreten vom Steuerungsausschuss, genehmigt werden. Das Eis als Spende liest sich dann so:

Zuwendungsgeber: Trierischer Volksfreund, Zuwendungsempfänger: Stadtgemeinde Trier, circa 40 Feuerwehrbeamte/Bedienstete der Berufsfeuerwehr Trier. Höhe/Wert der Zuwendung: circa 100 Euro. Datum der Zuwendung: 20.07.2010. Zweckbindung durch den Geber: zum sofortigen Verzehr bestimmt. Es handelt sich um eine bereits eingegangene Zuwendung, heißt es weiter, eine Sachspende in Form von Gratis-Speiseeis im Rahmen eines Gewinnspiels des Trierischen Volksfreunds. Für die Zuwendung erhält der Zuwendungsgeber vom Zuwendungsnehmer folgende Gegenleistung: Dank der in den Genuss des Eises gekommenen Feuerwehrbeamten/Bediensteten. Es sei beabsichtigt, die Zuwendung anzunehmen, heißt es in der mit deutlichem Augenzwinkern formulierten Vorlage weiter, Begründung: Die Annahme der Eis-Spende erfolgte aufgrund der herrschenden Sommerhitze sofort, unmittelbar und ohne schuldhaftes Zögern. Nun gibt es ja bei Spenden immer gleich den Verdacht, der Spender wolle sich damit von der Stadtverwaltung einen Vorteil erschleichen. Das schließt die Vorlage aber aus, einen bösen Anschein für eine Beeinflussung bei der Wahrnehmung von Verwaltungsaufgaben gebe es wohl nicht. Begründung: Die Eisspende des TV lässt nicht erwarten, dass die Berufsfeuerwehr bei ihrer Aufgabenwahrnehmung künftig den Trierischen Volksfreund im Vergleich zu anderen Firmen bevorzugt behandelt, mit anderen Worten: Wenn's beim TV brennt, wird auch nicht schneller gelöscht als anderswo, Eisspende hin, Eisspende her. Abschließend wird auch noch geprüft, welche finanziellen Auswirkungen für die Stadt Trier durch die Zuwendung des Eises entstehen, mit ausgesprochen positivem Ergebnis: Die Eisspende trägt zu einer Steigerung des individuellen Befindens der Feuerwehrbeamten und damit möglicherweise zu einer Senkung der Krankheitsrate bei. Dass der Beschluss, die Zuwendung anzunehmen, einstimmig fiel, verwundert also kaum. Bleibt eine offene Frage: Was wäre passiert, wenn der Steuerungsausschuss fünf Wochen nach dem Eisverzehr diesem nicht zugestimmt hätte? Antwort von Dezernent Thomas Egger: "Dann hätten die Feuerwehrleute wohl jede Menge Löschwasser trinken müssen, um es wieder auszuspülen."

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