Die Frau von Welt und ihre Kichererbsen

Ich bin völlig fertig. Mit den Nerven. Und warum? Weil ich auf meine Bärbel gehört habe. Die hat nämlich im Kirchenchor eine neue Freundin gefunden, und diese ist eine "Frau von Welt". Sagt Bärbel.

Und weil meine Angetraute auch eine "Frau von Welt" sein will, musste ich mit ihr zu einem Drei-Tage-Kurz urlaub. Nach London.

Der Flug über den Hahn war ja noch kein Problem. In der U-Bahn finde sogar ich, der sich schon mal im Palastgarten verirrt hat, mich gut zurecht. Aber meine "Frau von Welt" kann sich nur in ihrem heimatlichen Eifel-Dialekt fließend verständigen. Deshalb hieß es ständig "Jupp, regel' du das." Also regelte ich. Oder versuchte es zumindest.

Im großen Naturkunde-Museum suchte ich eine halbe Stunde lang den Kassenschalter, bis ich merkte, dass der Eintritt frei war. Abends im Pub bewunderten wir die Live-Übertragung eines Rugby-Spiels zwischen England und Frankreich, und obwohl Bärbel von diesem Spiel weniger Ahnung hat als ich von Schminktechniken, jubelte sie für den "gutaussehenden Großen da". Der natürlich Franzose war. So was mögen die Engländer gar nicht.

Und die Krönung war dann der Heimflug. Eine von Bärbels Freundinnen hatte uns beauftragt, ihr eine nur auf den britischen Inseln erhältliche Kichererbsen-Pampe namens "Humous" mitzubringen. Sechs Supermärkte musste ich durchforsten, bis ich dieses Zeug gefunden hatte. Mir war nicht ganz klar, ob es zum Essen oder Sich-ins-Gesicht-Schmieren gedacht war. Am Flughafen waren die Sicherheitsleute offenbar der Meinung, man könnte mit dem "Humous" Flugzeuge abstürzen lassen - und nahmen mit die Pampe wieder ab.

Bärbel schimpfte - mit mir! "Du hast das denen bestimmt falsch erzählt." War ja klar. Wie soll man denn auch auf einer Insel Urlaub machen, auf der sie keinen Viez kennen?

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