Kultur „Die freie Kunst ist in der Trierer City nicht sichtbar“
Trier · Die Raumnot ist das größte Problem der freien Kulturszene. Helfen könnte eine engere Vernetzung der Akteure. Denen liegen aber auch einige andere Dinge am Herzen.
Zu wenige Räume, zu wenig Wertschätzung, zu wenig öffentliche Wahrnehmung. Was die Akteure der freien Kulturszene in Trier umtreibt und was sie gemeinsam dagegen tun können, war Thema eines Treffens, zu dem der Vorstand und die Geschäftsführung des Kultur- und Kommunikationszentrums Tuchfabrik eingeladen hatte. Anlass dafür war das TV-Forum „Theater, Exhaus Tufa – Die Zukunft der Kultur in Trier“ (TV vom 28. März), bei dem das Thema Raumnot von mehreren Kulturschaffenden angesprochen wurde.
„Es gibt eine freie Szene in der Tufa und eine freie Szene, die nicht im Tufa-Dachverband organisiert ist“, sagt Vorsitzender Klaus Reeh. Dass 20 Akteure beider Bereiche sich am Montag sachlich ausgetauscht haben, sieht er als Erfolg, auch wenn der Abend für ihn ein Déjà-vu-Erlebnis der Diskussionen gewesen sein muss, die vor 35 Jahren letztlich zur Gründung der Tuchfabrik geführt haben.
Die Situation In der Tufa sind derzeit 29 Mitgliedervereine der freien Kulturszene organisiert. Das ist nur ein Teil der unabhängig Kulturschaffenden in Trier. Vereine wie die Villa Wuller, die Kulturkarawane oder frei schaffende Künstler gehen ihren eigenen Weg. Sie alle vereint ein Problem: Es fehlt bezahlbarer Raum. „Die Raumnot ist auch in der Tufa ein Problem“, sagt Karsten Müller (Theater Frosch). Peter Stablo (Kultur Raum Trier) sieht Bedarf für einen Saal mit 500 Plätzen, „der von der freien Szene selbst organisiert wird.“ Mehr Möglichkeiten für experimentelles Theater und niedrigschwellige Angebote ohne Konsumzwang sind weitere Wünsche, die an diesem Abend zusammengetragen werden. „Ich wünsche mir einen universell nutzbaren Raum, den ich in etwas Magisches verwandeln kann“, formuliert Theater-Macher Mihails Gubenko (Villa Wuller).
Doch es geht auch um bessere Rahmenbedingungen, die nichts mit der Raumnot zu tun haben. „In Würde arbeiten zu können wäre wichtig und eine Anerkennung der freien Szene“, sagt Jochen Leuf (Kulturkarawane), der Kooperationen zu einer besseren Außendarstellung für dringend notwendig hält. „Die Sichtbarkeit der Kunst in der Trierer City ist derzeit nicht vorhanden.“ Das zu ändern, liege auch in der Pflicht der Stadtverwaltung.
Bei dem Wunsch, mehr junge Menschen zu erreichen, könnte eine Design-Studentin helfen. Für ihre Idee, als Masterarbeit eine attraktive Online-Plattform für die freie Kulturszene in Trier zu entwickeln, bekommt sie viel Zuspruch.
Die Diskussion Aber wie kann die bislang nicht organisierte Szene ihre Forderungen besser geltend machen? Für den Tufa-Vorsitzenden Klaus Reeh liegt die Lösung auf der Hand: „Sinnvoll ist eine gemeinsame Strategie.“ Die Rolle des einflussreichen Sprachrohrs könne die Tufa übernehmen. „Wir öffnen uns noch mehr für die freie Szene und nutzen unsere Kommunikationsmöglichkeiten mit der Stadt für uns alle.“ Dass die Mitgliedervereine angesichts der beengten Raum- und Probekapazitäten nicht jeder Neuaufnahme zustimmen werden, hat an diesem Abend keine Bedeutung. „Wir müssen etwas gegen die strukturelle Selbstausbeutung und die Bohèmisierung der Szene tun.“Widerspruch gibt es zumindest zu dieser Aussage nicht. Die Zurückhaltung, sich unter das etablierte Dach der Tufa zu begeben, ist aber spürbar.
Das Projekt Bei weiteren Treffen sollen sich nun möglichst viele Akteure der freien Kunstszene vernetzen. Klaus Reeh und Tufa-Geschäftsführerin Teneka Beckers wollen auch Kulturdezernent Thomas Schmitt dazu einladen.