Die Gefahr des unsichtbaren Gegners

Es wimmelte nur so von Soldaten. Am gestrigen Weltfriedenstag bestimmten Soldaten vieler Nationen das Bild rund um den Dom mit einem Podiumsgespräch "Dienstort Afghanistan".

Trier. Der Tod gehört für einen Soldaten zum Berufsrisiko. Darüber sind sich alle Militärs im Klaren. Dass es aber umso schlimmer wird, wenn im unmittelbaren Umfeld Kameraden sterben, schilderte Major Michael Decker vom Zentrum Innere Führung aus Koblenz. Das von ihm begleitete Podiumsgespräch "Dienstort Afghanistan" war eines der Angebote für Soldaten am gestrigen Weltfriedenstag im Rahmen der Heilig-Rock-Tage."Ich habe verdammt wenig dort unten bewegt. Wir brauchen viel mehr Soldaten und Mittel, um unseren Auftrag zu erfüllen", resümiert er nach seinem Einsatz als Kompaniechef im Jahre 2003. 96 Soldaten standen ihm damals für 680 000 Einwohner von Kabul zur Verfügung - aus seiner Sicht viel zu wenig. "Die Bevölkerung muss merken, dass sich etwas tut. Ich merke nichts von mehr Sicherheit, mehr Essen und mehr Trinken." Diesen Aspekt hatte auch Weihbischof Stephan Ackermann im Soldaten-Gottesdienst angesprochen: "Für Frieden braucht es auch den Wiederaufbau von Häusern und Verwaltung."Decker gab zunächst einen Einblick in das Leben in der nordafghanischen Stadt Kabul. "Die Afghanen sind zu uns verdammt freundlich gewesen. Doch wir müssen aufpassen, dass diese Stimmung nicht kippt. Je länger wir keine wirklichen Ergebnisse vorbringen, desto schwieriger wird es", so Decker. Er stellte sich dann den Fragen zahlreicher Kollegen, aber auch Militär-Seelsorger, Angehörige und Interessierte informierten sich über seinen Einsatz. "In diesem Umfeld kommt es zum Teil zu surrealen Erlebnissen: Bayerische Kollegen setzten einen Maibaum, auf einer Veranstaltung wurde Tango getanzt. Und trotzdem lauert überall die Gefahr eines unsichtbaren Gegners." Decker räumte auch mit weit verbreiteten Annahmen auf: "Es stimmt nicht, dass für jeden ein gepanzertes Fahrzeug zur Verfügung steht. Vielleicht für jeden Vierten, mehr aber nicht. Und viele Einsätze sind mit solchen Fahrzeugen überhaupt nicht machbar."Zeitgleich mit Deckers Vortrag fanden rund um den Dom viele Führungen und Veranstaltungen statt. Auch Militär-Pfarrer Bernhard Bornefeld aus Mayen informierte über seine Arbeit: "Kirche und Soldatentum gehören zusammen. Jeder Soldat hat den Anspruch auf Militärseelesorge."Nicht nur deutsche Soldaten nutzten den Weltfriedenstag, um zum Heiligen Rock zu pilgern. "Es ist sehr interessant hier. Man kann mit Soldaten aus vielen Ländern zusammenkommen. Egal, ob Deutscher oder Amerikaner, Jim oder Karl", schilderte James Turro von der US-Air-Force aus Spangdahlem. Heute geht es bei den Heilig-Rock-Tagen mit dem "Tag der Goldhochzeitspaare" weiter. Zudem findet um 17 Uhr ein Krabbelgottesdienst für Kinder, Eltern und Großeltern statt.

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