Die Geisterampel vom Trierer Petrisberg

Trier · Eine der aktuell größten Straßensanierungen der Stadt Trier läuft offiziell seit zwei Wochen und hat eine Spezialität zu bieten – eine Baustellenampel ohne Baustelle. Doch die Lage ist nicht so, wie sie scheint. Der Trierische Volksfreund klärt auf.

 Wer an dieser Ampel auf einer der wichtigsten Pendlerstrecken Triers hält und die Umgebung nicht kennt, wundert sich. Denn eine Baustelle ist nicht in Sicht.

Wer an dieser Ampel auf einer der wichtigsten Pendlerstrecken Triers hält und die Umgebung nicht kennt, wundert sich. Denn eine Baustelle ist nicht in Sicht.

Foto: Friedemann Vetter

In Serpentinen windet sie sich vom Amphitheater in Olewig hoch zum Petrisberg - die Sickingenstraße. Die enge und steile Straße ist eine wichtige Achse zu Triers Vorzeigequartier, sie wird täglich von vielen Pendlern mit Arbeitsplätzen im Wissenschaftspark und Anwohnern des Petrisbergs genutzt. Laut einer aktuellen Zählung der Stadt rollen hier täglich 3500 Fahrzeuge den Berg hinauf und hinunter.

Die Sanierung Es war deshalb eine gute Nachricht, als die Stadt Trier und die Stadtwerke eine umfassende Sanierung des maroden unteren Straßenabschnitts ankündigten (der TV berichtete). Die Stadtwerke erneuern die Gas-, Wasser- und Elektroleitungen unter der Fahrbahn, das Trierer Tiefbauamt saniert den Fahrbahnbelag. Der erste Bauabschnitt begann am 17. Juli und soll laut Plan am Ende der Sommerferien Mitte August abgeschlossen werden.

Die während der Sanierungsphase notwenige Baustellenampel steht bereits in der Sickingenstraße und tut ihren Dienst. Tag und Nacht. Das ist bemerkenswert, denn noch ist die Sickingenstraße völlig unversehrt und baustellenfrei.

Die Kritik Einen Tag nach dem offiziellen Beginn der Sanierungsarbeiten war TV-Leser Hugo Wust aus Trier mit seinem Auto auf der Sickingenstraße unterwegs und begegnete der neuen Ampel. Nur eine Baustelle sah er nicht.

"Ich befuhr die Sickingenstraße vom Petrisberg kommend in Richtung Innenstadt", erklärt Wust. "In Höhe der Bergstraße" traf er auf die Ampel - ohne erkennbare Bauarbeiten. "Als ich gegen 20 Uhr wieder zurückfuhr, standen etwa 25 Fahrzeuge in Richtung Petrisberg vor der Ampel."

Am nächsten Vormittag bot sich dasselbe Bild der scheinbaren Geisterampel ohne Baustelle. "Ich habe Autofahrer angesprochen, die die Verkehrsbehinderung auch nicht erklären konnten", schildert Wust. "Eine ältere Dame sagte: ,Ausgesprochener Schwachsinn'".

Der TV überprüft Wusts Angaben vor Ort. Er hat völlig recht: Ampel ja, Baustelle nein. Die Lichtzeichenanlage steht auf einer scheinbar vollkommen freien und leeren Sickingenstraße.

Die Antwort Aber dennoch hat alles seine Ordnung, meldet die Stadtverwaltung Trier auf Anfrage des TV. Die Geisterampel sei kein Fehler, im Gegenteil: "Es gibt eine logische und nachvollziehbare Erklärung", sagt Ralf Frühauf vom Presseamt der Stadt Trier.

Die Erklärung "Die Sanierungsarbeiten laufen momentan noch nicht in der Sickingenstraße, aber in der Bergstraße", erläutert der Sprecher der Stadt Trier. Es sei aber aus verkehrstechnischen Gründen notwendig, den Verkehr bereits in der Sickingenstraße durch eine Ampel zu regeln.

Die Lösung vor Ort, die der TV-Leser kritisiert hat, bestehe nicht wie üblich aus zwei, sondern aus drei Ampeln. Zwei stehen in der Sickingenstraße, die dritte steht in der Bergstraße. Frühauf erklärt: "Die Arbeiten finden aktuell halbseitig in der Bergstraße bis kurz vor die Einmündung Sickingenstraße statt. Der Einsatz einer Zwei-Wege-Ampel ausschließlich in der Bergstraße hat nicht funktioniert." Denn die Fläche für vor der Ampel wartende Fahrzeuge sei so klein, dass sich bereits ab dem dritten Wartenden ein Rückstau in die Sickingenstraße bilde.

Die Gefahr "Dieser Rückstau hat zu gefährlichen Fahrmanövern in der Sickingenstraße geführt", berichtet Frühauf. Deshalb habe die Stadt auf die Drei-Wege-Technik umgestellt. Die Fahrzeuge werden durch die Ampel in der Sickingenstraße gestoppt und können bei Grün gefahrlos geradeaus weiterfahren oder nach rechts in die Bergstraße abbiegen.

Das Versprechen Dennoch nehme die Stadt die Kritik von Hugo Wust sehr ernst. Frühauf verspricht: "Die von der Stadt eingesetzte Firma hat den Auftrag, die Schaltzeiten der Ampel zu optimieren."

Die Reaktion TV-Leser Hugo Wust kommentiert die Antwort der Stadt Trier. "Bei der jetzt vorhandenen Baustelle sind nach meiner Auffassung umweltschonendere verkehrsregelnde Maßnehmen möglich. Es muss nicht unbedingt eine Dreierampel sein."

Wust betont, er sei gespannt auf die von der Stadt angekündigte Optimierung. "Eine Möglichkeit wäre es, diese Ampel, unter den zur Zeit gegebenen Voraussetzungen, in der Nacht und am Wochenende abzuschalten. Die Weiterführung der Bauarbeiten auf der Sickingenstraße erfordert dann natürlich neue Aktionen der Stadt."

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