Die glitzernden Tränen der Hochmark

Funde belegen, dass einst auf der Hochmark bei Kordel Glas hergestellt wurde. Mit der Rekonstruktion eines mittelalterlichen Glasschmelzofens pflegt der Kulturkreis Hochmark dieses historische Erbe.

Kordel. Anton Obser, Heimatforscher, Orts-Chronist und Kordeler Ehrenbürger, hatte die Idee, einen historischen Glasschmelzofen auf der Hochmark nachzubauen. Nun ließ Otto Obser (72) den Traum seines Vaters Wirklichkeit werden. Der gelernte Goldschmid und Zahnarzt im Ruhestand, selbst leidenschaftlicher Heimatkundler und Initiator des Vereins "Kulturkreis Hochmark" (siehe "Extra"), hat im vergangenen Jahr mit einigen Helfern den Ofen aus heimischen Materialien nachgebaut. Die Rekonstruktion basiert auf einem auf das Hochmittelalter datierten Ofen, der bei einer Grabung des Landesmuseums in den Jahren 1938/39 freigelegt wurde. Weil von den damals bereits rudimentären Grundmauern heute kaum mehr etwas übrig ist, mussten sich die Erbauer bei Detailfragen teilweise auf praxisnahe Überlegungen und historische Abhandlungen über Glasschmelzöfen verlassen.

Bereits 1880 wurden Grabungen auf der hinteren Hochmark gemacht. Die jüngste Grabung des Landesmuseums im Jahr 2001 sei durch einen in Gold gefassten Glasmosaikwürfel von 1,8 Zentimeter Größe ausgelöst worden, berichtet Otto Obser.

Relikte der Glasmacher-Kunst kamen meist durch private Funde ans Tageslicht. So berichtet Obser, dass spielende Kinder dem Kordeler Pastor um 1850 "glitzernde Tränen" schenkten, woraufhin bei Johann Philipp Schmitt, einem kulturhistorisch interessierten Geistlichen von St. Paulin, die Vermutung reifte, auf der Hochmark hätten schon die Römer eine Glashütte betrieben.

Obser hält dies für unwahrscheinlich, obgleich er die Ursprünge der Kali-Gläser auf der Hochmark früher datiert als andere Experten: auf die Zeit nach dem Normannensturm auf Trier um 900 bis 1000 nach Christus.

Das Rezept, das die Hochmarker Glasmacher anwendeten, benutzten schon die Babylonier vor 5000 Jahren: eine Mischung aus Quarzsand, Kalk und Holzasche. Das Glas (Obser: "Es ist der erste Kunststoff des Menschen") wurde auf der Hochmark auch weiterverarbeitet, indem das geblasene Hohlglas aufgeschnitten wurde. Die vielen Klostergründungen zur Hochzeit der Hochmarker Glasproduktion legten die Vermutung nahe, dass dort Kirchenfenster produziert worden seien, glaubt Obser.

Symposium und Einweihungsfeier



Bei einem internationalen Symposium zur archäologischen Erforschung von Glashütten in Europa, das vom 5. bis 7. Juni in Trier stattfindet, ist der Glasschmelzofen der Hochmark übrigens das Ziel einer Exkursion. Otto Obser wird dann Gelegenheit haben, den Wissenschaftlern im Vereinsdomizil Kulturscheune die wenige Meter davon entfernte Rekonstruktion vorzustellen. Interessierte aus Kordel und Umgebung können am Samstag, 25. April, ab 17 Uhr der offiziellen Einweihung des historischen Glasschmelzofens beiwohnen. EXTRA Kulturkreis Hochmark: Der Verein Kulturkreis Hochmark unter dem Vorsitz von Otmar Werle wurde im Mai 2000 gegründet und hat 110 Mitglieder. Neben geselligen Veranstaltungen bietet das Jahresprogramm Lesungen und Konzerte. Ein besonderes Augenmerk legt der Verein auf die Pflege der heimischen Mundart und die Bewahrung des Erbes der Glasmacher von der Hochmark. (alf)

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