Die grünen Oasen der Stadt

Trier ist überall da schön, wo es grün ist und blüht, sagt die bekannteste und wohl älteste Umweltaktivistin Triers, Else Fichter. Für die TV-Serie "Mein Zuhause" erzählt die 83-Jährige von ihrem Leben und ihren Lieblingsplätzen.

 Eine grüne Insel in der Stadt: Else Fichter liebt ihre wild bewachsene Dachterrasse. TV-Foto: Friedemann Vetter

Eine grüne Insel in der Stadt: Else Fichter liebt ihre wild bewachsene Dachterrasse. TV-Foto: Friedemann Vetter

Ich mag an dieser Stadt alles, was grün ist. Vor allem der ganze Alleenring hat es mir angetan. Ich lebe direkt an der Nordallee, und früher haben wir als Kinder mit unserem Wipproller immer Wettfahrten entlang der Straße gemacht. Und jeden Winter gab es Schnee. Die Allee fällt leicht ab, wir sind dann immer runter gerodelt. Damals haben wir nur gewartet, ob der Schnee noch vor Weihnachten kommt. Meistens kam er aber danach mit schöner Regelmäßigkeit. Heutzutage ist es ja sensationell, wenn überhaupt Schnee fällt.

Ich gehe heute noch gerne durch die von Bäumen gesäumten Straßen. Früher habe ich immer zu einer Freundin gesagt, dass wir genauso schöne Alleen haben wie am Zürich-See in der Schweiz. Ich liebe sie heute noch. Aber ich ärgere mich auch immer, wenn die Pflanzen im September vor den Bänken viel zu kurz geschnitten werden. Dann gibt es keine Barriere mehr gegen den Feinstaub aus den Autos. Das sind die Freuden und Leiden, wenn man an einer solchen Allee lebt, die man gerne hat.

Ich habe zum Glück auch noch meinen berühmten Dachgarten oberhalb des Café Lübke. Da darf alles wachsen, wie es will. Die Wand nach unten ist zum Beispiel voll mit Efeu. Er ist auch einer meiner liebsten Orte. Denn da kann ich zwischen meinen Pflanzen sitzen und runter auf die grünen Alleen schauen. Im Sommer ist die Terrasse regelrecht ein weiteres Zimmer. Als meine Mutter und meine Schwestern noch lebten, waren wir meistens öfter draußen als in der Wohnung.

Mein Dach ist leider nicht stabil genug für eine Photovoltaik-Anlage. Deshalb habe ich es bepflanzen lassen. Ein schönes Gründach bringt zwar nicht ganz so viel für das Klima, aber doch wenigstens etwas. Normalerweise wachsen die Pflanzen, die ich darauf gesetzt habe, in Ritzen von Mauern. Meine Freunde haben sie mit der Zeit rausgepflückt und mir immer Eimerchen davon mitgebracht, bis das Dach voll war.

Inzwischen habe ich auch schon viele andere dazu bewegt, ihr Dach zu bepflanzen. Beispielsweise die Waldorf-Schule. Ich kämpfe viel dafür, das Klima wieder in Ordnung zu bringen. Das ist eine schwierige Aufgabe, aber man darf nicht aufgeben. Ich habe inzwischen auch schon viele Solardächer bauen lassen. Die Leute nennen mich deshalb auch Solar-Else. Ich finde das gut, das passt zu mir.

Ich war auch immer hier, weil ich so unheimlich gern in Trier bin. Ich wollte nie in einer Großstadt wohnen. Meinen Großeltern gehörte das Haus schräg gegenüber meiner jetzigen Wohnung. Dort haben wir früher gelebt.

Beim Umzug haben wir sogar die Kastanienbäume mitgenommen und an die Straße gesetzt. Die sind jetzt fast so alt wie ich. Und wenn sie blühen, sind sie ganz wunderbar. So wie alle Grünflächen und Blumen in Trier.

Aufgezeichnet von Hannah Schmitt

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