Trier. Ding-dong. Ein paar Sekunden passiert nichts. Dann tönt es aus der Sprechanlage: "Ja?". "Die Sternsinger!", rufen Kai, Jan und Tristan im Chor. Der Summer ertönt, die Kinder treten ein. "Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg; führ uns zur Krippe hin, zeig, wo sie steht", singen sie, während sie sich langsam im Treppenhaus nach oben bewegen, auf der Suche nach einer sich öffnenden Tür.

Die Trierer Brüder Kai (zehn Jahre) und Jan (12) Strauch und der zehnjährige Tristan Schneider aus Schweich sind drei von rund hundert Kindern, die sich im Jahr 2010 in den Pfarreien Herz-Jesu, St. Matthias und St. Valerius als Heilige Drei Könige auf den Weg machen. Sie sammeln Spenden für Projekte in der ganzen Welt. Ihr Motto lautet: Kinder finden neue Wege.

"Ich habe meinen Bruder angesteckt", verkündet Jan, der in diesem Jahr schon zum zweiten Mal dabei ist. "Vergangenes Jahr kam ich durch meinen Freund Janick zu den Sternsingern. Dabei sind Kai und ich gar nicht getauft", erklärt er. Dorothea Appel sagt: "Bei uns darf jeder mitmachen. Hier wird die Ökumene gelebt."

Bevor Jan, Kai und Tristan loslaufen durften, haben Bruder Markus und seine Helfer sie und die anderen Könige im Pfarrzentrum St. Matthias auf ihre Aufgabe vorbereitet. Die Kinder haben Lieder eingeübt, einen Film über den Senegal geschaut und gemeinsam zu Mittag gegessen.

Dann endlich ging es ans Schminken und Verkleiden: "Wer ist denn heute unser Mohr?", fragt Dorothea Appel. Die Finger von Tristan und Kai schießen in die Höhe. Die Betreuerin lacht. Schließlich überlässt Tristan Kai die Rolle des Melchiors.

Nach einem kurzen Gottesdienst geht's los. Kaspar (Jan), Melchior (Kai) und Balthasar (Tristan) machen sich auf den Weg. Anfangs noch etwas zögerlich, singen die Kinder von Haus zu Haus kräftiger. "Kommt doch mal näher ran", treibt der erfahrenere Jan die beiden Jüngeren an. An manchen Türen klingeln die drei vergeblich, an anderen werden sie ins Treppenhaus gelassen, aber niemand öffnet die Wohnungstür. "Wieso machen die denn dann überhaupt auf?", ärgert sich Kai. Andere empfangen die Kinder herzlich. Else und Franz Josef Degen zum Beispiel warten jedes Jahr auf die Sternsinger, damit diese die handgefertigten Heiligen Drei Könige selbst in die Krippe stellen. "Wollt ihr was Warmes trinken?", fragt Franz Josef Degen. Dankend lehnen die Kinder ab. Ein paar Nüsse nehmen sie aber gerne mit.

Als es dunkel wird, machen sich die erschöpften, aber zufriedenen Könige auf den Heimweg. Tristan, Kai und Jan haben heute 152 Euro für die Kinder im Senegal gesammelt. Sie selbst dürfen einen Rucksack voller Süßigkeiten mit nach Hause nehmen.