Die Idylle hinter dem Kapellchen

MARIAHOF. Formal gehören sie zum Stadtteil Mariahof, doch die drei Dutzend Bewohner des weitaus älteren Brubacher Hofs pflegen ihre Eigenständigkeit.

 Wollen nicht mehr weg vom Brubacher Hof: Inge und Franz Kuhn mit Haflinger-Hengst Haskan.Foto: Marcus Stölb

Wollen nicht mehr weg vom Brubacher Hof: Inge und Franz Kuhn mit Haflinger-Hengst Haskan.Foto: Marcus Stölb

Wald,Wiesen und Weiden, das Brubacher Kapellchen, dahinter eine Senke,aus der acht Häuser emporragen. 36 Menschen leben hier und wollennicht mehr weg. Zumindest sagen das die geborenen Brubacher unddie wenigen, die in den vergangenen Jahrzehnten hierhin gezogensind. So wie Inge Kuhn, gebürtige Schweicherin und eingeheirateteBrubacherin. "Was Besseres konnte mir doch gar nicht passieren",schwärmt sie von ihrem Mann Franz und dem nicht mehr ganz soneuen Zuhause: Die Kuhns bewohnen das älteste Haus auf demBrubacher Hof; erbaut wurde es 1836. Abgelegen von der Stadt, hat sich die kleine Häuser-Ansammlung ihren ganz eigenen Charme bewahrt. Und der strahlt aus bis in die Talstadt. Denn seit rund 100 Jahren ist der Brubacher Hof so etwas wie ein Transit-Dorf für Trierer Spaziergänger. Wer über Mariahof nach Kernscheid wandert - für den führt fast kein Weg am Brubacher Hof und dem 1997 in einer Gemeinschaftsaktion generalsanierten Kapellchen vorbei.

Doch es ist nicht so sehr die sonntägliche "Ausweglosigkeit", die viele Wanderer im Landgasthaus "Brubacher Hof" einkehren lässt. Einen Namen hat sich das Gasthaus vielmehr mit seinen knusprigen und würzigen Hähnchen und dem "gammeren" Viez gemacht.

Seit 1878 existiert der Betrieb. Wer im 1965 errichteten "Neubau" einen Platz ergattern möchte, muss ihn rechtzeitig reservieren lassen. Seit 1996 führen die Familien Hennen und Lehder das Landgasthaus. "Wir sind ein richtiger Clan", sagt Jürgen Lehder. Sieben Familienmitglieder leben unter einem Dach. "Hier muss jeder ran", sagt Constanze Hennen. Ihr Bruder Ingo berichtet derweil von Viez und "Schinkenschmieren", die die Trierer selbst zu Kriegszeiten in den Brubacher Hof lockten. Dass hungrige Gäste auch schon mal warten müssen oder keinen Platz mehr bekommen, bedauert der "Clan", doch ändern wird sich daran wohl wenig. Denn Pläne, das 70 Plätze bietende Gasthaus auszubauen, gibt es nicht.

Nahezu ein Jahrzehnt ist es nun her, da hatte die Stadt große Pläne, mit denen sie sich allerdings auch großen Ärger einhandelte: Zwischen dem Mariahof und dem Brubacher Hof sollten 1200 Wohneinheiten entstehen. Der Stadtrat hatte das Areal bereits zum städtebaulichen Entwicklungsbereich erklärt und weitergehende Untersuchungen in Auftrag gegeben. "Nicht mit uns", sagten sich die Brubacher und schlossen sich zusammen. Nach ein paar Jahren war der Spuk vorbei und die Idylle gerettet - die Stadt verabschiedete sich von ihren Brubacher Bauland-Plänen. Ein Baugrundstück auf dem Brubacher Hof zu bekommen, ist heute ein Ding der Unmöglichkeit. Dafür gibt es wieder Platz in den Boxen der Pferdepension: Vor vier Jahren pachteten Inge und Franz Kuhn das Anwesen, 16 Einsteller nutzen derzeit das Angebot. "Die Zeit der langen Wartelisten ist vorbei", berichtet Franz Kuhn. Die Wirtschaftslage habe einigen Freizeitreitern den Spaß am nicht ganz so billigen Hobby verdorben.

Morgen in unserer Mariahof-Serie: Die Stadtwerke ziehen sich aus der Erdgas-Versorgung zurück.

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