Die im Dunkeln sieht man nicht

Zum Bericht "Die Rente reicht oft nicht" (TV vom 8. Februar):

Wenn man diesen Bericht liest, fallen einem die Worte von Mackie Messer aus der Dreigroschenoper von Bert Brecht ein, die am 31. August 1928 uraufgeführt worden ist. Hat sich seit dem nichts geändert?

Für einen der reichsten Staaten der Welt ist es sehr beschämend, dass die Altersarmut zunimmt.

Wenn Rentner, die ein ausgefülltes Arbeitsleben hinter sich haben, Zusatzjobs suchen müssen, um in den "Genuss" des Grundrechtes auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums zu kommen, dann ist dies beschämend.

Diese Rentner haben das "Glück", noch in körperlicher Verfassung für einen Zusatzjob zu sein. Aber für die übrigen von der Altersarmut erfassten oder bedrohten Menschen - und das ist die Mehrzahl - trifft dies nicht zu. Tatsache ist, wie im Bericht ausgeführt, dass viele sich nicht trauen und schämen, ihre Armut zuzugeben. Das sind die im Dunkeln. Bei diesen Mitbürgern reicht nach Bezahlung von Miete, Strom, Wasser oder Heizung - alles unverzichtbar - der verbleibende Rest des Alterseinkommens gerade noch für ein sparsames Einkaufen von Grundnahrungsmitteln aus.

An Kultur, Bücher, Reisen oder ähnliches ist nicht zu denken. Für sie gibt es nur wenige Sparmöglichkeiten: Sitzen im Dunkeln oder Sitzen in der kalten Wohnung. Sie wissen auch nicht, dass sie die Grundsicherung beantragen können.

Hier liegt ein großes Betätigungsfeld für die Seniorenvereinigungen aller Couleur. Insbesondere die großen Institutionen mit großen Mitgliederzahlen kennen kaum die Nöte all ihrer Mitglieder.

Es ist Eile angesagt, dass der Sozialstaat Bundesrepublik denen "im Dunkeln" hilft und denen im Licht keine Steuergeschenke hinterher wirft.

Helmut Deininger, Trier

Soziales

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